Interview: Der Regisseur von "Der nackte Wahnsinn" über seinen Weg von Glasgow nach Hornberg
Hornberg. Julian Wejwar übernimmt im kommenden Jahr die Regie für das Erwachsenenstück "Der nackte Wahnsinn" auf der Freilichtbühne im Storenwald. Im Gespräch mit dem Schwabo berichtet der Freiburger über seinen Beruf, die Zusammenarbeit mit Laien-Darstellern und was ihn an der Hornberger Bühne fasziniert.
Herr Wejwar, Sie arbeiten als Musicaldarsteller, Gesangspädagoge und Choreograf. Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Da ich mich schon als Kind immer für die Sparten Gesang, Schauspiel und Tanz interessiert habe, war für mich während der Schulzeit klar, dass ich einen darstellenden Beruf ausüben möchte. Ich studierte also Musical mit den Hauptfächern Gesang, Schauspiel und Tanz am Royal Conservatoire of Scotland in Glasgow und an der Leipziger Musikhochschule Felix Mendelssohn Bartholdy. Parallel studierte ich noch Gesangspädagogik. Während meines Studiums in Glasgow habe ich bereits Gesang unterrichtet, führte Regie bei kleineren Produktionen und stand auf Musical- und Schauspielbühnen.
Und nach Ihrem Studium?
Dann ging der Einstieg ins Berufsleben los. Ich arbeitete als Musicaldarsteller, als Lehrer für Gesang und Tanz, führte Regie und machte Choreografien für Bühnenstücke in ganz Deutschland. Heute arbeite ich nach wie vor in all diesen Bereichen, da es immer sehr abwechslungsreich ist und ich immer wieder Neues über mich und den Beruf lerne.
An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?
In der vergangenen Woche habe ich mit einer neuen Besetzung des Kindermusicals "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" in Stuttgart geprobt. Die Produktion geht am 1. Dezember nochmal für einen Termin auf Tour und spielt dann im Krystallpalast Variéte in Leipzig. Zudem unterrichte ich als Dozent Gesang und Choreografie an der Freiburger Musical- und Schauspielschule. Die Produktion "Ludwig²" am Festspielhaus in Füssen, bei der ich die Co-Regie und Co-Choreografie übernommen habe, wird ebenso im Winter aufgeführt.
Wie sind Sie dazu gekommen, sich als Regisseur für das Erwachsenenstück in Hornberg zu bewerben?
Da zwei meiner Schüler bereits seit mehreren Jahren dort als Schauspieler und im Kreativteam mitarbeiten und ich bereits eines der Familienstücke gesehen habe, war ich immer begeistert von dieser wunderschönen Bühne. Dort zu inszenieren, ist ein Traum von mir. Als ich hörte, dass noch ein Regisseur gesucht wird, habe ich mich einfach beworben. Ich finde, es gibt keine vergleichbare Freilichtbühne. Hornberg ist etwas ganz Besonderes.
Wie haben Sie bisher den Kontakt mit dem Historischen Verein wahrgenommen?
Alle waren sehr herzlich und höchst professionell. Gleich beim ersten Treffe hab ich gesehen, dass alle sehr gut organisiert und mit Liebe an die Planung gehen. Dies habe ich oftmals an professionellen Theatern bei Weitem nicht so positiv erlebt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.
Welches Stück führen Sie in Hornberg auf?
Das Stück heißt "Der Nackte Wahnsinn" von Michael Frayn und handelt von einer chaotischen Theatergruppe samt Regisseur, die ein Stück aufführen wollen, was sich aber als schwierig herausstellt. Die Aufführung beginnt mit der Generalprobe, bei der es noch nicht sonderlich gut läuft. Im weiteren Verlauf sehen die Zuschauer, wie die Gruppe ihr Stück aufführt, was aber nicht ohne Pannen über die Bühne geht.
Im dritten Akt geht es beispielsweise darum, was aus dem Stück gegen Ende der Spielzeit wird und wie jeder Charakter immer mehr zum Chaos beiträgt.
Eine sehr unterhaltsame Komödie mit sehr extrovertierten Charakteren und dem wunderbaren Stück-im-Stück-Element.
Was ist das Besondere an der Arbeit mit Laiendarstellern?
Ich liebe die Arbeit mit Laiendarstellern, da die Menschen das Theater als Hobby lieben und ihre Freizeit bewusst für diese Bühne investieren. Da kommt keine Routine oder Unlust auf, da das Theaterspielen ein Ausgleich zum oftmals stressigen Berufsalltag ist und alle enthusiastisch bei der Sache sind.
Wann geht es konkret mit den Vorbereitungen in Hornberg los?
Die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren, aber Anfang Dezember gebe ich erst einmal einen kleinen Workshop, um die Darsteller kennen zu lernen. Von da an kommt dann die Kugel ins Rollen. Ich freue mich darauf sehr! Die Fragen stellte Lena Weimer.
Julian Wejwar wurde in Sindelfingen geboren. Er wohnt derzeit in Freiburg und ist 33 Jahre alt. Er spielte unter anderem schon in der "Rocky Horror Show" in Karlsruhe, in der "Dreigroschenoper" in Schottland sowie in der musikalischen Komödie "City of Angels" in Leipzig mit.