Das Team von Trainer Christian Prokop begeistert derzeit auch die Nicht-Handballer Deutschlands. Foto: Becker Foto: Schwarzwälder Bote

Handball: Lokalsportler sehen gute Chancen auf den Halbfinal-Sieg der Nationalmannschaft

Deutschland jubelt über seine Handballer: Die Herren-Nationalmannschaft spielt heute Abend gegen Norwegen um den Einzug ins WM-Finale. Wie schätzen die Lokalsportler die Chancen des Teams um Trainer Christian Prokop ein?

Mittleres Kinzigtal. Und treffen sich Handballer eigentlich im Winter zum Public-Viewing? Isabel Barquero: "Wenn Deutschland konsequenter bei den Torabschlüssen wird, dürfte ein Sieg gegen Norwegen sehr wahrscheinlich sein", findet Isabel Barquero, Rechtsaußen-Spielerin der ersten Damenschaft der SG HLT. Das Team punkte mit Sympathie, Bodenständigkeit und Kampfgeist. Sie befürchte jedoch, dass die aktuelle Euphorie für den Handball bald wieder abebbt und die Sportart in wenigen Monate leider wieder von der Öffentlichkeit belächelt werde. Vielleicht können aber nun Kinder für den Sport begeistern werden. Sie verfolgt die Spiele meist allein zu Hause vor dem Fernseher. Das Spiel gegen Spanien schaute sie aber gemeinsam mit Freundinnen in einer Freiburger Bar an. "Es war keine Atmosphäre wie beim Fußball-Public-Viewing, dennoch war einiges los", berichtet Barquero. "Ich bevorzuge die ruhige Atmosphäre, da ich die Informationen von den TV-Kommentatoren gut finde." Christian Kaspar: Der Abteilungsleiter der Spielgemeinschaft Hornberg/Lauterbach/Triberg (SG HLT) und Spieler in der ersten Herrenmannschaft blickt dem Halbfinale positiv entgegen. "Der Kader hat in der ganzen Breite eine sehr hohe Qualität und es konzentriert sich nicht auf Einzelspieler. Dadurch kann viel gewechselt werden, was uns einen Vorteil verschafft der proportional zur Dauer des Turniers steigt.".

Er habe das Gefühl, dass die Öffentlichkeit die WM begeistert verfolgt. Am vergangenen Wochenende habe er sogar erlebt, wie "Nicht-Handballer" den Laptop einschalteten, als sie keinen Fernseher hatten". Das packende Spiel gegen Spanien verfolgte er mit den Herren der SG HLT nach deren Training – was heute Abend wiederholt wird. "Am Sonntag werden wir spontan ein Public-Viewing organisieren, sofern Deutschland im Finale spielt", berichtet er. Doris Glunk: Auch Doris Glunk, Schriftführerin der Spielgemeinschaft (SG) Gutach-Wolfach und Organisatorin für die Bewirtung bei den Spielen in Wolfach, ist der Ansicht, dass das Team von Prokop "unheimlich gute Chancen hat". Die Mannschaft habe sich nach der letzten EM gefunden und glaube an sich. "Das ist schon die halbe Miete", sagt Glunk, die selber 20 Jahre Handball spielte und 15 Jahre als Jugendtrainerin aktiv war. Sie findet, dass der Sport derzeit verstärkt wahrgenommen wird, was auch daran liege, dass die Spiele zur besten Sendezeit im Abendprogramm des ZDF und der ARD gezeigt werden. "Selbst eingefleischte Fußballfans unterhalten sich mittlerweile über die Spiele", berichtet sie. Sie freut sich besonders, dass die TV-Kommentatoren die Spiele auch für Nicht-Handballer gut erklären. Das Halbfinale verfolgt sie wieder zu Hause mit ihrer Familie. "Wir sind eine richtige Handball-Familie", sagt Glunk.

Jan Moosmann: "Jetzt ist alles möglich", findet Jan Moosmann, ebenfalls Abteilungsleiter der SG HLT und Kreisläufer in der ersten Herrenmannschaft. "Die besten vier Teams haben es ins Finale geschafft", berichtet er und hofft, dass sich die Nationalmannschaft nun von der Euphorie tragen lässt. "Ich hoffe, dass es wieder ein Wintermärchen gibt", sagt Moosmann.

Auch er freut sich, dass die Spiele nun abends auf den öffentlich-rechtlichen Sendern gezeigt werden – und nicht wie im Bezahlfernsehen. Dadurch würden derzeit auch überraschend viele Nicht-Handballer zuschauen. Er hofft dass sich durch diese Euphorie auch mehr Menschen für den Lokalsport begeistern und die heimischen Mannschaften bei ihren Spielen unterstützen.

Ebenso wie Kaspar verfolgt er das Halbfinale gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen im Stammlokal und überlegt, ob der Verein im Falle eines Sieges der Deutschen ein Public-Viewing organisiert. Christian Lehmann: "Den Einzug ins Finale kann die Mannschaft schaffen", teilt Christian Lehmann, Abteilungsleiter Handball beim TuS Gutach, mit. Wenn das Team erneut seine Leistungen aus den vorherigen Spielen abruft und im Angriff noch stärker wird, seien die Chancen sehr hoch. Auch er ist der Meinung, dass die Übertragung der Spiele in ARD und ZDF zur Begeisterung für den Handballsport und die Mannschaft beitrage. Hinzu kommt noch, dass die WM im eigenen Land stattfindet.

Das Halbfinale Deutschland gegen Norwegen wird heute, Freitag, ausgetragen. Anpfiff ist um 20.30 Uhr. Die ARD übertragt das Spiel.