Trotz des menschlichen Sommerlebens finden sich Tiere am Riedsee zurecht.
Hüfingen - Hobby-Schatztaucher aufgepasst! Ein recht exklusives Stück "Zivilisationsmüll" liegt im Hüfinger Riedsee. Finderlohn dürfte es geben.
Die für Wassersportler vergangenen Supertage haben einem Riedsee-Surfer die Kohlefaser-Finne (flossenähnliches Bauteil, sitzt am unteren Heck eines Boards zum Zweck der Richtungsstabilität) gekostet, das Einzelstück geht für mindestens 160 Euro über den Ladentisch. "Klack", der Wind war stärker, die Finne ausgebrochen und weg – Nachteil der von Hand laminierten "High-Tech-Stachel": Sie sind schwerer als Wasser und auch noch schwarz wie die Nacht respektive der Riedseegrund.
Tauchen nach dem "Sonderling" kommt der Suche im sprichwörtlichen Heuhaufen gleich, immer wieder aber begeben sich Schnorchler und Flaschentaucher im Riedsee in die ganz andere Welt. Zuletzt etwa traf sich die ansässige Ortsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Lebensrettung (DLRG) am durchschnittlich fünf Meter tiefen Binnengewässer, manchmal hilft ja der Zufall. Der nun um seine Lieblingsfinne gebrachte Surfer kann die in Frage kommenden Stelle immerhin auf etwa 900 Quadratmeter eingrenzen.
See und Ufer sind sauber wie nie
Eine verlorene Surfbrettfinne steckt der große Riedsee locker weg, das Laminat muss keinen Fisch kümmern. Schon ganz andere und richtig gefährliche Dinge sind im See untergegangen, früher gab es auch auf dem Wasser treibende Ölflecken. Auch wenn es manchmal einen anderen Anschein hat, vornehmlich nach den Strandzauber-Tagen mit Grillgut, Bier und Prosecco: See und Ufer sind sauber wie nie – das ist doch eine gute lokale Ökonachricht im neuen Jahrtausend.
In Sachen Riedsee fährt die Stadt Hüfingen übrigens einen gelungenen diplomatischen Kurs. Nicht zu viel, nicht zu wenig Ordnungspolitik – die Nutzer (hauptsächlich natürlich das Kieswerk "Jäggle"), Freunde und Bewohner des kleinen Gewässers haben zu einer friedlichen Koexistenz gefunden. Arbeiter, Sonnenanbeter, Badende, Angler, Segler, Surfer, Kiter, Tiere – auch in den wenigen stärker frequentierten Wochen des Sommerhalbjahres kommt man miteinander klar, ohne dass ein Ordnungshüter hin und her geht.
Die Windsurfer etwa danken für ihre Freiheit mit "Uferputzeten", die neu ins Ried kommenden Kiter sind sogar überdurchschnittlich umweltbewusst. Leere Flaschen, Alufolie, alte Grillgitter an deren Lagerstätte? Fehlanzeige.
Stichwort Tiere: Dass diese im Ried trotz des menschlichen Sommerlebens noch zurecht kommen, zeigt ein Biber, der momentan vom großen Hüfinger an den auf Donaueschinger Gemarkung liegenden "FKK-See" wechselt. Dort legt sich der Nager derart ins Zeug, dass die textilfreien Sommerfrischler Angst um ihre Schattenspender haben. Ein Donaueschinger schmunzelnd: "Ich verstehe ja, dass dem Biber die Gummi-Männle mit Segel und Drachen (gemeint sind Surfer und Kiter) nicht so gut gefallen. Alle Bäume muss er bei uns deshalb aber nicht umlegen."