Zufrieden mit dem Projektverlauf (von links): Peter Marx, Leopold Jerger, Sumpfohrens Ortsvorsteherin Ancilla Batsching, Thomas Grözinger und Bürgermeister Michael Kollmeier. Foto: Schwarzwälder Bote

Projekte: Renaturierung Marbengraben ist abgeschlossen / Gewässerrandstreifen stärkt Artenreichtum

Im Zeit- und Kostenrahmen umgesetzt, mit erfreulichen Wirkungen für die Tier- und Pflanzenwelt und letztlich positiv für die kommunale Ökobilanz, das ist gleichzeitig die Bilanz des Renaturierungsprojekts Marbengraben.

Hüfingen (wur). Das Renaturierungsprojekt Marbengraben kann sich zwei Monate nach Abschluss der Arbeiten, sehen lassen. Auf drei Kilometern Länge wurde das Fließgewässer naturnah umgestaltet – teils im alten, weitgehend kanalisierten Bett, teils wurde der Gewässerlauf neu trassiert.

In etwas mehr als zwei Monaten ab Februar wurden Steine in Sohle und Uferböschung entfernt, Brücken zurückgebaut und Abstürze beseitigt. Wo, wie etwa im Bereich der Kreis-Mülldeponie, mehr Gestaltungsfläche zur Verfügung stand, wurden in Zusammenarbeit mit der Fischervereinigung mit Kiesanschüttungen laichgeeignete Flachwasserzonen geschaffen. Beim Rückbau des um 1980 gerade ausgerichteten, kanalisierten Grabens wurde auch darauf geachtet, Barrieren für Fische und Kleinstlebewesen zu beseitigen. So wurden Schwellen ausgebaut und die Fließgeschwindigkeit durch den Einbau von Störsteinen reduziert.

Zum Ansatz, die Vielfalt der Strukturen zu erhöhen, gehören auch ganz unterschiedlich gestaltete Uferböschungen. Vor Ort, ein paar hundert Meter weg von den ersten Häusern in Sumpfohren, gibt es einen ersten Eindruck, wie sich die Bachränder weiter entwickeln. Am Rand des Steilbereichs sind Blüten zu sehen, die man durch den Ankauf der Gewässerrandstreifen durch die Stadt in breiterer Fläche sehen möchte. Jenseits einer schmalen Betonbrücke sind die Uferbereiche großzügig modelliert, aber kahl. "Da lassen wir es einfach wachsen", sagte Stadtbaumeister Leopold Jerger. Im Projektplan heißt das, die eigendynamische Entwicklung werde gefördert.

Der naturnahe Umbau des Marbengrabens, der projektbezogen auch Otten- und Sichengraben umfasst, wäre ohne eine Nutzungsänderung der Gewässerrandstreifen nicht sinnvoll. Aus dem Jahr 2015 rühren erste Projekte, seit 2017 geht es umfänglicher, aber auch mit mehr bürokratischen Hemmnissen voran. Nicht zuletzt deshalb, weil das Land seither im Wasserhaushaltsgesetz strenger definiert, wie ein fünf bis zehn Meter breiter Gewässerrandstreifen genutzt werden darf. Weder Ackerbau noch Düngung oder der Einsatz chemischer Hilfsmittel sind in dieser sensiblen Zone erlaubt. Die Besitzer, Privatmann oder Kommune, müssen geeignete Pflanzen aussähen.

Die Stadt indes erwirbt diese nur noch bedingt nutzbaren Randflächen von Landwirten. Die ersten Vorverträge, die sich nicht auf den Marbengraben beschränken, wurden 2017 geschlossen. Wo die Stadt die Flächen besitzt, lässt sie Samen von Wiesenblumen ausbringen, die Feuchtstandorte vertragen, sowie die Flächen innerhalb des extensiven Pflegeaufwands, ein- bis mehrmals im Jahr mähen.

"Wo diese Wiesenblumen länger blühen, ist das gut für Insekten, Bienen und Schmetterlinge, aber auch für Bodenbrüter aus der Vogelwelt", sagte der Landschaftsarchitekt Thomas Grözinger, der das Projekt begleitet.

Von ökologisch aufgewerteten 5,2 Hektar sprach Bürgermeister Michael Kollmeier, ohne sich aber auf die reinen Zahlen zu beschränken. Ihm war es wichtig, dass sich fast alle Grundstücksbesitzer vom Verkauf überzeugen ließen. Das sei nicht mit einem Besuch getan gewesen, lobte Kollmeier die Hartnäckigkeit des Biotopbeauftragten Peter Marx. Alle fraglichen neun privaten Grundstücke in Sumpfohren habe er erwerben können, sagte Marx. In Hüfingen stellte sich bei sieben Parzellen ein Landwirt quer. Überall habe die Stadt den gleichen Preis je Flächeneinheit bezahlt.

Im Frühjahr half eine Phase stabiler Trockenheit, die Erdarbeiten in einem Zug auszuführen. Insbesondere im eher durch Moorboden charakterisierten Bereich der Deponie habe die Arbeit im Trockenen schweres Gerät erspart und somit Zusatzkosten vermindert, sagte Grözinger. Gleiches gilt für den Massenausgleich. Mehr als 4000 Kubikmeter Material wurden zwischen Februar und April bewegt. Dieses konnte am Rand der Deponie abgelegt werden.

Die Umwandlung von Otten-, Marben- und Sichengraben ist mit einer Vergabesumme von rund 237 000 Euro veranschlagt. 85 Prozent der zuschussfähigen Kosten zahlt das Land aus der Projektförderung. Im Bereich Marbengraben werden 3,2 Hektar in das Vorhaben genommen, davon 1,9 Hektar von privat angekaufter Fläche. Im Bereich Deponie beträgt der Gestaltungsspielraum zwei Hektar. Mit der Renaturierung sammelt die Stadt Punkte fürs Ökokonto und gleicht so Eingriffe in die Natur aus.