Fronleichnam in Hüfingen mit eindrucksvollem Blumenteppich: Nur der Priester mit dem Allerheiligsten in der Monstranz darf über die Hüfinger Blütenpracht schreiten. Foto: Sigwart Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerstiftung: Student nimmt sich des Brauchtums an / Analyse von Vegetationstagen und Lagerung

"Es wird immer schwieriger, Blumen und Menschen, die sie sammeln, zu finden", meint Martin Böhm von der Hüfinger Bürgerstiftung zum Thema Blumenteppich.

Hüfingen. Deshalb habe sich die Bürgerstiftung nach Möglichkeiten umgesehen, zumindest den botanischen Aspekt des Problems zu lösen. Also sei man im April auf Bürgermeister Michael Kollmeier zugegangen. Zusammen kam man auf die Idee, bei einer Universität nach Unterstützung von Spezialisten zu fragen. Und so kam die Universität Hohenheim ins Spiel.

"Die Vorlesung zum Thema Grünland fand ich ganz spannend", erinnert sich Klaus Schweizer, Student für Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim. "Das Thema Hüfinger Blumenteppich klang ganz interessant", erklärt Schweizer. Da er christlich erzogen wurde und sogar Oberministrant war, habe er auch einen persönlichen Bezug zum Brauchtum rund um Fronleichnam. In seiner Masterarbeit beschäftigt er sich nun unter anderem mit der Verbesserung der Säh- und Lagermethoden der Blumen und Blüten.

Um die Lagerung wissenschaftlich zu untersuchen, habe er verschiedene Blumenarten gesammelt und sie bei unterschiedlichen Temperaturen aufbewahrt. "Vier Grad Celsius sind die optimale Lagertemperatur", hat Schweizer festgestellt. Aber auch mit der Auswertung der Wetterdaten habe er sich beschäftigt. "Dabei geht es vor allem um die Vegetationstage innerhalb des Jahres", erklärt er. Um einen eigenen Eindruck zu gewinnen, begleitete er sogar einige Hüfinger beim Sammeln, Kleben und Legen.

Wegen der wichtigen Rolle des Blumenteppichs als Aushängeschild der Stadt Hüfingen sei auch die Kirche an dem Projekt interessiert, unterstreicht Harald Weh von der Kirchengemeinde: "Wir sind sehr froh über jede Hilfe", meint er.

Peter Marx, der Biotopvernetzungsbeauftragte der Stadt Hüfingen, zeigt ebenfalls großes Interesse an Schweizers Projekt. Der frühere Revierleiter engagiert sich schon seit über 60 Jahren beim Planen, Sammeln und Legen des Blumenteppichs. Marx sieht allerdings das größere Problem nicht bei den Pflanzen, sondern bei den Sammlern: "Wenn die Leute suchen wollen, gibt es immer einen Teppich." Klaus Schweizer stellt die Zwischenergebnisse seiner Masterarbeit am 20. November bei der Stiftungsversammlung der Hüfinger Bürgerstiftung vor. Diese hat ihn gemeinsam mit der Stadt Hüfingen finanziell unterstützt. Die Abgabefrist seiner Arbeit endet im März.

Die Idee: Nach einer Studienreise in Italien 1842/43, auf der er prachtvolle Blumenteppiche in der Nähe von Neapel gesehen hatte, war der Bildhauer Franz Xaver Reich so fasziniert, dass er selbst einen kleinen Teppich vor seinem Haus legte.

Der Brauch: Heute ist dieser Brauch gang und gäbe in Hüfingen. Blumen, Blüten und Farne werden in der Woche vor Fronleichnam gesammelt und, wo möglich, in kühlen Kellern gelagert. Anschließend wird das gesammelte Material mit Leim auf Vorzeichnungen befestigt und früh am Morgen an Fronleichnam auf der Straße ausgelegt. Der komplette Teppiche kann bis zu 500 Meter lang werden.

Die Entscheidung: Der Fronleichnamsausschuss der katholischen Seelsorgeeinheit Auf der Baar entscheidet sieben Tage vor dem Feiertag, ob ein großer, ein kleiner oder eventuell gar kein Blumenteppich gelegt wird. Grundlage der Entscheidung bildet die Vegetation.