Bürgerstiftung: Thomas Liebert tritt in die zweite Reihe zurück / Ehemaliger Bürgermeister war Gründer
Den Gewdanken hatte Thomas Liebert schon bei der Feier zum zehnten Geburtstag der Bürgerstiftung geäußert.
Hüfingen (jak). Damals hatte der Vorsitzende mit einem Augenzwinkern erläutert, dass Anton Knapp, wo er doch nun nicht mehr Bürgermeister sei, viel Zeit habe. Und dass es ja schon bei anderen Bürgerstiftungen funktioniert habe, wenn ein ehemaliger Politiker die Führung übernommen hat. Das wäre doch auch eine Idee für die Hüfinger Bürgerstiftung.
Ein halbes Jahr später ist die Idee in die Realität umgesetzt: Anton Knapp ist Vorsitzender der Bürgerstiftung, und Liebert, der sie seit ihrer Gründung geführt hat, wird in die zweite Reihe zurücktreten. "Anton Knapp kam nach der Feier zu mir und hat mich gefragt, ob ich das ernst gemeint habe", erinnert sich Thomas Liebert. Und klar hatte er es ernst gemeint.
Es ist nicht so, dass Liebert die Bürgerstiftung nicht mehr am Herzen liegt. Doch mit der Zeit ist das so eine Sache: Die Bauwirtschaft boomt, die Auftragsbücher des Ingenieurbüros sind mehr als voll, und "Ich bin fast jeden Tag in einer anderen Stadt". Die Firma brauche ihn jetzt, und was liege da näher, als die Bürgerstiftung in die Hände des Mannes zu legen, der überhaupt erst dafür gesorgt hat, dass sie vor etwas mehr als zehn Jahren gegründet worden ist?
Knapp hatte in seiner Zeit als Bürgermeister vor gut zwölf Jahren für die Gründung einer entsprechenden Stiftung geworben. Doch da es eine Bürgerstiftung werden sollte, hat er sie damals auch schnell in die Hände der Bürger übergeben. Doch das heißt nicht, dass er sich in den vergangenen zehn Jahren nicht auch um die Stiftung gekümmert hat. Privat hat er Geld gespendet und auch als Bürgermeister dem einen oder anderen Spender die Stiftung ans Herzen gelegt.
Dass er allerdings irgendwann einmal Vorsitzender des Stiftungsvorstands werden würde, damit hatte Knapp weder gerechnet noch überhaupt daran gedacht. Das Amt übernimmt er auch nicht, weil er nun als Rentner Langeweile hat und nicht weiß, was er den ganzen Tag tun soll. Bei Weitem ist das nicht der Fall. Die Bürgerstiftung habe ihm immer am Herzen gelegen, und von Anfang an sei das Projekt auf ein langfristiges Wirken ausgelegt worden. "Wenn ich dazu einen Beitrag leisten kann, dann tue ich es gern."
Nach der Gründung sei es ihm wichtig gewesen, dass es eine Stiftung der Bürger ist. "Nun bin ich ja selbst ein Bürger." Somit kein Hindernis, dass Knapp sein "Kind" wieder in Obhut nimmt.
Die komplette Kehrtwende wird es unter der Führung von ihm allerdings nicht geben. "Thomas Liebert und ich haben da die gleiche Philosophie", erklärt Knapp, der sich durchaus von Lieberts Leistung beeindruckt zeigt. "Zehn Jahre Vorsitzender zu sein, das ist bei Weitem kein Pappenstiel." Vielleicht – wenn er gesund und fit bleibe – schaffe er ja auch so eine lange Zeit.
Oberstes Gebot für den alten und den neuen Vorsitzenden war und ist die Erhaltung und die Erhöhung des Kapitals. Zweiter Punkt ist die Gewinnung von Zustiftern. Denn nur so kann die Bürgerstiftung auch ihrem Sinn und Zweck nachkommen: gemeinnützige Projekte in Hüfingen in den Bereichen Kinder- und Jugendarbeit, Bildung, Altenhilfe, Sport und Gesundheitswesen, Umwelt und Naturschutz, Kunst, Kultur und Denkmalschutz zu entwickeln und zu fördern.
Immer wieder Bedarf
Und auch wenn Liebert gern von der "Insel der Glückseligen" spricht, weil es den Hüfingern so gut geht: Projekte gibt es durchaus, die gefördert und unterstützt werden können. "Und es kommen sicher auch mal wieder andere Zeiten."
Und dann wird die Bürgerstiftung zur Stelle sein. "Es ist ein Projekt, das auf Jahrzehnte und Jahrhunderte angelegt ist und dann noch immer hilft, wenn sich keiner mehr an unsere Namen erinnert", sagt Knapp. Worte, denen sein Vorgänger nur zustimmen kann.
Zum zehnten Geburtstag hat die Bürgerstiftung ein ganz besonderes Projekt auf DVD herausgebracht: die Hifinger Gschecht(li). Bürger erzählen ihre persönlichen Erlebnisse aus der Vergangenheit. Mit dabei sind beispielsweise Otto Böhm, Adolf Baumann und Eva von Lintig. So sind 33 unterschiedliche Erzählungen zusammengekommen, die aber eines gemeinsam haben: Hüfinger erzählen Erlebnisse aus ihrer Stadt für die Nachwelt. Was verbindet Kaspar Hauser mit Mundelfingen? Wie ist es, wenn man im Rathaus wohnt? Oder was hat es eigentlich mit dem Stadtbock auf sich? Die DVD mit den Hifinger Gschecht(li) gibt es für 15 Euro zu kaufen bei Weinhaus Baum, dem Stadtmuseum, im Rathaus und beim Ingenieurbüro Liebert.