Den 87-jährigen Otmar Mayer aus Hüfingen trifft man noch heute in seiner gut ausgestatteten Werkstatt hinter dem Ladengeschäft an. Fotos: Lendle Foto: Schwarzwälder Bote

Portrait: Otmar Mayer gehört seit 70 Jahren dem Kirchenchor an / 87-Jähriger als Holzschnitzer bekannt

"Dem Kirchenchor habe ich es zu verdanken, dass ich meine Frau Luise kennengelernt habe. Das war mein großes Glück im Leben", sagt Otmar Mayer aus Hüfingen.

Hüfingen. Im Gespräch erwähnt er immer wieder, dass seine Frau und seine große Familie sein Lebensmittelpunkt sind. 70 Jahre singt Otmar Mayer nun schon im Hüfinger Kirchenchor. Für diese einmalige Treue und sein überdurchschnittlich langes Engagement wurde er im vergangenen Herbst mit einer ganz besonderen Urkunde des Erzbischofs Stephan Burger aus Freiburg geehrt.

Man muss sich lange umschauen, um jemanden zu finden, der so lange wie Otmar Mayer im Dienste der Kirche singt. "Es hat mir immer Freude gemacht, in der Gemeinschaft zu singen, diese Freude reicht bis zum heutigen Tage", gesteht der 87-Jährige, der sich mit seiner Bass-Stimme im Chor einbringt. Dabei war der junge Otmar erblich vorbelastet. Denn als er nach dem Krieg in den Kirchenchor eintrat, sang sein Vater Adolf bereits dort. Damals dirigierte ein Lehrer der Schule in Hüfingen die Sänger.

Weil der Chor auch mal in den Ortsteilen sein Können zum Besten gab, lernte Mayer bei solch einem Auftritt in Fürstenberg seine zukünftige Frau Luise kennen. Zwar war es ihr wegen der familiären Situation nicht möglich, selbst im Chor mitzusingen, doch die Bande zwischen den beiden hält auch so bis zum heutigen Tage.

Über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren war Otmar Mayer zwischendurch einmal Vorsitzender des Kirchenchores. "Früher bin ich nach der Probe am Freitagabend immer mit den anderen in die Wirtschaft gegangen. Heute ziehe ich es vor, nach Hause zu gehen", sagt er ohne Bedauern. Die schön erlebte Geselligkeit fand aber nicht nur am Stammtisch statt.

Lustige und unvergessene Ausflüge sowie gesangliche Höhepunkte wie jedes Jahr an Fronleichnam und an Weihnachten haben beim Hüfinger Chor eine lange Tradition und haben die Mitglieder zusammengeschweißt. Auch der Abschied vom langjährigen Chorleiter Heinrich Kling nach 42 Jahren ließ den Chor vor rund fünf Jahren nicht auseinanderbrechen. Nach langer Suche erklärte sich Hubert Stinner aus Donaueschingen bereit, erst mal die Sänger fürs Fronleichnamsfest unter seine Fittiche zu nehmen. Daraus ist eine dauerhafte und fruchtbare Zusammenarbeit entstanden.

"Musik machen ist immer schön", stellt Otmar Mayer fest. Sein Faible für Musik, den Gesang und die Kunst ansich hat er jedem seiner sechs Söhne mit in die Wiege gelegt und auf den Lebensweg mitgegeben. Sie spielen alle ein Instrument oder singen.

Auch sonst hat Otmar Mayer sein Leben mit großem Erfolg der Kunst gewidmet. Seit er denken kann, malt und zeichnet er mit großer Leidenschaft. Seine handwerklichen Kapazitäten hat damals auch der Hüfinger Lehrer Heizmann erkannt und geraten, eine Lehre beim Holzbildhauer Rieber in Furtwagen zu beginnen. Mit seinem Vater ist er darauf hin mit dem Fahrrad nach Furtwangen gefahren und war sofort begeistert. Der Ausbildung stand nichts mehr im Wege, fortan fuhr er täglich mit dem "Bregtäler"-Eisenbähnle zur Arbeit.

Nach drei Jahren Ausbildung und zwei Gesellenjahren hat er sich in Hüfingen selbstständig gemacht und gleichzeitig ein Geschäft für Holzschnitzerei und Fotografie eröffnet.

Denn die Fotografie war eine weitere Leidenschaft des damaligen jungen Familienvaters. "Ich habe ja nie geraucht, von dem gesparten Geld habe ich mir lieber eine Kamera gekauft", erzählt Otmar Mayer.

Mit seinen geschickten Händen und seiner künstlerischen Begabung hat sich Otmar Mayer als Holzschnitzer weit über die Region hinaus einen Namen geschaffen. Vor allem wurde er mit seinen geschnitzten Masken für die Fasnet sehr bekannt. Aber auch Madonnen und andere Figuren für Kirchenausstattungen, Kapellen und Friedhöfe sowie Weihnachtskrippen samt Zubehör stammen aus seiner Werkstatt, in der er heute noch anzutreffen ist. Jede seiner Arbeiten hat er fotografiert, diese Fotografien füllen mehrere Alben. Er ist seit Jahren aktives Mitglied im Hüfinger Kunstkreis und hat schon viele Werke ausgestellt, ausgenommen in diesem Jahr. Sein Sohn Michael führt die Holzschnitzerei fort, Sohn Joachim hat mit seiner Frau das Fotogeschäft übernommen.