Hoch über dem Mummelsee thront die Grindehütte - ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Foto: Bültel

Pächter trotz Corona-Verordnung optimistisch: "Sind froh, wenigstens wieder ein bisschen anfangen zu können." Mit Video

Hornisgrinde - Es ist später Montagvormittag, auf der Grinde-Hütte hoch über dem Mummelsee herrscht emsiges Treiben. Das Personal bereitet das beliebte Ausflugsziel auf die Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown vor. Fenster werden geputzt, Böden gewischt, Abstandsmarkierungen angebracht und Tafeln mit Hygiene-Maßregeln aufgestellt. Früher am Morgen hat Pächter Nicolas Zepf sein Personal zusammengetrommelt und in Sachen Corona-Verordnung gebrieft.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Und da gibt es für Gastwirte einiges zu beachten. Zwischen den Tischen muss ein Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten werden, an einem Tisch dürfen maximal Mitglieder von zwei Haushalten sitzen. Das Personal ist angehalten, den Kontakt zu den Gästen auf ein Minimum zu beschränken, bezahlt werden sollte am besten bargeldlos. Kann der Mindestabstand in bestimmten Situationen nicht eingehalten werden - etwa weil man für den Gang zur Toilette einen engen Flur durchqueren muss - ist Mundschutz auch für die Gäste Pflicht.  

Pandemie trifft Ausflugsziel hart

Zepf ist dennoch optimistisch. "Wie sich das alles im Alltag auswirkt, muss sich natürlich erst noch zeigen", meint der 29-Jährige. "Ich habe es mir aber ehrlich gesagt schlimmer vorgestellt." Zepf stammt aus der Hotellerie, seine Familie betreibt das Wellnesshotel Forsthaus Auerhahn in Hinterlangenbach. Über die Grindehütte sagt Zepf, "das ist mein kleines Baby hier oben". Die Pandemie hat den 29-Jährigen - wie alle Gastwirte -  kalt erwischt. "Das hat uns hart getroffen." Über in den vergangenen zwei Monate sei der Umsatz um 95 Prozent eingebrochen. Neben dem Tagesgeschäft fielen auch Großveranstaltungen wie Hochzeiten und Geburtstage weg, der To-Go-Verkauf an den Wochenenden habe dies nicht kompensieren können.

Zepf musste sein komplettes Team auf Kurzarbeit Null setzen. Fixkosten wie die Pacht liefen weiter. In den kommenden ein bis zwei Jahren, schätzt er, werde er den entgangenen Umsatz wohl nicht wieder hereinholen können. "Darum sind wir happy, dass wir jetzt wenigstens ein bisschen wieder anfangen können." Mit der Politik will der 29-Jährige nicht zu hart ins Gericht gehen. "Ich bin kein Freund der klassischen Politikerschelte. Klar gab es Entscheidungen, wo wir uns gefragt haben 'Wo ist da der Sinn?' - aber das geht uns ja allen so." Gott sei Dank, sagt Zepf "hat die Politik begriffen, dass uns die Öffnung der Außenbereiche allein nichts bringt. Dann hat man die Terrasse voll und es fängt an zu regnen - was macht man dann?"

Angst vor zweiter Infektionswelle und erneutem Lockdown ist groß

Mit der - bedingt durch die 1,50-Meter-Abstandsregelung - reduzierten Tischzahl werde man wohl ganz gut klarkommen, schätzt der Gastwirt. Das Raumangebot in der Hütte sei großzügig, sodass er etwa 80 Prozent  der Tische stellen könne. Ob sich dass dann aber auch in den Umsatzzahlen so niederschlage, könne er noch nicht sagen. Bislang, erklärt Zepf, saßen an Großkampftagen die Gäste dicht an dicht an den Tischen gedrängt. "Das geht nun natürlich nicht mehr. Aber wir bleiben optimistisch und geben jetzt Gas."

Was bleibt, ist die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle und einem neuerlichen Lockdown. Nochmal Kurzarbeit Null, meint Zepf, könne er seinen Mitarbeitern nicht zumuten. "Aber wir machen uns natürlich schon Sorgen, gerade hier am Hotspot Hornisgrinde kommen viele Menschen zusammen."