Angeregt diskutierten die Teilnehmer der ELR-Planungswerkstatt in Reichenbach. Foto: Schwarzwälder Bote

ELR: Planungswerkstatt in Reichenbach bringt viele Ideen hervor / Ortsteil hat viel Potenzial

Die Stadt Hornberg bewirbt sich unter Einbeziehung der Bürger mit den Ortsteilen Reichenbach und Niederwasser als Schwerpunktgemeinden im Rahmen des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum (ELR). Am Samstag fand ein Workshop in Reichenbach statt.

Reichenbach. Bürgermeister Siegfried Scheffold und Reichenbachs Ortsvorsteher Gottfried Bühler begrüßten zahlreiche interessierte Mitbürger zum Planungsworkshop im alten Schul- und Rathaus.

In drei Arbeitsgruppen wurden die Stärken und Schwächen des Orts erarbeitet und anhand der Ergebnisse konkrete Vorschläge zur Weiterentwicklung des Ortsteils formuliert. "Nichts von den Ideen soll verloren gehen und wird deshalb akribisch dokumentiert", betonte Scheffold. Die Stärken von Reichenbach zeigen sich auf weiten Strecken ähnlich wie in der vorausgegangen Planungswerkstatt in Niederwasser (wir berichteten).

Das vielfältige Vereinsleben und starker nachbarschaftlicher Zusammenhalt sind große Pluspunkte. Oft leben mehrere Generationen nach wie vor unter einem Dach und bieten aus diesem Grund vielen Einwohnern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Mobilität auch für die Senioren. Weiterhin funktioniere in Sachen Grundversorgung auch örtlicher Handel, wie beispielsweise mit Eiern. Die reizvolle Landschaft, in die Reichenbach eingebettet ist, wurde unter dem Aspekt des Tourismus auch als große Chance gesehen.

Die eindeutig größte Schwäche des Ortsteils liegt nach Meinung aller in der schlechten Internet- und Mobilfunkanbindung. Der "Dauerbrenner" marode Gemeindeverbindungsstraßen wurde ebenfalls mehrfach genannt.

"Reichenbach soll für junge Menschen und Familien lebenswert sein", stellte Barbara Lauble als Sprecherin einer der Arbeitsgruppen fest. Der Gemeindesaal sei super, aber durchaus erweiterbar zu einem Treffpunkt für die Dorfbewohner. Generell sei die Gestaltung des alten Rat- und Schulhauses effizienter anzuraten. Konkret wurden die Sanierung der sanitären Anlagen und des Raums im Erdgeschoss sowie die Außenanlagen genannt.

Laura Keysers und Gudrun Wendel warben für unter anderem einen Waldkindergarten und einen Hofladen als zentrale Verkaufsstelle mit örtlichen Erzeugnissen auf dem stark frequentierten Fohrenbühl. In dem Zusammenhang wurde auch ein neues Konzept für den dortigen traditionellen Schellenmarkt zur Sprache gebracht. "Diesen Anziehungspunkt für Besucher gilt es zu halten und auszubauen", meinte Roland Aberle, der ebenfalls für eine der Arbeitsgruppen sprach.

Alle Teams sprachen fehlende Bauplätze im Ortskern an und oft nicht zeitgemäße Wohnsituationen in vielen großen Höfen. Sowohl die Landwirtschaft als auch die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich laut dem Bürgermeister stark verändert. "Ganze Hofensembles warten auf eine Umorientierung in der Nutzung", stellte Scheffold fest. Die Ansatzpunkte seien die Feststellung nach dem familiären Bedarf sowie im Mietwohnungsbereich, im Tourismus wie Erlebnisbauernhof oder Ferienwohnungen. Die allermeisten Hofgebäude stehen den Ausführungen des Bürgermeisters nach unter Denkmalschutz und unterliegen baurechtlichen Restriktionen, was auch für Bauen im Außenbereich gelte. Dies stelle Hürden dar, die es zu nehmen gelte.

Hofnutzung steht vor Wandel und Umbruch

Matthias Weber von Kommunalkonzept, der als Projektleiter vorgesehen ist, meinte, dass Reichenbach eine gute Ausgangslage habe. Es werde nicht nur geklagt, sondern auch die Stärken gesehen, die zudem hinterlegt sind mit Ideen und Maßnahmen zur weiteren Verbesserung.

Scheffold wertete die Planungswerkstatt generell als überaus wertvoll. "Auch wenn wir nicht zum Zuge kommen mit unserem Antrag, haben wir eine gute Richtschnur für die Weiterentwicklung von Reichenbach", war der Bürgermeister sehr erfreut über die lebhafte Diskussion. Das Potenzial sei vorhanden, doch die Umsetzung in vollem Umfang von der Kommune allein nicht zu bewältigen.

Die Anerkennung als Schwerpunktgemeinde bedeutet einen Fördervorrang für maximal fünf Jahre innerhalb eines festgelegten Mittelrahmens und einen erhöhten Fördersatz bei öffentlichen Projekten, die sich am Gemeinwohl orientieren. Die Förderschwerpunkte sind Wohnen, Arbeiten, Grundversorgung und Gemeinschaftseinrichtungen.