Bei "Michel aus Lönneberga" war Marvin Polomski 2016 Regieassistent. Im kommenden Jahr ist er "Bühnen-Chef" in Hornberg. Archivfoto: Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: 24-Jähriger aus Triberg inszeniert in Hornberg 2017 als neuer Spielleiter das Stück "Rabatz im Zauberwald"

Hornberg. Die Freilichtbühne Hornberg hat nach der Aufführung von »Michel aus Lönneberga« einen neuen Spielleiter. Marvin Polomski aus Triberg, der seit 2011 hinter und auf der Bühne aktiv ist, hat die Aufgabe übernommen. Im Gespräch mit dem SchwaBo berichtet Polomski, der bis Ende des Jahres bei der Tourist-Information Hornberg gearbeitet hat, über seine Aufgaben und das neue Stück »Rabatz im Zauberwald«.

Herr Polomski, Sie haben 2016 erstmals zusammen mit Gilia Skop die Spielleitung auf der Freilichtbühne übernommen. Wie kam es dazu, dass Sie in der kommenden Saison alleiniger Spielleiter sind?

Im vergangenen Jahr wirkte ich als Regieassistent mit. Frau Skop hat nach der erfolgreichen Aufführung von »Michel aus Lönneberga« als Spielleiterin aufgehört. Ich hatte zunächst vor, nach der Saison ebenfalls als Regieassistent aufzuhören. Doch dann stand die Hornberger Freilichtbühne vor der Misere, keinen Spielleiter zu haben. Es hatte sich einfach niemand gefunden, diese sehr zeitaufwendige Aufgabe zu übernehmen. Da habe ich es mir doch noch einmal überlegt. Die Arbeit macht schließlich viel Spaß und ich wollte die Gruppe nicht hängen lassen. Mein Herz hängt einfach an der Freilichtbühne.

Das neue Stück ist das Märchen »Rabatz im Zauberwald«. Wie sind Sie darauf gestoßen?

Ich habe mich zunächst mit unserer ehemaligen Spielleiterin Angelika Rapp zusammengesetzt. Nach dem großen Erfolg von Michel schwebte mir etwas ganz Neues vor. Da habe ich auf Internetseiten recherchiert. Außerdem schicken die Verlage uns auch Rollenbücher zu. »Rabatz im Zauberwald« stammt aus der Feder von Wolfgang Barth und Klaus Rüter und ist eigentlich ein Musical. Bei der Auswahl muss man zunächst
schauen, ob das Stück auch zur Bühne passt, da wir in Hornberg feste Kulissen-Elemente haben. Außerdem übernehmen wir auch nicht alle Lieder von der Original-Version. Da ist es auch meine Aufgabe, das Stück für die
Freilichtbühne umzuschreiben.

Worum geht es bei »Rabatz im Zauberwald« und was ist das Neue daran?

»Rabatz im Zauberwald« ist ein Märchen, das sich aus verschiedenen Sequenzen zusammensetzt. Die Handlung spielt im Land »Weit weit weg« im »Zauberwald«. Dort leben viele bekannte Märchenfiguren, wie Pinocchio,
Aladin, Rotkäppchen oder die Hexe aus Hänsel und Gretel friedlich miteinander. Da taucht die »Schwarze Zauberin« auf, die den berühmten Märchenfiguren bestimmte Gegenstände klaut, die für deren Geschichten aber wichtig sind. Die »Schwarze Zauberin« schickt also ihre Ratten als Diebe in den Zauberwald. Die stehlen zum Beispiel der Hexe aus »Hänsel und Gretel« ihre Pfefferkuchen.

Wie lösen die Figuren dann dieses Problem?

Sie halten eine Versammlung ab und gründen eine Märchenpolizei. Da prallen Figuren aufeinander, die sonst nicht zusammen sind, wie zum Beispiel Dornröschen und der gestiefelte Kater. Es gibt viele lustige Szenen und
natürlich auch Reibereien. Schließlich hält jede Figur sein Märchen für das Beste.

Warum eignet sich gerade ein Märchen als Familienstück?

»Rabatz« ist wirklich für Jedermann vom Kind bis zum Großvater geeignet. Gerade Erwachsene finden darin die Märchenfiguren wieder, die sie selber als Kinder kennengelernt haben. Außerdem gibt es auch viele filmbezogenen Situationen, in denen zum Beispiel Szenen aus »Fack ju Göhte« nachgespielt werden. Das spricht dann wiederum Jugendliche an.

Inwiefern unterscheidet sich das neue Stück nicht nur inhaltlich von seinen Vorgängern?

Nun ja, bei Michel hatten wir in der vergangenen Saison die »eine« große Titelrolle. Außerdem sind die Geschichten aus dem Fernsehen bekannt, sodass die Zuschauer bei »Michel aus Lönneberga« vermutlich bereits mit festen Vorstellungen vom Aussehen und Charakter der Figuren zur Freilichtbühne gekommen sind. »Rabatz im Zauberwald« ist noch ein recht neues Stück, in dem mehrere Rollen, also ein Ensemble im Fokus steht. Insgesamt gibt es 40 Rollen. In unserem Ensemble haben wir 60 Spieler, die wir alle unterbringen können. Die einzelnen Figuren sind doppelt besetzt. Ich selber spiele zum Beispiel auch als »Ratte Rupert« mit.

Sie sagten bereits, dass die Aufgaben des Spielleiters zeitaufwendig sind. Wie weit sind Sie und Ihr Team derzeit mit den Vorbereitungen?

Bis Anfang Dezember war ich zunächst damit beschäftigt, das Rollenbuch umzuschreiben. Dann hatten wir vor wenigen Wochen die erste Leseprobe mit den Darstellern. Nach den Feiertagen haben wir nun die Rollen vergeben. Jeder konnte vorab einen Wunschzettel für seine Lieblingsrolle abgeben. Da es eine Stammgruppe gibt, können wir aber meist ganz gut einschätzen, zu wem welche Rolle passt. Im neuen Jahr beginnen
wir dann mit den Raumproben und gehen im April auf die Freilichtbühne. Die große Premiere ist am 24. Juni. Nebenbei beschäftigen wir uns jetzt mit den Kostümen, der Kulisse und den Musikarrangements. Bei mir als Spielleiter laufen alle Fäden zusammen. Aber ich bekomme viel Unterstützung, unter anderem von den ehemaligen Spielleiterinnen und dem Vorstand des Historischen Vereins.

Mit 24 Jahren sind Sie ein verhältnismäßig junger Spielleiter. Wie haben die anderen Schauspieler es aufgenommen, dass sie einen jungen »Chef« haben?

Dadurch, dass ich aus den eigenen Reihen komme und schon seit 2011 mitspiele, hat das Team das gut aufgenommen. Es ist vielleicht auch angenehmer, wenn jemand die Aufgabe übernimmt, der die Gruppe kennt und nicht von außen kommt. Auch wenn ich demnächst nicht mehr bei der Tourist-Information Hornberg arbeite, möchte ich privat und beruflich gerne in der Gegend bleiben. Ich fühle mich hier einfach wohl.

Die Fragen stellte Lena Stangenberg