Aus der geplanten Eröffnung des Hochblauenhotels Mitte Oktober wird leider nichts, weil Türen fehlen.
Ortstermin auf dem Hochblauen. Von Westen her ziehen dunkle Wolken auf. In den Gebäuden wird gearbeitet, ein Lastwagen hat eine Möbellieferung auf den Berg gefahren. Überall stehen ungeöffnete Kisten und Kartons, Kabel hängen von den Decken. Eines zeichnet sich trotz Baustelle ab: Es ist die Lage auf dem Gipfel, die das Hochblauenhotel so besonders macht.
Der Blick aus den Fenstern Richtung Osten geht direkt in den Schwarzwald hinein, nach Süden fällt er auf das Dreiländereck mit Basel und – schönes Wetter vorausgesetzt – die Alpen, nach Westen zu den Vogesen. Ein wenig wirkt es hinter den großen Panoramafenstern so, als sitze man in einem Adlerhorst.
Allerdings zeigt sich heute auch, dass man den Elementen ausgesetzt ist. Innerhalb weniger Minuten zieht die Wolkenwand über den Gipfel und die Sicht ist gleich Null. Eine Gewitterfront tobt sich mit Blitzen und Starkregen über dem 1165 Meter hohen Blauen aus. Aber auch das hat seinen Reiz, denn wo sonst kann man in einem geschützten Raum beim künftigen Cocktail oder Abendessen den Naturgewalten zusehen?
Doch bis es soweit ist, steht den beiden Hotelmanagern Ingo Schmidt und Aly Aybugasi und ihrem Team, das später 25 Arbeitskräfte umfassen wird, noch einiges an Arbeit bevor.
Ingo Schmidt hat im Mai seine Arbeit als Hotelmanager aufgenommen. Er stammt aus Münstertal, war aber, man glaubt es kaum, zuvor noch nie auf dem Hochblauen. „Der Ausblick hat mich so begeistert“, erzählt der gelernte Koch und Absolvent der Luzerner Hotelfachschule. Nach vielen Stationen im Ausland, unter anderem in Amerika, Frankreich, Russland und Italien freut er sich auf die Herausforderung im südlichen Schwarzwald.
Das Hochblauenhotel, das zu 100 Prozent im Besitz der türkischen Unternehmerfamilie Topaloglu ist, die in der Türkei mehrere Hotels betreibt, sollte um den 15. Oktober eröffnen. Doch die Eröffnung verschiebt sich erneut. Der Grund sind Lieferengpässe bei den Türen, die, wie Ingo Schmidt erfahren hat, erst Mitte Oktober lieferbar sind. Es war nicht die einzige Überraschung auf der prominent auf knapp 1200 Metern gelegenen Baustelle.
Es gab viele bürokratische Hürden, Brandschutz war ein großes Thema und das Bauen in Altsubstanz stellte die Baumannschaft immer wieder vor neue Herausforderungen, umschreibt es Hotelmanager Schmidt. „Jede Wand, die man öffnet, hält drei Überraschungen parat“, sagt Schmidt, der anmerkt, dass sich die Investoren das Bauen in Deutschland auch einfacher vorgestellt haben. Schmidt schätzt, dass das Bauvolumen inzwischen bei rund zwölf Millionen Euro liegt. Wert wurde auf den Erhalt der alten Bausubstanz gelegt, Holzbalken und die ursprüngliche Steinmauer wurden „soviel wie möglich“ integriert. „Jetzt haben wir die Häuser für die nächsten 50 Jahre gesichert“, betont Schmidt. Auch das Wasser hat seinen Preis: Im Erdreich wurden Wassertanks mit insgesamt 200 000 Liter Fassungsvermögen verbaut, da der Verbrauch von der eigenen Quelle nicht gedeckt werden kann und diese in den Sommermonaten auch häufig versiegt. Deshalb wird das verbrauchte Duschwasser aufbereitet und kommt als Grauwasser für die Toilettenspülung zum Einsatz.
Insbesondere die unter Denkmalschutz stehende Scheune, die sich auf Malsburg-Marzeller Gemarkung befindet, drückte die Kosten nach oben. Die ehemalige Scheune soll im oberen Stockwerk viel Platz für Familien mit Kindern bieten. Dort stehen drei Räume mit begehbarem Kleiderschrank und Kinderzimmer, die thematisch eingerichtet werden, zur Verfügung. Im Erdgeschoss sind kleinere Zimmer eingerichtet, während sich im Haupthaus De Luxe Zimmer und Junior Suiten mit hohen Decken und Panoramaaussichten befinden.
„Die Aussicht ist unser Konzept und die macht den Preis“, sagt Schmidt. Ein Zimmer mit „Alpine View“, mit Alpensicht wird zwischen 260 bis 280 Euro pro Nacht kosten. Für die Inhaberfamilie stelle das Projekt einen ersten Schritt nach Europa dar und man möchte damit sowohl türkische Urlauber als auch internationale und einheimische Gäste ansprechen.
Die künftige Küche auf dem Hochblauen wird mediterran und saisonal ausgerichtet sein. Von der Qualität des türkischen Chefkochs hat sich Ingo Schmidt bei einem Istanbul Besuch überzeugt. Aber die heimische Küche wird nicht zu kurz kommen, betont Ingo Schmidt. „Wir wollen Gastgeber für alle sein“. Deshalb werde man im angrenzenden Biergarten badische Gerichte anbieten, auch kleine Gerichte wie Flammkuchen soll es geben, insbesondere für Wanderer und Radfahrer. Und hausgebackene Kuchen, die Jaqueline Richter, Schwägerin des Hotelmanagers und ebenfalls gelernte Köchin, zubereitet. „Ihre Schwarzwälder sind legendär“, verspricht Ingo Schmidt.
„Wir wissen um die Bedeutung des Blauen als Hausberg des Markgräflerlandes“, sagt der Hotelmanager. Angesprochen auf die Parkplätze sagt Schmidt, dass für die Hotelgäste 30 Parkplätze, darunter zwei E-Ladeparkplätze, zur Verfügung stehen. Die Parksituation mit Besuchern soll mit Schildern geregelt werden. Schmidt gibt sich gelassen. „Wir werden sehen, wie es funktioniert.“
Online geschaltet ist die Webseite des Hotels, vorerst in Englisch, auf der allerdings noch KI generierte Bilder zu sehen sind: www.hochblauenhotel.com.