Beim jüngsten Männervesper in Jettingen stand die Hospizarbeit im Oberen Gäu im Mittelpunkt. Und da waren dieses Mal explizit auch Frauen ins Oberjettinger Martinshaus eingeladen.
Das ökumenische Männervesper hat in Jettingen zwischenzeitlich eine lange Tradition: Seit 1994 treffen sich Männer, um aktuelle Themen zu beleuchten und sich beim anschließenden Vesper auszutauschen.
Mitorganisator Gerhard Hauser freute sich einleitend, dass das Männervesper zum Thema Hospiz nach zwei Jahren pandemiebedingter Verschiebungen doch noch stattfinden konnte. Unter der Überschrift „Alles vor dem Tod – ist Leben“ berichtete Maria Findeis den rund 30 Anwesenden aus ihrer Arbeit als Leiterin des 1996 gegründeten Hospizdienstes im Oberen Gäu. Wie sie deutlich machte, sei die ambulante Hospizarbeit auf bürgerschaftliches Engagement angewiesen. Und weil sie für die Betroffenen kostenlos ist, finanziere man sich durch Fördergelder der Krankenkassen und Spenden.
Sterben wird oft verdrängt
Zwar werde das Sterben oft erfolgreich verdrängt und man spreche nicht gerne über das Thema, doch die Leiterin des Hospizdienstes betonte: „Die Sterbebegleitung ist auch Lebensbegleitung“, denn der Tod gehöre zum Leben dazu.
Wie Maria Findeis aus einer Umfrage berichtete, sei es größter Wunsch von Menschen, nicht allein zu sterben – und ihre „letzten Dinge noch zu erledigen“. Fast 90 Prozent der Menschen in den westlichen Ländern möchten zudem gerne zu Hause sterben, aber dies gelinge nur knapp einem Drittel der Menschen.
Netzwerk mit Ärzten und Pflegediensten
Dabei bezeichnete Maria Findeis die Hospizarbeit als essenziellen Teil des Netzwerkes von Ärzten und Pflegediensten. Zur Begleitung von Menschen auf ihrem Sterbeweg gehöre es, zuzuhören und da zu sein – aber auch Angehörige in diesen schweren Zeiten zu entlasten. Aktuell besuchen und begleiten elf Ehrenamtliche im Oberen Gäu schwerkranke und sterbende Menschen zu Hause oder in den Pflegeheimen. Wie die Leiterin des Hospizdienstes unterstrich, sei der Bedarf nach weiterem ehrenamtlichem Engagement vorhanden – zumal die stationären Hospizplätze in der Region vergleichsweise dünn gesät sind.
In ganz Baden-Württemberg gebe es aktuell 39 stationäre Hospize und 40 Palliativ-Stationen in den Krankenhäusern. Die regionalen stationären Hospizeinrichtungen in Nagold, Leonberg und Tübingen sind mit insgesamt 24 Plätze doch sehr limitiert.
Verabschiedung von Ernst Kaiser
Am Rande des jüngsten Ökumenischen Männervespers wurde Ernst Kaiser aus dem Organisationsteam der Jettinger Kirchengemeinden verabschiedet. Er hatte sich von Anfang an beim Männervesper engagiert. Wie Wilhelm Kern – 1994 noch Oberjettinger Gemeindepfarrer – erinnerte, hatten die Frauen in der Gemeinde ihre verschiedenen Kreise, „aber wir Männer hatten nichts“. Das führte zur Gründung des Männervespers, und zu den Helfern der ersten Stunde gehörte eben auch Ernst Kaiser, der sich nun altershalber zurückzog. „Er war immer da und wird uns fehlen“, betonte Wilhelm Kern, mit Blick die Zuverlässigkeit und Treue von Ernst Kaiser.