Integration: Familie aus Eritrea auf der Baar vereint / Helferkreis engagiert sich stark
Im Heim des Deutschen Roten Kreuzes herrschte gute Laune, denn es gab etwas zu feiern.
Hüfingen. Für einen gemütlichen Kaffeenachmittag mit den Flüchtlingen hatte der Helferkreis fleißig Kuchen gebacken. Abdu Mahmud aus Eritrea ist überglücklich, dass er seine Frau Fatma und seinen fünfjährigen Sohn endlich bei sich hat. Einen geglückten Familiennachzug nennt man das. Geglückt deshalb, weil man dafür unendliche Hürden überwinden und lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss, von vielen Ängste und Sorgen geplagt wird und viel Geld bezahlen muss. Ohne die engagierte Unterstützung des Helferkreises wäre es für Abdu Mahmud wohl nicht möglich gewesen, die vielen bürokratischen Anforderungen zu erfüllen und die finanziellen Mittel aufzubringen. Auch die Helfer benötigten viel Durchhaltevermögen, um die Familie glücklich zu vereinen. Das ist das erste Mal, dass dies in Hüfingen gelungen ist.
Abdu Mahmud und seine Frau Fatma machten sich Ende 2014 mit ihrem damals knapp dreijährigen Sohn Ahmed auf die langen Flucht nach Europa. Das bedeutete zu Fuß nach Äthiopien, durch die Wüste in den Sudan. Völlig entkräftet mussten Fatma und der kleine Ahmed in einem Flüchtlingslager im Sudan zurückbleiben. Adbu Mahmud machte sich allein auf den Weg Richtung Mittelmeer. 2015 kam er in Deutschland an, sein Asylantrag wurde zügig anerkannt, im September des Jahres stellte er einen Antrag auf Familiennachzug.
Inzwischen lebte der Eritreer in Hüfingen, wo sich der Helferkreis für ihn engagiert. Es wurden unzählige Mails mit der Botschaft in Khartoum im Sudan und dem Ausländeramt ausgetauscht. Der erste Termin für eine Vorsprache in der Botschaft wurde für September 2016 festgelegt. Nachdem Anne Köhl vom Helferkreis wegen des späten Termins Einspruch erhoben hatte, wurde dieser auf April 2016 vorgezogen. Inzwischen litt Abdu Mahmud an Depressionen, denn er hatte keine Arbeit und seine Frau und sein Sohn fehlten ihm sehr. Obwohl er erfolgreich ein Praktikum absolviert hatte, stets pünktlich, zuverlässig und arbeitswillig war, erhielt er die versprochene Stelle nicht. Eine weitere Hürde kam hinzu: Die deutsche Botschaft ließ wissen, dass die Ausweisdokumente von Fatma Mahmud nicht vollständig seien. Doch Papiere zu besorgen, war für die alleinstehende Frau im Sudan eine schier unlösbare Aufgabe. Für jeden Termin an der Botschaft musste sie 1000 Kilometer zurücklegen. Es wurde ein Rechtsanwalt zur Unterstützung beauftragt. Anfang 2017 waren alle Papiere komplett.
Angesichts mancherlei weiterer Hindernisse wandten sich die Helfer vom Hüfinger Flüchtlingskreis sogar an Sozial- und Integrationsminister Manfred Lucha. Und dann kam am 24. November endlich der lang ersehnte Bescheid, dass Fatma Mahmud das Visum erhält.
Blieben die Geldsorgen. Allein 1000 Euro verlangte die sudanesische Regierung für die Ausreise von zwei Personen, dazu kamen die Flugtickets von Khartoum nach Frankfurt sowie die Bahntickets. Das übernahmen die Mitglieder des Freundeskreises vorerst aus eigener Tasche, da Abdu Mahmud das Geld nicht hatte. Kurz vor Weihnachten kamen Fatma und der kleine Ahmed wohlbehalten in Frankfurt an.
Vorerst müssen sie drei Monate in der Erstaufnahme in Villingen leben, möchten aber dann unbedingt nach Hüfingen kommen. Das Wichtigste aber ist: Die Familie ist wieder vereint, endlich ohne Angst und Sorgen.
Seit wann gibt es den Helferkreis, wie viele Menschen engagieren sich?
Den Helferkreis gibt es seit 2015, als mehrere Flüchtlinge nach Hüfingen kamen. Inzwischen gehören rund 15 Personen dazu, die den Flüchtlingen aus Pakistan, Syrien, Eritrea und Gambia in verschiedenen Dingen helfen und ihnen zur Seite stehen. Helfer der ersten Stunde sind Anne Köhl, Ute Mäder, Kerstin Skodell, Gabi Knapp, Günter Fohmann, Walter Rau und Günter Wagner. Seit dem vergangenen Jahr ist der Helferkreis dem DRK Hüfingen angeschlossen.
In welchen Dingen unterstützen die Helfer die Flüchtlinge?
Wichtige Aufgaben sind die Berufsfindung, die Wohnungssuche, die Begleitung zu Ämtern, die Erledigung von Schriftsachen, allgemeine Beratungen, Terminabsprachen, begleitende Arztbesuche, Deutsch-Kurse, Hausaufgabenbetreuung für Schüler und Erwachsene in der Ausbildung sowie der gemeinsame Besuch von Elternabenden in der Schule, dem Kindergarten und vieles mehr.
Zudem werden gemeinsame Koch- und Spieleabende organisiert, man hilft beim Frühjahrputz, macht gemeinsame Ausflüge und kleine Wanderungen, öffnet den Zugang zum Sport wie Volleyball, bindet die Flüchtlinge in die Blumensuche zum Fronleichnamsfest ein, organisiert Fahrräder für sie und repariert sie gemeinsam. Die Flüchtlinge gehen mit ihren Helfern ins Altenpflegeheim und bieten den Bewohner bei öffentlichen Veranstaltungen Rollstuhlhilfe, es findet eine intensive Betreuung für die Familien statt und man veranstaltet gemeinsame Kaffeenachmittage für alle Flüchtlinge im Heim des Roten Kreuzes.
Wie umfangreich ist die Hilfe in Stunden aufgerechnet?
Es fallen ungefähr 200 ausschließlich ehrenamtliche Arbeitsstunden und mehr im Monat an, wobei jeder der Helfer Unterschiedliches leistet. Die Suche nach Arbeit für die jungen Männer nimmt viel Zeit in Anspruch.
Wie kann jeder helfen?
Wer sich im Helferkreis engagieren möchte, kann dies jederzeit tun. Auch ein Spendenkonto gibt es.