"Ketterer"- Bierbrauer Jonas Brändle füllt das produzierte Desinfektionsmittel ab. Foto: Ketterer

400 Liter verschenkt. Absatz durch Fassbier fehlt komplett. Schwierige Zeit für Braubetriebe.

Hornberg - Desinfektionsmittel wird aktuell händeringend gebraucht. Die Brauerei Ketterer stellt schon seit längerem eigenes her. In der vergangenen Woche spendete der Familienbetrieb mehr als 400 Liter – und setzt damit in fraglos unglaublichen Zeiten ein Zeichen der Hoffnung.

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Auch bei der Hornberger Brauerei läuft der Betrieb momentan definitiv anders als sonst. Wie Geschäftsführer Philipp Ketterer auf Anfrage des Schwabo informiert, ist derzeit der komplette Fassbierabsatz durch die behördlichen Verordnungen weggebrochen. "Auch der Anteil des Flaschenbiers, der sonst in der Gastronomie oder bei Veranstaltungen abgesetzt wird, fehlt komplett", berichtet der Brauereichef.

Fassbierabsatz ist aktuell komplett weggebrochen

Zuwächse sieht das Familienunternehmen hingegen beim Flaschenbier für den Heimkonsum. Vielleicht gönnen sich die Kunden angesichts der vielen Einschränkungen gerade daheim ein gutes, regionales Bier, vermutet Ketterer. Jedoch steige derzeit die Nachfrage nach natürlichem Mineralwasser insgesamt, so dass die Firma mit ihrem "Hornberger Lebensquell" den Rückgang beim Bier zumindest teilweise ausgleichen könne.

"Wir passen uns flexibel an die aktuelle Phase an und bauen Überstunden und alten Urlaub ab. Der Außendienst arbeitet ab Montag kurz. Die Mitarbeiter hier im Betrieb setzen wir vorsorglich so gut es geht zeitversetzt ein. Insgesamt sind wir voll leistungs- und lieferfähig und auch für jegliche Fragen für unsere Kunden erreichbar", berichtet Ketterer auf Anfrage.

Dass die Brauerei selber Desinfektionsmittel für den Eigenbedarf herstellt, ist eigentlich kein Novum und auch kein neuer "Produktionszweig" der Firma. "Wir setzen pro Woche im Durchschnitt rund 400 Liter des Desinfektionsmittels ein", informiert Ketterer. Bereits vor drei Jahren ersetzte die Brauerei das weit verbreitete Desinfektionsmittel Chlordioxid durch sogenannte Anolyte. "Damit konnten wir die Menge an aggressiven Chemikalien beziehungsweise Gefahrgut in unserer Brauerei reduzieren. Für die Umwelt und Mitarbeiter bringt die Investition Vorteile bei hoher Produktsicherheit", erklärt Ketterer in einer E-Mail.

Landratsamt meldet Bedarf für Desinfektionmittel an

Geschäftsführer Michael Ketterer hatte schließlich vor mehr als zwei Wochen die Idee, dem Gesundheitsamt des Ortenaukreises das selber hergestellte Desinfektionsmittel anzubieten beziehungsweise zu spenden. Andreas Kempf vom Landratsamt Ortenaukreis in Offenburg rührte sich umgehend und meldete dankbar Bedarf an.

"Wir sind der Brauerei Ketterer sehr dankbar für ihre Idee und ihren Einsatz", würdigt Kempf am Freitag im Telefonat mit unserer Redaktion die Spende von mehr als 400 Litern Desinfektionsmittel an die Behörde. Aktuell gebe es immer wieder kleine Spenden aus der Bevölkerung wie beispielsweise dringend benötigte Schutzmasken.

Das Desinfektionsmittel aus Hornberg wird demnächst im Ortenau-Klinikum zum Einsatz kommen. "Die Klinik hat derzeit noch Lagerbestände, aber das kann sich natürlich jederzeit ändern", berichtete Kempf. Bis dahin werde das Mittel vor allem zur Flächendesinfektion im Verwaltungsgebäude vom Landratsamt in Offenburg benutzt. In Zeiten von Corona freut sich der Ortenaukreis sehr über den Einsatz der Firma Ketterer, die einen wertvollen Beitrag leistet.

Weitere Informationen: www.kettererbier.de

Die Brauerei Ketterer ersetzte zur Behandlung des Betriebswassers Mitte 2017 eine Chlordioxid-Anlagedurch eine moderne Aquadron-Anlage der Firma Innowatech. Die Aquadron-Anlage produziert aus Trinkwasser und Kochsalz das Desinfektionsmittel "Innowatech Anolyte", das für mikrobiologisch reines Trink- und Prozesswasser sorgt. Anolyte ist hochwirksam gegen alle Keime, findet in vielen Bereichen der Getränkeproduktion Verwendung und ist als Desinfektionsmittel universell einsetzbar, heißt es in dem Fachmagazin "Brautech".