Das Foto links zeigt die Hornberger "Schiele Industriewerke" im Jahr 1951. Das Produktionsgebäude der Firma ABB im Dezember 2012: 180 Mitarbeiter haben hier seit Jahren einen sicheren Arbeitsplatz. Fotos: ABB/Gebauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Firma ABB – einst Franz Schiele – feiert 100. Geburtstag

Von Fritz Gebauer

Hornberg. Firmennamen ändern sich und auch Hierarchien. Bedeutsam für ein Unternehmen ist, dass es wirtschaftlichen Erfolg und Bestand hat. Diese Intention galt vor 100 Jahren für die "Schwarzwälder Lauf- und Zählerwerke-Fabrik Franz Schiele" und ist bis heute gültig, wenngleich am traditionsreichen Standort aktuell die "ABB Stotz-Kontakt GmbH" firmiert.

"Mechanische Laufwerke für Grammophone und Drehteile waren die ersten Produkte des Unternehmens, das der aus Überlingen am Bodensee stammende Bankkaufmann Franz Schiele am 1. Juli 1912 gründete".

In einem Pressegespräch zeichneten Walter Menrath und Claus Neugart sowie Christian Lehmann vom ABB Stotzkontakt-Standort Hornberg ein beeindruckendes Bild von der Entwicklung des alteingesessenen Werks, das nun ein bemerkenswertes Jubiläum feiern kann. Um die geplanten Erweiterungen der erfolgreich agierenden Firma zu stemmen, so die Rückschau, habe sich Franz Schiele schon bald mit dem finanzkräftigen Wirtschaftsfachmann Eugen Bruchsaler verbunden. Aus der Laufwerkefabrik wurde die "Metallindustrie Schiele & Bruchsaler" und später der "Schiele & Bruchsaler Industrie-Konzern".

Nach dem ersten Weltkrieg wurde rasch klar, dass die Produktion eine Erweiterung braucht. Dafür konnte der Erfinder und Konstrukteur Ernst Besag gewonnen werden, ein Spezialist auf dem Gebiet elektrischer Schalt- und Steuerungsgeräte.

Das Zeitalter der Elektrotechnik zog nun bei Schiele ein. Die erweiterte Fertigung machte neue Räumlichkeiten erforderlich und es wurde gebaut. Das erste große Gebäude war jenes, in dem sich heute das "Zentrum für Innovation und Gewerbe" befindet.

Der Bau von Schaltanlagen und die Ausweitung der Produktion hatte 1953 die Erstellung des dreistöckigen "Süd- Baues" zur Folge, dem 1962 der fünfstöckige "West-Bau" folgte. Im Januar 1963 verstarb Firmengründer Franz Schiele, Ehrenbürger der Stadt Hornberg, im Alter von 79 Jahren. Die Mitarbeiterzahl war zu diesem Zeitpunkt auf 650 angestiegen.

Im gleichen Jahr wurde der Grundstein für ein neues, innovatives Produktprogramm für elektronische Relais gelegt. Kontinuierlich ausgebaut und erweitert, sind sie das zentrale Produkt, das heute erfolgreich hergestellt und verkauft wird. In den 1970er-Jahren waren speicherprogrammierbare Steuerungen und Mikroprozessorsteuerungen hinzu gekommen, neue kompakte "Schütze" (elektronische Schalter) wurden aufgelegt, zwangsläufig änderten sich die Unternehmensstrukturen mit den Jahren.

Bereits Anfang der 70-er Jahre hatte sich die Familie Schiele aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und so kam es 1988 zum Verkauf an Messerschmitt-Bölkow- Blohm (MBB). Doch 1995 wurde Schiele vom französischen Unternehmen "Entrelec" übernommen, in dessen Fertigung Hornberg besser hineinpasste. "Schiele-Entrelec" in Hornberg wurde nun das Kompetenzzentrum für die Entwicklung von elektronischen Relais sowie der Schalt- und Steuerungstechnik. Das zur Entrelec-Group gewachsene Gesamt-Unternehmen wurde schließlich 2001 von ABB erworben und die einzelnen Firmen den jeweiligen ABB-Landesgesellschaften zugeordnet. Für Entrelec-Schiele wurde ABB Stotzkontakt in Heidelberg zur neuen Heimat.

Reorganisiert und strategisch ausgerichtet ist das Werk in Hornberg heute Entwicklungsstandort für elektronische Produkte und zentrale Elektronik-Fertigung von ABB Stotz-Kontakt.

Hier haben, ein Jahrhundert nach der Firmengründung, 180 Mitarbeiter seit Jahren einen sicheren Arbeitsplatz.