Matthias Stocker (links), Anita Stocker und Helmut Vogel freuen sich auf das Bürgerwehr-Jubiläum am Sonntag, 30. September. Ein ökumenischer Gottesdienst in der katholischen Stadtkirche läutet den Festtag ein. Foto: Wursthorn Foto: Schwarzwälder Bote

Fest zum 50-jährigen Bestehen / Mangelnder Nachwuchs bereitet Sorgen

Wenn die Historische Bürgerwehr Hüfingen 1741 am Sonntag, 30. September, das 50-jährige Bestehen feiert, geht der Blick wehmütig zurück.

Hüfingen (wur). Ein wenig stolze Erinnerung, ein wenig Warnung und Erklärung, warum das halbe Jahrhundert eben viel kleiner gefeiert wird als 1993, als das 25-jährige Bestehen anstand. "Wir sind alle 25 Jahre älter geworden", gibt Matthias Stocker eine einleuchtende Erklärung.

Seit 1989 leitet der 68-Jährige als Stellvertreter gemeinsam mit dem ein Jahr jüngeren Kommandaten Helmut Vogel die Bürgermiliz. Da fiel das viertägige Fest Ende August 1993 in die Frühphase der Anfangszeit. Für das Landestreffen der Bürgerwehren aus Baden und Hessen wurden 1000 Feldbetten organisiert, die in Mariahof, der Sporthalle und der Lucian-Reich-Schule aufgeschlagen wurden. "Und am Sonntag war dann der Festumzug mit 42 Milizen, Wehren und Trachtenvereinen und mehr als 1900 Mitwirkenden der absolute Höhepunkt", schwärmen Stocker und Vogel. Und heute? "Statt wie damals 22 haben wir heute gerade mal noch 13 Aktive. Und zwei davon sind unsere Damen", beschreibt Vogel die Personaldecke. Aber auch mit Blick auf gesetzliche Bestimmungen sei ein Mammutfest dieser Art nicht mehr zu stemmen. Deshalb wird im kleineren Rahmen gefeiert, ohne dass man auf das bunte Bild der Uniformierten verzichten muss.

Bei der Gestaltung des Festtages beziehen sich die Organisatoren bewusst auf die enge Beziehung zwischen Bürgerwehr und katholischer Kirche. Um 9 Uhr wird in der Stadtkirche ein ökumenischer Festgottesdienst gefeiert, den Dekan Andreas Huber und Pfarrerin Nicole Diedrichsen zelebrieren. 20 Minuten vor Gottesdienstbeginn beginnt der Aufmarsch der Bürgerwehren und Trachtenabordnungen. Mit dabei ist die Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen, die Patenwehr der Hüfinger. Rechnet man die vielen Abordnungen ein, die jeweils fünf Personen umfassen, ziehen wohl gut 260 Uniformträger in die Kirche ein und marschieren nach dem Gottesdienst mit Totenehrung zur Stadthalle. "Das ist die kleine Variante des großen Umzugs", freut sich Vogel.

Beim Festakt um 11 Uhr in der Stadthalle stehen Grußworte, vor allem aber der Festvortrag des Landeskommandanten Oberst Hans-Joachim Böhm an. Die Stadtmusik Hüfingen sorgt für die Musik, ehe nach einer Pause ab 13.30 Uhr in der Stadthalle der Kreistrachtentag des Bundes Heimat und Volksleben gefeiert wird. Die Gastgeber feiern in Uniform. "Als Veranstalter werden wir nicht in Erscheinung treten", kündigt Vogel an. So bewirtet der junge Hüfinger Fasnetverein "D'Schächerkatzen".

Gefeiert wird also unter ungewisser Perspektive. "Die Kräfte sind aufgezehrt. Ich glaube nicht, dass es uns zum 75-Jährigen noch gibt", räumt Vogel unumwunden ein. Dieser Pessimismus speist sich aus den Erfahrung der vergangenen Jahre. So waren es nämlich seit dem "Silberjubiläum" unzählige Veranstaltungen, in denen die Bürgerwehr abseits vom Paradieren Präsenz zeigte. Die Hoffnung, sich bei Stadtbächlifest, Töpfermarkt oder Römerfest als gesellige, fleißige und bürgernahe Gemeinschaft vorzustellen, ging nur zur Hälfte auf. "Unsere Anstrengungen werden gesehen, aber nicht gewertet", so Vogel. Denn Neuzugänge konnte die Wehr letztendlich nicht verzeichnen.

Weniger erfolgreich war auch 2003 die Schaffung der "Hüfinger Bürgerin": "Wir wollten Paare im mittleren Alter ansprechen, damit diese unter dem Dach der Bürgerwehr etwas gemeinsam unternehmen können", erinnert Vogel an die Ursprungsintension. Wie die Uniform des Bürgersoldaten wurde auch die Kleidung der Bürgerin nach Gemälden von Karl von Schneider rekonstruiert. Am Ende waren es drei Frauen, die sich in Bürgerinnen verwandelten, zwei sind heute noch aktiv. Für die Bürgerwehr heißt es nun zurück zu den Kernaufgaben: Im Städtle wird sie weiter die Fronleichnamsprozession begleiten, an Neujahr wird geschossen, beim Töpfermarkt wird bewirtet und bei der Eröffnung des Stadtbächlifestes steht das Bürgermilitär seinen Mann und seine Frau. "Aber ansonsten verlegen wir uns aufs Paradieren", sagt Stocker. Die Einladungen von Festen gleichgesinnter Gruppen im In- und Ausland kommen jeweils zum Jahresende. Etwa vier Auswärts-Auftritte pro Jahr gönnen sich die Hüfinger. Die nächste Auswärtsverpflichtung steht am 14. Oktober an. In Bad Cannstatt werden 200 Jahre Wasen gefeiert