Wolfgang Winterhalter hat auf dem Schanzenberg aus seinem Buch vorgelesen.Foto: Kornfeld Foto: Schwarzwälder Bote

Lesung: Kabarettist berichtet, wie ein fast tödlicher Unfall mit einem Bullen sein Leben verändert hat

Wolfgang Winterhalter sorgt normalerweise mit seinem Partner Nikolaus König als "Bure zum Alange" mit seinem Kabarett für Lachsalven. Bei seiner Lesung am Mittwochabend auf dem Schanzenberg zeigte er sich von einer anderen Seite.

Hornberg. Eingeladen hatten zu dem Abend die Landfrauen Hornberg und der BLHV. In seinen Buch "Mein Leben nach Giacomo" schildert Winterhalter in kurzen Kapiteln Episoden aus seiner Kindheit, seiner Jugend und von seinem Unfall mit besagtem Giacomo und dessen Folgen.

Giacomo ist ein Bulle, der, obwohl zuvor nicht "verhaltensauffällig", eines Tages Wolfgang Winterhalter einige Meter hinter sich her schleift, ihm 17 Rippen bricht und ihn so beinahe tötet. "Ich habe alles genau mitbekommen, das vergesse ich mein Leben nicht", erzählt Winterhalter und sieht sich nicht in der Lage, die Passage des Buches vorzulesen, in der er den Unfall genau beschreibt. "Es weckt zu heftige Emotionen in mir", begründet er das. Aufgeschrieben hat er diese Erinnerung jedoch, sie ist in seinem Buch nachzulesen.

Ein zweites Mal geboren worden

"Dass ich hier sitze, ist alles andere als selbstverständlich", so Winterhalter und berichtet, wie der Unfall ihn verändert habe. Er sei sozusagen ein zweites Mal geboren worden. "Und was macht man als Neugeborener? Jeden Augenblick genießen." Die Kraft sei zurück gekehrt und es galt, den richtigen Weg zu gehen.

Lange habe er schon vor gehabt, ein Buch über sein Leben zu schreiben, jedoch nie Zeit dazu gefunden. Nach dem schweren Unfall, in der Klinik, hatte er die Zeit.

Das erste Kapitel, das er auf dem Schanzenberg vorliest, erzählt von seiner Oma väterlicherseits. "Bei ihr fühlte ich mich geliebt und geborgen, wenn die Eltern auf dem Hof viel Arbeit hatten", so der Autor. Ihre Zöpfe seien zu einem Dutt geflochten gewesen und Arme waren von Blutergüssen übersät, denn die Hühner wollten ihr die Eier nicht kampflos überlassen. Ihretwegen habe sein geliebtes Pony den Hof verlasse müssen, erzählt Winterhalter. Das Pony hatte aus dem Eimer der Großmutter einen Leckerbissen holen wollen, die Oma stürzte ins Gras und das Pony musste gehen.

Er habe eine behütete Kindheit in einer wunderschönen Landschaft gehabt. "Man könnte meinen, es war alles traumhaft. Aber das war es nicht". Ein Hof sei nicht nur Spiel, Spaß und Spannung. Das Motto sei eher gewesen: "schaffe, schaffe. Jeder macht, was er schon oder was er noch kann".

Winterhalter beschreibt immer die positive und die negative Seite, so auch bei der Heuernte, die heiß und staubig, aber auch lustig und schön gewesen sei. Er hat damit gehadert, Landwirt zu werden, hat sich als Zivi im Forst beworben und ist einige Zeit in dem Bereich geblieben.

Wenn er ins Kinzigtal komme, erinnere er sich jedes Mal daran, wie er mit einer Gruppe "Ironmen" den Hang einer Trasse der Schwarzwaldbahn habe freischneiden müssen. Die harte Arbeit habe ihn an körperliche Grenzen gebracht. Die Pause habe der Fütterung von Hochleistungskühen geähnelt, die Energie musste schnell zugeführt werden. Winterhalter hat im Betonbau, in der Käserei und der Zimmerei gearbeitet bis er sich in den 90er-Jahren wieder der Landwirtschaft zuwandte, weil er das Gefühl hatte, so etwas für die Natur tun zu können..

Und er erzählt auch, wie der Bulle Giacomo auf den Hof kam und er ihm in Anlehnung an Giacomo Casanova seinen Namen gab. "Giacomo war ein Zuchtbulle. Er sollte drei Jahre lang wachsen, fressen, decken". Und er machte seinem Namen alle Ehre, berichtet der Autor.

Im Frühsommer 2017 habe der Bulle allerdings Angst vor jungen Kuhdamen gehabt, die ihn anscheinend überforderten. Alles in allem sei Giacomo umgänglich gewesen und habe für Fruchtbarkeit gesorgt. Winterhalter sei immer ein Verfechter der Bullenhaltung gewesen, informiert er. Bis zu dem Junitag, an dem es zu dem Unfall kam.

Winterhalter erzählt auch von der Zeit auf der Intensivstation, von Therapien und von dem tiefen Loch, in das er fiel. Er berichtet davon, wie er seine eigenen Ressourcen entdeckt hat und einen neuen Weg gegangen ist.

Das Buch "Mein Leben nach Giacomo" ist als Taschenbuch erschienen, hat 297 Seiten und kostet 15 Euro. Weitere Informationen gibt es unter www.wolfgang-winterhalder.de.