Hornberg - Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist häufig an Aktionen beteiligt, die in der Region für Impulse sorgen. Beispiele waren in den vergangenen Wochen Aussaattermine mit Kindergarten-Kindern oder die Schaffung des Felsentrails in Hornberg.

Das ist für den Schwabo der Grund gewesen sich einmal mit dem Hornberger Bürgermeister Siegfried Scheffold über den Naturpark, seine Ziele und Aktionen zu unterhalten, denn er ist stellvertretender Vorsitzender des Naturparks.

"Häufig wird der Naturpark mit dem Nationalpark Schwarzwald verwechselt. Die Schnittmenge der beiden besteht im Naturschutz", so Scheffold. Die beiden Organisationen haben jedoch unterschiedliche Aufgabenstellungen und sind verschieden organisiert, wie er erläutert.

Der Naturpark Schwarzwald Nord/Mitte ist ein Verein, dem viele Gemeinden im Schwarzwald angehören (siehe Info). Seine Fläche ist um ein Vielfaches größer als die des Nationalparks.

"Ziel des Naturparks ist es im Kern, die Kulturlandschaft zu erhalten und weiter zu entwickeln", sagt Scheffold. Diese Landschaft sei durch menschliche Eingriffe, wie die Landwirtschaft, entstanden. Das Bild ist geprägt durch Wiesen, Wald und Höfe. "Diese Schwarzwälder Kulturlandschaft kann es nur geben, wenn Landwirtschaft erfolgt" fährt der Bürgermeister fort.

Eigenart und Schönheit bewahren

Ein weiteres Ziel des Parks ist es, die Eigenart und Schönheit der Landschaft zu bewahren und gleichzeitig naturverträgliche Angebote für den Tourismus zu fördern. Die Projekte des Parks sollen Einheimischen und Gästen vermitteln, wie wertvoll die Landschaft ist, und auch, welchen Erholungswert sie bietet.

Die Menschen sollen die Natur erleben, aber diese soll dabei geschont werden. So entstehen Projekte wie die Ausweisung von Wander-, Rad- oder Mountainbike-Wegen. Oft arbeitet die Organisation auch mit dem Naturpark Süd zusammen, beispielsweise bei der einheitlichen Beschilderung der Wanderwege.

Die Projekte kommen auf unterschiedliche Initiativen hin zustande. Impulse werden beispielsweise von Vereinen oder Gemeinden gegeben. Sie können einen Antrag an den Naturpark stellen und bei einer Versammlung der zum Park gehörenden Gemeinden wird abgestimmt, ob das Projekt den vorgegebenen Richtlinien entspricht.

Es gibt auch vereinseigene Projekte, so beispielsweise die Naturparkmärkte. Diese finden ungefähr 25-mal im Jahr an verschiedenen Orten statt und es werden Produkte der Region verkauft. Auch die Aktion "Brunch auf dem Bauernhof" oder die "Genussmessen" gehören dazu. Es gibt auch Naturparkwirte, die einen großen Anteil ihrer Speisen mit regionalen Produkten herstellen.

"Die Aktionen sollen den landwirtschaftlichen Anbietern eine Plattform für ihre Produkte wie Fleisch, Brot, Honig und Käse bieten. Das Bewußtsein für hochwertige regionale Produkte soll geschaffen werden", erklärt Scheffold.

Das ist auch das Ziel der in Marktscheune Berghaupten, die ein Naturpark-Bauernmarkt ist. "Sie hat circa 100 Zulieferer", informiert Scheffold. Die regionalen Produkte sollen zu guten Preisen an den Kunden gebracht werden, denn nur so können Bauern überleben und damit die Landschaft offen gehalten werden. "Ohne Tiere keine Schwarzwälder Kulturlandschaft", so der Hornberger Bürgermeister.

Unterschiedliche Projekte und Aktionen

Der Naturpark stellt Broschüren zu unterschiedlichen Themen, wie beispielsweise die Direktvermarktung ab Hof her und verteilt sie. Ein weiteres Projekt sind Naturparkschulen, die entstehen sollen. Gespräche darüber werden bereits geführt. Kinder und Jugendliche zu erreichen ist besonders wichtig, so Scheffold.

Dazu dient beispielsweise auch das Projekt "Aussaat Blühender Naturpark". Dabei säen Kinder Blumensamen auf vorbereiteten Wiesen aus und erfahren von Naturparkmitarbeitern, wie wichtig die entstehenden Pflanzen für Bienen und die ganze Natur sind. Im Anschluss bekommen die Kinder jeweils ein Samentütchen, um auch zuhause Blumen zu sähen. Finanziert werden die Projekte durch Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse des Landes und Sponsoren.

Der Hornberger Bürgermeister ist seit nunmehr zehn Jahren stellvertretender Vorsitzender des Naturparks. "Ich habe mein ganzes Leben hier in der Region verbracht und die Veränderung der Landschaft, die durch den Strukturwandel in der Milchviehwirtschaft enstanden ist, wahrgenommen. Es gibt weniger freie Flächen, dafür mehr Wald. Die Arbeit im Naturparkverein ist sinnhaftig", begründet Scheffold sein Engagement.

"Faszinierend ist, dass alle Bevölkerungsgruppen erreicht werden und die Arbeit ganz großen Rückhalt findet. Jeder kann den Naturpark erleben. Die Arbeit ist greifbar" fährt er fort. Die Projekte des Vereins finden meistens an unterschiedlichen Orten statt.

Naturpark wird mit dem Nationalpark verwechselt

Der Nationalpark, mit dem der Naturpark Schwarzwald Nord/Mitte manchmal aufgrund des ähnlichen Namens verwechselt wird, hat eine andere Zielsetzung und ist anders organisiert. Er wurde 2014 gegründet, seine Verwaltung ist eine Sonderbehörde des Landes Baden-Württemberg. Seit 2016 gehört sie zum Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Auf der 10 000 Hektar großen Fläche an der Schwarzwaldhochstraße wird die Natur weitestgehend sich selbst überlassen. Der Nationalpark hat das Motto "Eine Spur wilder".

Info: Der Park

Seit 2003 ist der heute 375 000 Hektar große Naturpark Schwarzwald Nord/Mitte offiziell verordnetes Großschutzgebiet. Rund 700 000 Menschen leben idem Gebiet. Organisiert ist der Park als Verein. Mitglieder sind die im Gebiet gelegenen 106 Gemeinden und Städte, die sieben Land- und zwei Stadtkreise sowie die wichtigsten Verbände der Region. Die Akteure bilden durch ihre Mitgliedschaft im Naturparkverein gemeinsam einen „runden Tisch“ für die verschiedenen Interessen in der Region. Den Vorsitz des Naturpark-Vereins führt der Landrat des Landkreises Rastatt, Jürgen Bäuerle. Die Geschäftsstelle des Vereins mit Info-Shop befindet sich in der Niederlassung im Haus des Gastes in Bühlertal.