Angelika Rapp in wechselnden Rollen (von links): Als Großmutter 1987 im "Räuber Hotzenplotz", als böse Hexe in "Der Zauberer von Oz", zusammen mit Evi Laumann und Simone Heist als böse Stiefmutter im "Aschenputtel" und als Dienerin 1986 in "Der Geizige". Foto: Schwarzwälder-Bote

Angelika Rapp verabschiedet sich am morgigen Sonntag als Märchen-Spielleiterin von der Hornberger Freilichtbühne

Von Eckhard Gräff

Hornberg. Ob als Darstellerin oder Regisseurin: Seit 1985 hat sich Angelika Rapp auf der Hornberger Freilichtbühne im Storenwald mit viel Herzblut eingebracht. 14 Jahre davon lenkt sie als Steuerfrau die beliebten Märchen auf der Bühne. Am morgigen Sonntag übergibt sie das Ruder an ihre Nachfolgerin Gilia Skop.

Sie will sich keine Blöße geben. In der Öffentlichkeit sowieso nicht. Aber es ist ihr deutlich anzumerken: Angelika Rapp fällt der Abschied von der Freilichtbühne schwer. 1985 kam sie nach Hornberg. "Ich hatte noch nicht die Koffer und Umzugskisten ausgepackt, da hab ich mir schon das ›Hornberger Schießen‹ angeschaut", erinnert sie sich im Gespräch mit dem SchwaBo.

Nach der Aufführung hatte sie nur einen Gedanken: "Da will ich mitmachen." Sie wirft auch erste Blick Richtung Märchen: "Da wurde gerade ›Schneeweißchen und Rosenrot‹ gespielt." Ein Jahr später tritt sie in Leisingers Heimatstück als Statistin auf und war zudem Souffleuse beim Abendstück "Der Geizige" und hatte dort eine Nebenrolle als Dienerin. Aber Angelika Rapp liebt Märchen, schon von Kindheit an. 1987 hatte sie ihre erste Rolle auf der Freilichtbühne: "Ich spielte die Großmutter in dem Stück ›Räuber Hotzenplotz‹". Dann geht es Schlag auf Schlag: Rapp spielt unter anderem die böse Hexe im "Zauberer von Oz", ("meine Lieblingsrolle") oder Frau Holle im "Aschenputtel". Dann wird die Wahl-Hornbergerin Steuerfrau: "2002 habe ich zusammen mit Margot Lang bei "Jim Knopf" Regie geführt", erzählt Rapp. Und damit erfüllte sich ihr Traum.

"Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich in diesen nun 14 Jahren an die 250 Rollenbücher gelesen habe", sagt Rapp. Sie stellt an sich die hohe Anforderung, in jeder Saison das für die Darsteller und die Bühne geeignetste Spiel zu finden. " Auch in meinem Urlaubsgepäck fand sich immer eine Tasche voller Rollenbücher", erinnert sich die Wahl-Hornbergerin.

Mit "Peter Pan" erfüllt sich Angelika Rapp 2010 schließlich selbst einen Traum. Und da sie das Rollenbuch für das Stück nach dem englischen Original selbst schreibt, wird das eingesparte Geld, das sonst an Theaterverlage gezahlt wird (immerhin zehn bis zwölf Prozent pro Eintrittskarte) für den Bau der "Jolly Roger", dem Piratenschiff von Käpt’n Hook, verwendet.

"Mit Wendy und ihren beiden Brüdern John und Michael konnte ich in die Welt der Fantasie fliegen, um so neu gestärkt in der Realität zu landen", sagt Rapp. Aus Märchen kann sich die gelernte Erzieherin sehr viel Positives herausziehen. Und fast zu jedem Stück hat Angelika Rapp eine besondere Beziehung. "Pinocchio, welches wir 2006 gespielt haben, ist mir ein Freund aus Kindertagen. Gern hätte ich so ein sprechendes Püppchen an meiner Seite gehabt", sagt sie. Mit manchen Märchenfiguren musste sie sich aber auch erst einmal auseinandersetzen. "Pippi Langstrumpf 2013 wurde erst zur Freundin, als sie in mein Leben sprang. Sie ist es auch jetzt zwei Jahre später noch, und das Buch ›Das Pippilotta Prinzip‹ von Christine Weiner und Carola Kupfer hat meine Lebenseinstellung beeinflusst", sagt Rapp.

Die Vollblut-Theaterfrau identifiziert sich immer mehr mit der Bühne und ihrer Aufgabe: "Wenn ich Theatertexte lese, entstehen in meinem Kopf sofort Bilder, und ich höre die Stimmen der Figuren, im Idealfall sind es die unserer Spieler", beschreibt sie ihre Gedanken. Es wird zu ihrer Leidenschaft und Lebenserfüllung, kreativ gestalten zu können. Und sie hat ein tolles Team auf der Bühne. "Es ist für mich beeindruckend und etwas ganz besonderes, dass Menschen von vier bis 75 Jahren so gut zusammenarbeiten.

Und wenn ich dann sehe, wie jeder über sich hinauswächst und in seine Rolle hineinwächst, dann berührt mich das schon sehr", zieht Angelika Rapp Bilanz.

Für die Spielzeit 2015 hatte sie eigentlich "Michel aus Lönneberga" geplant. "Doch da hätten unsere jungen Darsteller in eintöniger Kleidung die bäuerliche Bevölkerung von Lönneberga darstellen müssen", überlegt Rapp: "Als 2014 ganz Hornberg zu Fasnacht abtauchte, habe ich im Kindergarten die Geschichte der kleinen Meerjungfrau erzählt."

Und es war ein Junge, von dem dann der Tipp kam: "Das müsst ihr mal auf der Freilichtbühne spielen!" Nachdem die Jungmimen 2014 mehrheitlich als Bäume im Räuberwald standen, Rapp den Kindern zu ihrem Abschied aber jedem eine eigene Sprechrolle versprochen hatte, war klar, dass "Ariella" auf die Bühne kommt.

Reizen würde es Angelika Rapp schon noch, Figuren wie Urmel, Wickie, Michel, Jim Knopf oder Schneewittchen lebendig werden zu lassen. Jedoch: "Es war einmal…, heißt es in allem, was wir im Leben tun", blickt sie zurück.

Ganz aufhören wird sie auf der Freilichtbühne nach ihrem Abschied am morgigen Sonntag allerdings nicht, sie will kleinere Rollen spielen. Und sonst? "Die Zukunft gehört denen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben", zitiert sie die Amerikanerin Eleanor Roosevelt.

Und Träume hat sie: "Ich habe von meiner Kindheit an eine große Liebe zu Handpuppen. Mein Traum ist es, sie zum Sprechen zu bringen. Deshalb werde ich erst einmal aus Interesse an der Technik einen Bauchrednerkurs besuchen", plant sie schon mal die Zukunft. Und schmiedet schon wieder Pläne: "Wenn Gott mir die Kraft dazu schenkt und Mitspieler zeigt, möchte ich mit Puppen biblische Geschichten erzählen."