Die Hornberger haben das Pulver verschossen, die Munitionskiste ist leer. Foto: Störr

Aufführung: Das "Hornberger Schießen" begeistert die Zuschauer im Storenwald aufs Neue

Hornberg - Eines muss man den Hornbergern lassen. Wenn sie ein Stück auf die Bühne bringen, dann mit ganzem Einsatz und großer Spielfreude – auch, wenn es die beinahe 400. Aufführung des altbekannten Hornberger Schießens ist.

Die Geschichte vom Pulver, das im entscheidenden Moment bereits verschossen ist, begann auf der Hornberger Freilichtbühne mit krachenden Kanonenschlägen. Das Wetter meinte es gut mit den etwa 80 Schauspielern, die nach der Corona-Zwangspause das erste Mal wieder auf der Bühne standen. Die Ränge waren unter den gegebenen Hygiene-Maßnahmen mit mehr als 200 Zuschauern gut besucht. Immer wieder rauschte verdienter Applaus durch den Storenwald.

Alle Schauspieler brachten ihre Charaktere äußerst überzeugend auf die Bühne – wenn sich beispielsweise Bärenwirt Wolfgang Blum wortgewaltig, äußerst geschäftstüchtig und immer am Neuesten aus dem Städtle interessiert um die Gäste kümmerte, oder Klaus Raith als hinterlistiger Hornberger Ratsschreiber agierte.

Regisseur zeigt gutes Händchen

Wenn die vier Haupt-Handwerker Stefan Kuhn (Bader), Steffen Schmid (Schmied), Rolf Wenzel (Schuster) und Fritz Wöhrle (Küfer) lautstark auf die Barrikaden gingen und sich nicht mehr an den Vorbereitungen des Herzog-Empfangs beteiligen wollten und wenn sich Alexander Gotthans als Friedrich seiner Annemarie (Sarah Meier) im Vabanquespiel der Liebe nahe kamen, dann zeigte sich das gute Händchen des Regisseurs.

Zwar hatte sich Thomas Weißer im Vorfeld der Aufführung dieses Mal in erster Linie mit der Corona-konformen Spielmöglichkeit bei entsprechenden Abständen und unter Berücksichtigung der Verwandtschaftsverhältnisse der Schauspieler beschäftigt, doch die Umsetzung gelang den Akteuren spielerisch.

Da gingen sich Nachtwächter Fritz Wöhrle und der Ratschreiber eben deutlich stärker verbal als physisch an den Kragen und auch der Kuss der sich Liebenden konnte am Rande der Kulissen nur erahnt werden.

Doch den hohen Unterhaltungswert des Stücks minderte das nicht im Geringsten. Dazu trugen natürlich auch witzige Dialoge ihren Teil bei, wenn sich etwa der Bärenwirt selbst auf die Schulter klopft und händereibend reimt: "Der Beutel voll, das Fass fast leer – Bärenwirt, was willst du mehr?" oder wenn sich der Bürgermeister (Alex Bartholomä) selbstgefällig äußert: "Wir werden dem Herzog einen Empfang bereiten, von dem wir und unsere Nachkommen noch ewig erzählen werden." Bärenwirtin Daniela Meier hatte die Lacher auf ihrer Seite, als sie dem Kurier des Herzogs (Michael Ketterer) erklärte, dass sie "nur saubere Stuben habe – und alles ganz Corona-konform" habe.

Salut-Schüsse für Vieles – nur nicht den Herzog

Und es wurde während der Aufführung nicht nur viel gesungen, sondern auch immer wieder der "wüste Durst" mit reichlich Bier bekämpft. Mit viel "Hau Ruck" wurden außerdem im zweiten Teil des Spiels die Kanonen über den Platz gezogen – und dann wurde es richtig laut.

Denn wie es die Legende erzählt, wurde in Hornberg zunächst Vieles mit Salut-Schüssen begrüßt, was sich aus dem Gutachtal näherte – nur nicht der Herzog. Und so zog auch dieses Mal der Rauch in die Stadt – und der Adlige konnte dann schließlich nur noch mit lauten "Piff -Paff"-Rufen begrüßt werden.

Das Hornberger Schießen ist ein absolut unterhaltsames und sehr empfehlenswertes Stück auf der Freilichtbühne am Storenwald. Die weiteren Termine sind sonntags, 25. Juli, 1. August, 7. August, 14. August und 28. August.