Wirtschaft: Olga Kogios kauft das Hotel Royal / Erich Behringer vermittelt / Pläne für eine Erneuerung

Als etwas in die Jahre gekommen lässt sich das Hotel Royal in der August-Reitz-Straße bezeichnen. Doch das könnte sich bald ändern. Denn Olga Kogios, die langjährige Pächterin, hat das Hotel vor Kurzem gekauft – und hat einiges vor damit.

VS-Schwenningen. Der Schriftzug "Weinstube zum Uhrmacher" hängt noch immer am Restaurant-Eingang des Gebäudes mit Stuckfassade und abgeschrägtem Schindeldach an der Ecke zwischen August-Reitz- und Karlstraße Denn das Hotel-Restaurant Royal hat eine lange Tradition in Schwenningen. Dementsprechend alt ist es – und dementsprechend lange ist die letzte Sanierung her.

Die Augen von Olga Kogios glänzen, wenn sie vom Hotel erzählt. Vom Hotel, das nun tatsächlich ihr gehört. 2012 hat sie es zusammen mit ihrem Mann gepachtet – und wollte es eigentlich schon von Anfang als Familienbetrieb kaufen. Doch bereits die Pacht war damals ein großes finanzielles Wagnis für Kogios, die ursprünglich aus Russland stammt, während ihr Mann Grieche ist.

Start mit "null Kapital"

"Wir haben mit null Kapital angefangen und uns mit viel Geduld und Fleiß Stück für Stück hochgearbeitet", erklärt sie. Der damalige Eigentümer, ein Kapitalanleger aus Heilbronn, habe viel Vertrauen und Verständnis für die Familie Kogios gehabt. Im Laufe der Jahre hat sie den Betrieb zu einem soliden Mittelklasse-Hotel mit griechischem Restaurant etablieren können.

Per Zufall sei die Unternehmerin vor einigen Jahren auf Erich Behringer, bekannter Immobilienexperte aus der Region, getroffen – er war damals Frühstücksgast im Hotel – und wurde zu seinem Kunden. Doch der Versuch, das Hotel käuflich zu erwerben, scheiterte mehrmals. Nicht am bisherigen Eigentümer, sondern an der Finanzierung. "Es ist mittlerweile sehr schwierig, für einen Gastro- oder Hotelbetrieb eine Finanzierung zu bekommen", weiß Erich Behringer aus Erfahrung. Gerade einige große Banken lehnten es grundsätzlich ab – unabhängig davon, ob der Betrieb gut laufe oder nicht. Rund fünf Jahre lang ruhte das Projekt Hotelkauf, ehe sich Kogios und Behringer vor einigen Monaten wieder trafen und es noch einmal bei einer Bank "aus der benachbarten Region" versuchten – diesmal mit Erfolg, und das trotz der schwierigen Pandemiezeit.

Bald Wiedereröffnung

Dann ging alles ganz schnell. "Der Kaufpreis ist mittlerweile voll gezahlt und Frau Kogios als neue Eigentümerin im Grundbuch eingetragen", freut sich auch Behringer.

Und jetzt? Derzeit sei der vollständige Betrieb coronabedingt noch nicht wieder aufgenommen worden, berichtet Olga Kogios, die mit ihrem Mann zwei jugendliche Töchter hat. Einzig Geschäftsleute kämen zum Übernachten und Essen, das eigentliche Restaurant sei noch geschlossen. Den zweiten Lockdown habe die Familie genutzt, um im Innern ein bisschen zu renovieren. "Ich hoffe, dass wir Ende September wieder richtig durchstarten können", sagt die neue Eigentümerin, die ein Team von fünf Mitarbeitern um sich hat, während ihr Mann die Küche führt. Bis zur Wiedereröffnung muss zudem noch ein Hygienekonzept umgesetzt werden.

"Familienbetrieb"

Denn eigentlich kommen nicht nur Geschäftsleute, sondern auch Monteure, kleinere Sportmannschaften oder auch einige Privatpersonen hierher. 20 Zimmer hat das Hotel, das Kogios bewusst nicht mit anderen Betrieben in Schwenningen, so dem Hotel Central, gleichsetzen will. Es sei gut, dass es in VS verschiedene Kategorien von Hotels gibt, findet sie. "Wir sind kein Fünf-Sterne-Hotel, sondern ein Familienbetrieb."

"Haus hat Potenzial"

Dennoch: Durch den Kauf sieht die Geschäftsfrau nun mehr Handlungsspielraum und findet: "Das Haus hat Potenzial!" Pläne, den Betrieb moderner und größer zu gestalten, gebe es natürlich, doch übernehmen will sie sich besonders am Anfang nicht. "Es wird etwas Neues geben, aber wir wissen noch nicht genau, was."

Bei allem Neuen soll aber der Charme des Traditionshauses nicht ganz verloren gehen. Im Restaurant gibt es unter anderem noch zwei Vitrinen aus dem Jahr 1964, die erhalten bleiben sollen. Und wahrscheinlich soll auch das Schild "Weinstube zum Uhrmacher" weiterhin hängen bleiben.