Die Firma QS Grimm im Gutacher Ramsbachtal Archivfoto: Kornfeld Foto: Schwarzwälder Bote

Breitband: Gutacher Firma QS Grimm beim Internet unterversorgt / Telekom sperrt tagelang Leitung

Daniel Grimm ist sprachlos. "Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll", sagt der Geschäftsführer des Hightech-Messdienstleistern QS Grimm aus Gutach.

Gutach. Die Telekom hatte dem Unternehmen den alten ISDN-Anschluss wegen der allgemein anstehenden Umstellung auf IP (Internetfähigkeit) gekündigt, was QS Grimm zum kritischen Wechsel zu einem anderen Anbieter bewegte. Jetzt nimmt sich die Gemeinde Gutach und Breitband Ortenau der Thematik an.

Ein Hightechdienstleister für Messtechnik mit einem deutschlandweiten Kundenstamm ohne ausreichendes Internet? Für das Familienunternehmen QS Grimm im Ramsbachtal wurde dies zur bitteren Realität. Wie Daniel Grimm im Gespräch berichtet, verlaufen zum Firmensitz im Ramsbachtal zwei Versorgungsleitungen, bestehend aus Kupfer. Die Telekom wollte die eine Leitung von ISDN auf IP umstellen, was Grimm daraufhin zum Wechsel auf einen anderen Anbieter bewegte.

Mit Vodafone gab es daraufhin Verhandlungen, ein erster Vertragsentwurf für Glasfaserkabel lag schon vor. Die Telekom wollte, so Grimm, die Leitung jedoch nicht für den Wettbewerber freigeben. Der Geschäftsführer schaltete vorsorglich einen Anwalt ein, der den Anbieter auf Paragraf 46 des Telekommunikationsgesetzes aufmerksam machte. Demnach müssen die "Anbieter von öffentlich zugänglichen Telekommunikationsdiensten und die Betreiber öffentlicher Telekommunikationsnetze sicherstellen, dass die Leistung des abgebenden Unternehmens gegenüber dem Teilnehmer nicht unterbrochen wird".

Dennoch stellte die Telekom dem Gutacher Unternehmer am 28. Dezember die Leitung ab. "Nachdem wir Druck gemacht haben, ist die Leitung seit Dienstag wieder frei. Von der Performance her ist dies jedoch ein Rückschritt", berichtet Grimm und spricht von circa 1000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) die mit zusätzlichen Telefonie auf der Leitung wegen der schlechten Latenzzeiten nicht ausreichen. Die Leitung verläuft teils noch über Land und ist wegen Schäden durch Blitzschlag und Witterung anfällig. Ein Wechsel von Kupfer- direkt auf Glasfaserkabel ist seitens der Telekom derzeit nicht möglich.

Das Telekommunikationsunternehmen habe nun angekündigt, der Firma die zweite Versorgungsleitung wegen der Umstellung auf IP auch zu kündigen – ein Datum steht noch nicht fest. "Uns wurde nun zugesichert, dass es in vier bis acht Wochen nach Vertragsunterzeichnung eine Steigerung in der Performance von garantiert 8000 Mbits geben wird", erklärt Grimm. "Aber ich glaube nicht so recht, dass das wegen der beeinträchtigten Überlandleitung möglich ist", betont er. Ein erneutes Dilemma müsse deshalb unbedingt vermieden werden.

Schon in der Vergangenheit waren die Leistungen beider Leitungen unterdurchschnittlich. Die Firma im Ramsbachtal, erst im vergangenen Jahr mit dem Förderprogramm "Spitze auf dem Land – Technologieführer für Baden-Württemberg" ausgezeichnet, möchte den Glasfaserausbau vorantreiben. "Die Kupfertechnologie ist nicht zukunftsweisend", betont Grimm – vor allem für eine Firma, die deutschlandweit unter anderem mit Automobilkonzernen operiert und zukünftig Industrie 4.0 umsetzen muss. Dass eine Leitung tagelang nicht freigeschaltet war und jetzt auf Sparflamme läuft, ist selbstredend geschäftsschädigend: "Unsere Kunden nutzen gleichzeitig auch einen Zugang zur Datenverwaltung auf unseren Server", erklärt er. Wenn es so weiter geht, rechnet er mit einem Imageschaden, den er nicht beziffern könnte.

Grimm ist frustriert: "Ich kann nicht wechseln, da uns die Telekom sonst die Leitung sperrt", sagt er. Mit einem Standortwechsel von QS Grimm würde die Firma ihre Akkreditierung verlieren. Auch die Zweigstellen in Offenburg und Neustadt bei Coburg hängen vom Server im Ramsbachtal ab und sind somit ausgebremst. Der Kundenservice der Telekom sei speziell: "Ich habe drei Tage gebraucht, bis ich eine Antwort erhielt", berichtet er. Sobald vor Ort Störungen anliegen, schicke der Konzern Subunternehmen. "Und keiner weiß, was der andere macht, beziehungsweise die technischen Gegebenheiten vor Ort sind auch nicht übermittelt oder nur unzureichend kommuniziert, sodass der Vertrieb Produkte anbietet, die teils nicht oder nur mit schlechter Performance durchführbar sind."

Es gibt jedoch auch sehr Positives zu berichten: Bürgermeister Siegfried Eckert und die Breitband Ortenau haben es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, mit Grimm den Glasfaserausbau vorantreiben und schnelle Leitungen im Ramsbach zu sichern. "Wir brauchen einfach eine langfristige Lösung für den Standort Gutach und im Land allgemein", so Grimm. So darf es nicht weitergehen, denn wirtschaftliches Wachstum wäre so nicht möglich.

Daniel Grimm berichtete am gestrigen Freitag, dass die Performance seitens der Telekom noch ein wenig erweitert werden konnte. "Ausreichend ist sie aber noch nicht, ein Arbeiten wäre aber wieder möglich", so Grimm. Eine zukünftiges tatkräftiges Mitwirken der Telekom um die Situation weiter zu verbessern wurde aber zugesichert.

Bürgermeister Siegfried Eckert bestätigte auf Anfrage, dass die Gemeinde Gutach gemeinsam mit Breitband Ortenau den Glaserfaserausbau bei der Firma QS Grimm angeht. Hierzu wird zunächst ein Förderantrag gestellt. Ist dieser bewilligt, beginnt die Ausschreibung und daraufhin erfolgt der Ausbau. Die Telekom hat sich zur Anfrage des Schwabo am gestrigen Freitag noch nicht geäußert.