Die Gesichter hinter dem Hotel Schwarzwald auf dem Kniebis: Ulrich Schmelzle mit Ehefrau Ingrid (links) und Tochter Annabelle. Foto: Ortmann

Das Hotel Schwarzwald auf dem Kniebis wird nach den Betriebsferien nicht mehr öffnen. Trotz vieler Rückschläge haben Ulrich Schmelzle, Ehefrau Ingrid und Tochter Annabelle lange durchgehalten – sodass sie nun auch mit einem lachenden Auge den Betrieb Ruhen lassen können.

Freudenstadt-Kniebis - Das Hotel Schwarzwald wirkt wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Da ist die gelbe Fassade, der knarrende Holzboden, die rustikale Einrichtung. Nichts, womit man im Jahr 2022 einen Investor beeindrucken könnte. Doch es sind gerade diese Eigenheiten, für die das Hotel von den Gästen bis zuletzt geschätzt worden war. Kein fremdfinanziertes Millionenprojekt, sondern ein traditionsreicher Familienbetrieb mit Ecken und Kanten.

Keine Kraft mehr

Dieser Umstand ist aber auch der Grund, warum die Geschichte des Hotels nun endet. Ulrich Schmelzle ist 75, seine Frau Ingrid 70 Jahre alt. Das Paar hat nicht mehr die Kraft, um den Betrieb fortzuführen. "Wir können einfach nicht mehr", sagt Ulrich Schmelzle. Trotz gesundheitlicher Probleme, gestiegener Kosten und einer sinkenden Zahl an Übernachtungen haben er, seine Ehefrau Ingrid und Tochter Annabelle lange durchgehalten.

Nun endet die 115 Jahre währende Familientradition. 1908 hatte der Großvater von Ulrich Schmelzle den Betrieb aufgenommen. Seit 1990 leitet Ulrich Schmelzle das Hotel, nachdem er zuvor über Jahre seine Mutter und seine Tante dabei unterstützt hatte. "Mit meiner Ausbildungszeit stand ich jetzt fast 61 Jahre lang am Herd", sagt Ulrich Schmelzle.

Um ein weiteres Gasthaus ärmer

Sein gesamtes Herzblut hat er in das Hotel investiert, sodass er sich nun guten Gewissens zur Ruhe setzten kann. Trotzdem bedauert der 75-Jährige, dass der Kniebis nun um ein weiteres Gasthaus ärmer ist. Ulrich Schmelzle hat mit eigenen Augen miterlebt, wie dort in den vergangenen Jahrzehnten "ein Betrieb nach dem anderen zugemacht hat".

Die Interessen der Touristen hätten sich verändert, sagt er. "Viele Menschen wollen heute nur noch Vier-Sterne-Hotels und Wellness – zum Zwei-Sterne-Preis." Mit den rasant gestiegenen Energiekosten ist nun ein weiteres Problem hinzugekommen. "Pro Übernachtung würden nun 20 Euro mehr anfallen, alleine für das Heizen", sagt Schmelzle. Was jetzt aus dem Gebäude wird, sei noch ungewiss.

Familiäre Atmosphäre

Trotz all dieser Entwicklungen hat das Hotel Schwarzwald in den 115 Jahren seine Seele nie verloren. Die Frage, was das Hotel ausgezeichnet hat, will Schmelzle nicht selbst beantworten. Er blättert durch das Gästebuch. Von Gastfreundschaft, Kochkunst und familiärer Atmosphäre ist darin zu lesen. "Schon meinen Eltern hat es hier gefallen", schreibt eine Frau, die als Kind im Hotel Schwarzwald Urlaub gemacht hatte und Jahre später wiederkam.

Einige Gäste waren mehr als hundertmal dort, wie Ulrich Schmelzle stolz erzählt. Familien, die über Jahrzehnte und Generationen hinweg immer wieder kamen, haben ihn dazu bewogen, bis zuletzt durchzuhalten. Sie alle haben das geschätzt, was die Familie seit jeher angetrieben hat: "Wir wollten immer gute Gastgeber für jedermann sein."