Wie geht es mit dem Aquari weiter? Diese Frage muss irgendwann diskutiert werden – aber dann in Ruhe. Foto: Wursthorn Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Michael Steinemann stellt Hallenbad-Zukunft in Frage / Defizit als Grund

Reinhard Isak kämpft für die Freizeit-Einrichtung, Hüfingens Bürgermeister will das Thema in Ruhe angehen und Stadtrat Michael Steinemann drängt zur baldigen Diskussion.

Hüfingen (jak). Eigentlich ist der Jahresabschluss der Hüfinger Stadtwerke nicht gerade ein spektakuläres Thema. Viele Zahlen und unterm Strich steht ein Betrag. Dieses Mal liegt der Gewinn mit 140 000 Euro rund 100 000 Euro über dem des Vorjahres. Eigentlich ein Grund zur Freude.

Denn BFSO/Grünen-Stadtrat Michael Steinemann ist beim Studieren der Zahlen über das Defizit des Aquaris gestolpert. 568 000 Euro stehen da für das vergangene Jahr und noch einmal 53 000 Euro für die Sauna. "Wenn man die Zahlen liest, wird es höchste Zeit, sich über die Zukunft des Aquaris Gedanken zu machen."

Jeder Hüfinger würde das Hallenbad jährlich mit 80 Euro subventionieren und das, obwohl doch nur ein Viertel der Gäste aus Hüfingen kommen würde. So würde eine große Mehrheit mit den Wassergebühren, die ebenfalls über den Eigenbetrieb Stadtwerke laufen, das Schwimmvergnügen finanzieren, das sie gar nicht nutzen. "In guten Haushaltsjahren fällt das vielleicht nicht so sehr ins Gewicht", so Steinemann.

Aber das Geld fehle dann nachher für Vereine, Kindergärten und anderes. Der Neubau oder die Sanierung des Aquaris wären für Hüfingen ein Jahrhundertprojekt und ein finanzieller Kraftakt, bei dem die Bürger beteiligt werden müssten und auch mit den umliegenden Gemeinden, deren Bürger das Schwimmbad schließlich auch nutzen, gesprochen werden müsste.

Ganz anders sieht das SPD-Stadtrat Reinhard Isak. "Trotz der in die Jahre gekommenen Grund-Bausubstanz nimmt unser Hallenbad im bundesweiten Vergleich beim Kostendeckungsgrad immer noch eine Spitzenstellung ein." Dieser liegt bundesweit bei 32 Prozent, das Aquari hat einen Kostendeckungsgrad von 40 Prozent.

Die Anfrage von Steinemann sei eine Steilvorlage für die Kämmerei gewesen, den Finger auf offene Wunden zu legen und zu stetiger Ausgabendisziplin zu ermahnen.

Nun werde von der Kämmerei ausgesagt, dass ohne Hallenbad die Wasserpreise gesenkt werden könnten: "Dies ist aus unserer Sicht eine sehr populistische Argumentation, die in den letzten 30 Jahren niemandem eingefallen ist", sagt Isak. Zudem die Hüfinger Wassergebühren unter dem allgemeinen Durchschnitt liegen würden.

Die Stadt brauche keine Gewinnzurückführung von den Stadtwerken. "Wir leisten uns mit dieser Konstruktion für unsere Bürger ein Hallenbad – auch als nicht zu verachtendes kommunalpolitisches Alleinstellungsmerkmal in der ganzen näheren Region."

Bürgermeister Michael Kollmeier sah wenig Sinn darin, über die Zukunft des Aquaris anlässlich des Jahresabschlusses Stadtwerke zu diskutieren. "Allein seine Position zu bekunden, das bringt noch keine Mehrheit." Für diese Diskussion sollte man sich Zeit nehmen und sie in Ruhe führen. "Wir tun alles, dass wir das aktuelle Aquari noch möglichst lange nutzen können."

Und die beiden übrigen Fraktionen? Während das Dreibündnis FW/FDP/UWV durch die Abwesenheit von Fraktionssprecher Adolf Baumann einfach in Schweigen verfiel, widmet sich CDU-Fraktionssprecher Christof Faller den Aquari-Zahlen im Jahresabschluss der Stadtwerke nur mit einem Satz: "An das Defizit des Hallenbades haben wir uns ja schon gewöhnt", sagt Faller.

Der CDU-Fraktionssprecher freute sich vielmehr über den Gewinn der Stadtwerke, auch wenn es noch besser sein könnte, und wunderte sich vielmehr, dass im vergangenen Jahr auch die Sauna ein Defizit eingefahren hat. "Ich dachte immer, die bringt Geld."

Kerstin Skodell hatte für den Rückgang der Eintrittsgelder auch schon einen Grund parat: "Es kommen einfach weniger Leute, weil sie nicht mehr so zufrieden sind." Doch laut Hüfingens Bürgermeister Kollmeier sollen für dieses Jahr sowohl die Besucherzahlen, als auch die Einnahmen durch die Sauna wesentlich besser sein.

Abriss oder eine große Sanierung? Vor dieser Frage steht Hüfingen. Teuer wird es wohl auf jeden Fall – egal für welchen Weg sich die Stadträte letztendlich entscheiden. Die Sanierung: Unter dem Strich müssen Teile des Schwimmbades definitiv abgerissen werden – auch wenn saniert wird. Unter dem Strich geht der Gutachter bei einer Sanierung von Kosten in der Höhe von mindestens zehn Millionen Euro aus. Wird dann noch die Fassade des Nebentraktes für und 99 000 Euro und die Sanierung der Duschen für 737 000 Euro realisiert, liegen die Kosten bei elf Millionen Euro.Der Neubau: Für einen Neubau auf der "grünen Wiese" wird mit 11,7 Millionen Euro gerechnet. Allerdings stellt sich dann noch die Frage nach der Sauna. Eine neue Sauna könnte rund 1,8 Millionen Euro kosten, sodass es dann insgesamt 13,5 Millionen Euro wären. Natürlich würden auch noch weitere Kosten wie beispielsweise für den Abbruch des alten Schwimmbades entstehen, sodass unter dem Strich auch rund 15 Millionen Euro stehen könnten. Und dann gibt es noch die Variante, das Aquari am aktuellen Standort neu zu bauen. Hierfür rechnet der Gutachter mit zwölf Millionen Euro.