Die 35 Sänger des Kammerchors Kinzigtal unter Leitung von Manuel Nonnenmann (rechts) führten im Hotel Schloss Hornberg das Konzert "Tierisch Menschlich" auf. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Kammerchor Kinzigtal begeistert mit Herbstprogramm "Tierisch menschlich"

Tierisches und Menschliches von Liebe, Leid und Waldvögeln hat der Kammerchor Kinzigtal unter der Leitung von Manuel Nonnenmann im Schloss Hornberg aufgeführt. 35 Sänger erhielten viel Beifall.

Hornberg. Die als Auflockerung gedachten Leier-Improvisationen nahmen dem Konzert leider an manchen Stellen den Schwung.

Die 35 Sänger eröffneten mit einem wunderbar erfrischenden Block aus mittelalterlichen Madrigalgesängen. Den frechen englischen und französischen Texten nach zu urteilen verpackten die Komponisten seinerzeit durchaus derbe bis lustvolle Inhalte in wohlklingenden Chorgesang.

Mal wurde die Suche nach einer jungen Schäferin beschrieben ("she was missing, we found her kissing"), dann tratschten zwei Weiber über ihre allzu biederen Ehegatten ("il est bel et bon" – und kümmert sich sogar um die Hühner) und imitierten dazu das Gegacker des Federviehs.

Dass die Kunstform "Madrigal" ein zeitloser Spaß ist, bewies der Dialog zwischen den Frauen- und Männerstimmen in Maurice Ravels "Nicolette", bei der weder Wolf noch Page noch alter reicher Mann der lebensfrohen Nicolette Herr werden.

Mit virtuosen Improvisationen an der Konzertleier baute Christian Giersch einige Motive der Nicolette weiter aus und auch Monteverdis "Lasciate mi morire" bekam in dem Arrangement für das erst 1926 von Instrumentenbauern wiederbelebte Genre der über 5000 Jahre alten Lyra-Instrumentenfamilie eine ganz besondere Note.

Sänger illustrieren auch düstere Gefühlswelten

Im "Block des deutschen Leids" bekamen die Zuhörer einen musikalischen Vorgeschmack auf triste Novembertage. In gramgebeugter Statur illustrierten die Sänger die düsteren Gefühlswelten von Hans Leo Hassler, Johannes Brahms ("vor Traurigkeit ist mir das Herz zerflossen") und Max Reger.

Ein Leier-Adagio von Mozart und zwei Werke von Carl Philipp Emanuel Bach sowie Johann Sebastian Bach umspielten die Pause, dann kamen wieder die Liebhaber meisterhaft vorgetragener Chor-Humoresken auf ihre Kosten.

In den Reimen wie dem köstlichen "Stips" auf "Gips", bei dem Reh im Park von Heinz Kratochvil oder die von Frank Schwemmer herrlich gegen die Hörgewohnheit gekämmte Neuvertonung des Kinderlieds vom Kuckuck, zeigte der Kammerchor eine wahre Glanzvorstellung. Leider wurden die Sänger in ihrem Elan gleich wieder von einer weiteren Leier-Improvisation eingebremst.

Mit Schwemmers "Weißt du wie viel Sternlein stehen", und dem mehr gesummten als gesungenen ungarischen Abendlied von Zoltan Kodaly nahm der Chor ein letztes Mal an diesem Abend einen erneuten Anlauf und wurde dafür mit großem Applaus belohnt. Als Zugabe gab es noch mal den Madrigal vom Schäferstündchen der Schäferin.

Das nächste Konzert des Kammerchors Kinzigtal ist am Sonntag, 28. Oktober. Beginn ist um 18 Uhr im Blauen Salon des Wolfacher Rathauses.