Der Posaunenchor unter der Leitung von Eric Küffer umrahmte den Gottesdienst musikalisch. Foto: Schwarzwälder Bote

Festakt: Erster Gottesdienst nach Renovierung der evangelischen Kirche ist gut besucht

Die evangelische Stadtkirche in Hornberg erstrahlt im neuen Glanz. Zahlreiche Gläubige sind am Palmsonntag dem Glockengeläut zum ersten Gottesdienst nach der rund einjährigen Renovierungsphase gefolgt.

Hornberg. In dem sich anschließenden Festakt wurde Rückblick gehalten auf die Modernisierung des Gotteshauses. Feierlich gestaltete sich der Einzug von Pfarrer Thomas Krenz mit dem Kirchengemeinderat, die gemeinsam die Kerzen am Altar zu brausendem Orgelklang entzündeten. "Im vergangenen Jahr zu Pfingsten feierten wir hier unseren letzten Gottesdienst und wünschten uns, Ostern in der neu renovierten Kirche zu feiern", freute sich der Pfarrer über die pünktliche Fertigstellung. Einige wenige Nacharbeiten seien noch notwendig, die jedoch in Kürze erfolgen werden.

Der von Pfarrer Krenz lebendig gehaltene Gottesdienst wurde musikalisch festlich gestaltet vom Posaunenchor, dem Flöten-Ensemble und der Gruppe "Sing & Pray". In seiner Predigt ging der Geistliche mit einem Gleichnis auf den viel zu oft achtlosen Umgang mit der Zeit ein, die doch ein kostbares Geschenk ist. Krenz freute sich über die voll besetzte Kirche und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass nicht nur das schöne neue Gotteshaus der Anlass dafür ist.

Im Anschluss an den Gottesdienst machten verschiedene Ansprachen deutlich, welch gemeinschaftlicher Kraftakt die Modernisierung hinsichtlich des ehrenamtlichen Engagements und der Finanzierung war. Viele Aktionen der Kirchengemeinde brachten den respektablen Betrag in Höhe von 130 000 Euro an Spenden zusammen.

Die vielen hundert Stunden ehrenamtlicher Arbeit sind laut Krenz noch gar nicht monetär dargestellt und auch der notwendige Griff in die Rücklagen steht noch aus. "Klar ist aber, dass dies alles bei weitem nicht ausgereicht hätte", stellte der Pfarrer fest.

Vorhandenes respektiert und behutsam ergänzt

Sein besonderer Dank galt dem Oberkirchenrat der evangelischen Landeskirche Baden für den Löwenanteil der Finanzierung. Von deren "Kirchbau" war Architektin Cordula Lünenschloss gekommen, die die Sanierung fachlich beriet. "Bauen ist ein Abenteuer und schwierig in einer Kirche mit jahrhundertelanger Geschichte", sagte Lünenschloss und nannte als Beispiel den 1451 erbauten Chorraum. Vorhandenes sei respektiert und behutsam ergänzt worden. Das Abenteuer, an dessen Gelingen die engagierte Kirchengemeinde wesentlich mitwirkte, sei geglückt.

Dieser Auffassung schloss sich Architekt Henning Baurmann von "baurmann.dürr Architekten" in Karlsruhe an. "Bleiben Sie sich des hohen Wertes Ihrer Kirche bewusst und erhalten Sie deren jetzige heitere Würde und Klarheit", postulierte Baurmann nach seinen Ausführungen über die Realisierung des Projekts und einem philosophischen Exkurs darüber, wie "Raum" auf Menschen wirken kann.

Bürgermeister Siegfried Scheffold sagte in seinem Grußwort, dass sich das lange Warten gelohnt habe: "Es ist alles ganz wunderbar." Schweiß sei geflossen und Staub geschluckt worden bei dem großen gezeigten ehrenamtlichen Engagement. "Die Kirche blickt auf 700 Jahre Geschichte zurück und präsentiert sich nun optisch und funktional in neuem Gewand", beglückwünschte der Bürgermeister dazu, dass keine halben Sachen gemacht wurden, sondern grundsätzliche Entscheidungen auch hinsichtlich modernster Technik getroffen wurden.

Gratulation zum gelungenen Werk

Der Hornberger Architekt Fritz Wöhrle, der das Projekt vor Ort begleitete, erörterte die einzelnen Baufortschritte und stellte die daran beteiligten Handwerkerbetriebe vor.

Auch der katholische Pfarrer Christoph Nobs gratulierte zum "gelungenen Werk". Er brachte einen frisch geweihten Palmzweig mit und wünschte Gottes Segen. Dem Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, Reinhard Lehmann, blieb das Schlusswort. "Unser Pfarrer hatte ja so seine Bedenken, soviel Aufwand zu betreiben und so viel Geld auszugeben", erinnerte sich Lehmann. Krenz baue "lieber Kirchen mit Menschen statt Steinen" – doch jetzt, nach getaner Arbeit "gefällt es auch unserem Pfarrer". In einem langen Dankesreigen führte Lehmann die vielen Mitwirkenden an, die zum Gelingen beigetragen hatten.

Das wurde gemacht: Der Chorraum wurde durch ein Podest aus heimischem Sandstein erweitert und der Boden mit Natursteinbelag saniert. Stühle ersetzen die Bänke. Im Chorraum wurden Feuchtigkeitsschäden beseitigt sowie Bilder gereinigt und restauriert. Neu ist ebenfalls die ausfahrbare Leinwand, die leistungsfähige Technik und ein Beleuchtungskonzept. Bei den Sanierungsarbeiten kamen historische Grabstätten zum Vorschein, die in Absprache mit dem Regierungspräsidium Archäologie des Mittelalters nicht versetzt sondern überbrückt wurden.

Finanzierung vorbehaltlich der Schlussrechnung und grob geschätzt: Der vom Oberkirchenrat freigegebene Kostenrahmen beträgt 723 000 Euro, wie Cordula Lünenschloss auf Nachfrage mitteilte. Die Kirchengemeinde hat 130 000 Euro Spenden aufgebracht und die voraussichtliche Entnahme aus Rücklagen der Kirchengemeinde bewegt sich laut Pfarrer Thomas Krenz im Rahmen von 100 000 Euro. Vom Land wurde dem Projekt ein Zuschuss für den Wasserschaden im Deckengewölbe des Chorraums in Höhe von 16 770 Euro bewilligt.