Bürgermeister Siegfried Scheffold (stehend) informierte über den aktuellen Stand beim Offenhaltungskonzept. Diplom-Biloge Roland Klink (zweiter von rechts) wird mit seiner Mitarbeiterin Anika Brendlin (rechts) den Ist-Zustand der Betriebe über eine Fragebogen-Aktion erfassen. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Stadt und BLHV informieren über Offenhaltung. Interesse der Landwirte ist groß.

Hornberg/Reichenbach - Im Wald leben will keiner und die Offenhaltung der Landschaft wird es künftig nicht mehr zum Nulltarif geben.

So sieht es jedenfalls ein großer Teil der Landwirte, die sich auf Einladung der Stadt Hornberg und des örtlichen BLHV über den Stand des Offenhaltungskonzeptes informierten.

Das Interesse seitens der Landwirte war groß, der Saal im Reichenbacher "Unterwirtshäusle" war voll besetzt. Bürgermeister Siegfried Scheffold befand: "Als Stadt und Kommune mussten wir lernen, dass die große Landwirtschaftspolitik nicht beeinflusst werden kann. Wir können Betriebe aber in individueller Form unterstützen."

Das Offenhaltungskonzept befasse sich mit Flächen, die nicht bewaldet seien – in Hornberg sind mit 30 Prozent nur noch ein Drittel der Flächen offen. Diese würden sich überwiegend in den Höhenlagen befinden, weshalb der Bewaldungssatz in den Tälern höher und die Problematik dort größer wäre. Das Offenhaltungskonzept basiere auf freiwilliger Basis, sei aber als Richtschnur für die Bewilligung von Fördergeldern zu sehen. Der Arbeitskreis aus Amts- und Interessenvertretern, dem Planungsbüro Roland Klink sowie Vertretern der Stadt Hornberg begleite die Aufstellung des Offenhaltungskonzeptes.

"Wir wollen nichts übergestülpt bekommen, sondern mitgestalten", erklärte Scheffold. Erwartet werden Lösungsmöglichkeiten für die künftige Bewirtschaftung schwieriger Flächen und die Verbesserung von Fördermöglichkeiten.

Doch ohne Offenhaltungskonzept gebe es beispielsweise keine Fördergelder über den Landschaftserhaltungsverband (LEV) oder aus den Landschaftspflegerichtlinien (LPR). Sobald das Konzept erstellt sei und Fördergelder beansprucht werden könnten, werde ein Hangpflegegerät angeschafft, blickte der Bürgermeister voraus.

Vorstellbar wären auch Projekte wie geförderte Weidezäune, Gemeinschaftsställe oder gemeinschaftliche Viehtransportwägen. Außerdem soll das Konzept als Richtschnur für künftige Aufforstungsanträge gelten, weil wertvolle und erhaltenswerte Flächen ebenso benannt werden wie Flächen, die nicht substanziell für die Offenhaltung notwendig sind.

Diplom-Biologe Roland Klink erklärte die Befragung der 160 Teilnehmer, die er zusammen mit seiner Mitarbeiterin Anika Brendlin durchführt und die im Februar startet und etwa bis April dauern wird.

Die Einbeziehung des Schwarzwaldvereins (SWV) wurde von Otto Effinger hinterfragt, weil derzeit 163 Kilometer Wanderwege von den Vereinsmitgliedern frei gehalten werden. Mit Vorliegen des ersten Planentwurfs sollen Vertreter des SWV und der Naturfreunde hinzugezogen werden, sagte Scheffold zu. Der Rebberg sei aufgrund der vielen Grundstücke ein besonderer Problembereich, dort bestehe dringender Handlungsbedarf. Bernd Schondelmaier verwies auf den Bedeutung der Offenhaltung für den Tourismus und schlug eine Erhöhung der Kurtaxe und entsprechende Weiterleitung des Geldes in Richtung Landwirte vor. Helmut Hock verwies auf die Schwierigkeit der Tierhaltung im Nebenerwerb und kritisierte: "Ich bin überzeugter Mulcher, gehe aber für die Zukunft finanziell baden, weil der Zuschuss ohne Tiere gestrichen wird."

Bei allen Anstrengungen um die Offenhaltung der Landschaft beschäftigt die Hornberger Landwirten besonders das Thema "Wolf" und "Wildschweine". Vom "vierbeinigen Mulcher" war die Rede und vom Wolf, der bevorzugt Ziegen fresse und ein erfinderischer, kluger Hund sei. Wenn der Wolf in eine Weide hinein wolle, würde er das auch schaffen, wurde befürchtet. Der Schaden in einer Herde sei nach einem Wolfangriff um ein vielfaches größer, als der materielle Verlust von einem oder zwei Tieren.

Im Februar beginnt die Befragung der 160 Landwirte zur betrieblichen Situation. Danach wird das Offenhaltungskonzept erstellt, das im Laufe des Monats Oktober fertig sein soll. Dann bleibt laut Bürgermeister Scheffold genug Zeit für entsprechende Anträge. Bereits im Juni oder Juli soll es eine Vorführung von Hangmähern geben, nach der Entscheidung zur Anschaffung wird der Zuschussantrag gestellt. Ab 2019 könnte der Hangmäher in Betrieb genommen werden. Die Kosten werden auf bis zu 60 000 Euro geschätzt, wovon 70 Prozent auf Grundlage des Offenhaltungskonzeptes bezuschusst werden könnten. Das Konzept kostet die Stadt insgesamt 15 000 Euro.