Sahnestück mit bester Aussicht in jeder Hinsicht – was künftig mit dem Hotel Diegner geschieht, will die Stadt selbst in der Hand haben. Foto: Eich

Lieber schnell selbst kaufen, ehe es ein anderer tut und mit dem Hotelareal in bester Villinger Lage Unfug treibt – das dachten sich die Stadträte von Villingen-Schwenningen und segneten damit den Kauf des Hotels Diegner am Hubenloch durch die WTVS ab.

Villingen-Schwenningen - Daran, dass das Sahnestück in zentraler Lage ein bedeutender Flecken Villingen ist, wurde am Mittwochabend im Gemeinderat nicht gerüttelt. Direkt an Deutschlands höchst gelegenem Rosengarten platziert und nur einen Steinwurf vom IHK-Gebäude entfernt, dem ebenfalls bald eine neue Zukunft blüht, kommt dem Areal schon fast eine strategische Bedeutung zu, wenn es darum geht, die Villinger Mitte mit Bedacht zu gestalten.

Lesen Sie auch: Gesamtes Areal soll sich zur Villinger Kulturachse entwickeln

So war es für viele Stadträte auch nur folgerichtig, dass genau dieses Areal, das für stolze 1,7 Millionen Euro zum Verkauf steht, zunächst einmal in städtische Hand gebracht werden muss. Danach will man es, so zumindest der Plan, wohl überlegt in gute Hände weitervermitteln.

Purer Leichtsinn und Geldverschwendung?

Für jene Mitglieder des Gremiums, die am Ende für den Verkauf gestimmt hatten, war es ein umsichtiger Akt – man bewahre die Stadt womöglich vor Fehlplanungen, Bausünden oder gar nicht mehr korrigierbaren Entwicklungen. Die anderen hingegen sahen eher das Gegenteil: Sie werteten den Beschluss als puren Leichtsinn und Geldverschwendung. Fehlentwicklungen rund um das Hubenloch könne, so beispielsweise die Auffassung von CDU-Sprecher Klaus Martin, auch planungsrechtlich entgegengewirkt werden. Nur Stunden, nachdem aus purem Sparzwang die Kita-Gebühren für Familien erhöht worden waren, ein Hotel für 1,7 Millionen Euro kaufen zu wollen, das erschien dem Christdemokraten dann doch das falsche Signal zu sein. Noch dazu habe man unlängst versucht, sich von städtischen Liegenschaften zu trennen. Julia Decke von der FDP setzte auf das Vorkaufsrecht, das die Stadt doch sicherlich habe und wahrnehmen könnte, sollte sich ein ungeeigneter Käufer mit unpassendem Konzept in Stellung bringen. Doch Oberbürgermeister Jürgen Roth, dem das 3400 Quadratmeter große Areal Diegner im Herzen Villingens offenbar eine Herzensangelegenheit ist, winkte ab: Es handele sich nicht um ein Sanierungsgebiet und auch laut Satzung stehe der Stadt kein besonderes Vorkaufsrecht zu – bliebe also nur das gesetzliche Vorkaufsrecht. Und die planungsrechtlichen Möglichkeiten der Einflussnahme seien doch sehr beschränkt.

Cornelia Kunkis-Becker von den Grünen vertrat eine andere Meinung als das Gros ihrer Fraktion und sah keinen guten Zeitpunkt für einen Kauf – schleierhaft jedoch war ihr trotzdem, welchen Plan B die Stadt denn habe, wenn der Plan mit dem Zwischenerwerb eben nicht aufgehe. Was mache man dann mit dem Areal? Und welches Ziel verfolge man, wenn das aktuelle IHK-Gebäude gleich nebenan dann auch noch leer sei. Jürgen Roth gab sich geheimnisvoll und wollte ganz offensichtlich nicht zuviel verraten – man stehe, verriet er lediglich, "in enger und vertrauensvoller Absprache" mit der IHK.

Gemeinderat stimmt dafür

Dass der Sprecher der Freien Wähler, Andreas Flöß, ganz unverhohlen zugab, in seinen Augen könne die Stadt das Hotel auch behalten, für den Fall dass der Zwischenerwerb scheitere oder aus welchen Gründen auch immer nicht lukrativ sei, trieb CDU-Sprecher Klaus Martin Sorgenfalten in die Stirn. Sollten am Ende höhere Ziele mit dem Erwerb des Diegner verfolgt werden und will man vielleicht gar nicht verkaufen, sondern das Areal in städtischer Hand behalten? Doch Flöß nannte ein anderes Motiv, der dem versierten Architekten und bekennenden Bewahrer Villinger Baukultur ganz sicher ein echtes Anliegen sein dürfte: Man müsse die Zukunft in diesem hochsensiblen und tatsächlich herausragenden Gebiet Villingens sorgfältig lenken und keineswegs dem Zufall oder guten Willen Dritter überlassen. "Wir haben dort oben einen herausragenden Park – wenn man den mit aller Gewalt kaputtmachen will, muss man das machen, wie die Kollegen der CDU und das Gebäude in die Hände irgendwelcher Investoren geben!"

Bei 19 Ja- und 13 Nein-Stimmen gab letztlich das Gros des Gremiums dem geplanten Ankauf des Hotels Diegner durch die WTVS seinen Segen.