Das Landhaus Lauble auf dem Fohrenbühl hat zur Zeit keine Gäste. Es gibt Gerichte zum mitnehmen.Fotos: Kornfeld Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Die Hornberger Gaststätten und Hotels leiden unter der Corona-Verordnung

Die Corona-Verordnung verbietet nach wie vor den Betrieb von Gaststätten, Hotels dürfen keine Übernachtungen zu touristischen Zwecken anbieten. Wie gehen die Gastronomie-Betriebe in Hornberg damit um?

Hornberg. Nach der Verlängerung der Corona-Maßnahmen schlägt die Gastro-Branche Alarm: "Ein Drittel unserer Betriebe steht auf der Kippe. Wenn die Politik nicht sofort handelt, rechnen wir mit rund 10 000 Firmenpleiten in unserer Branche allein in Baden-Württemberg", erklärt der Landesvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Fritz Engelhardt.

Der Schwabo hat sich bei den Betreibern in Hornberg umgehört. "Wir bieten einen Abholservice an. Damit machen wir im Moment 20 Prozent unseres normalen Restaurant-Umsatzes", sagt Günther Obert vom Gasthaus Tannhäuser in Hornberg. Er geht davon aus, dass sich bei Wiedereröffnung der Restaurants relativ bald wieder einigermaßen Normalität einfinden wird, der verlorene Umsatz sei natürlich nicht annähernd wieder reinzuholen.

"Noch dramatischer ist die Situation im Hotel, welches ja geschlossen ist. Das bedeutet null Umsatz und da wird sich, meiner Meinung nach, die Erholung deutlich länger hinziehen. Das ist schon fast existenzbedrohend", fährt der Gastronom fort. Er ist trotzdem "leise zuversichtlich" und denkt, dass sich Qualität wieder durchsetzen wird.

Jürgen Lauble vom Landhaus Lauble auf dem Fohrenbühl beschreibt die Situation bezogen auf den Umsatz als "desaströs". Das Gasthaus bietet einen täglichen Speise-Mitnahmeservice an, der besonders an Wochenenden gut angenommen wird. "Allerdings stehen die Umsätze in keinem Verhältnis zu den sonst üblichen Einnahmen", so der Gastronom.

Die Urlaubs- und Tagesgäste fehlen. Die Hotelübernachtungen fallen ganz aus. In diesem Bereich ist die Wertschöpfung eine ganz andere als in einem Restaurant.

"Sicherlich fallen im Moment keine Personalkosten an, da alle Mitarbeiter in Kurzarbeit stehen, jedoch gibt es laufende Betriebskosten wie beispielsweise Kredite, Leasingraten, Strom, Wasser, Abwasser, Mieten, Versicherungen oder noch offene Rechnungen von vor der Betriebsschließung", beschreibt Lauble die Situation. Nicht zu vergessen die privaten Lebenshaltungskosten des Unternehmers, der meist kein Kurzarbeitergeld bekommt.

Das schöne Osterwetter schmerzt in Anbetracht des entgangenen guten Geschäfts. Kommunionen und Konfirmationen sind komplett ausgefallen. Der Zeitraum mit den höchsten Umsätzen des Jahres ist nach Laubles Aussage "futsch" und wird nicht aufgeholt. Selbstverständlich wird versucht, alle Kosten so gering wie möglich zu halten aber auch in dieser Zeit gehen Dinge kaputt und müssen repariert werden.

"Wir konnten uns erfolgreich um die Corona-Soforthilfe bemühen, was uns etwas Luft verschafft und hier danken wir der Landesregierung besonders für die schnelle und unbürokratische Hilfe", betont Lauble.

Die am Mittwoch von der Regierung beschlossenen Lockerungen der Corona-Bestimmungen sieht er jedochkritisch: "Wir wurden nicht berücksichtigt. Wenn es wie bei den Schulen wenigstens Anhaltspunkte gäbe, wäre es besser." Wenn sich die Beschränkungen bis Juni hinziehen würden, werde es eng, so Lauble. "Sämtliche Betriebe im Kinzigtal sind inhabergeführt, meist mit dem Partner im Betrieb. Das heißt, beide haben kein Einkommen."

Das Reiseverhalten muss erst anlaufen

Die Gäste seien verunsichert, hat er bemerkt. Er habe Stornierungen bis August. Das mache die Planung mit den Mitarbeitern schwierig. Er rechnet auch nach Lockerungen nicht mit normalen Umsätzen. Auf ausländische Gäste müsse noch länger gewartet werden. Das Reiseverhalten in den kommenden Wochen und Monaten werde sicher erst anlaufen. Viele Arbeitnehmer müssen die Kurzarbeit finanziell verkraften, die Urlaubskasse stehe da nicht an erster Stelle. Lauble rechnet mit verschärften Hygieneregeln wie weniger Tische. Und er hat noch ein Problem: "Leider hat uns eine weitere schlechte Nachricht erreicht: zu Corona soll auch in diesem Jahr die Zufahrtsstraße L 108 von Hornberg auf den Fohrenbühl ab dem 5. Oktober für vier Wochen voll gesperrt werden. Wir werden das Jahr 2020 wohl schnell vergessen müssen."

Ähnliche Sorgen hat Michaela Duffner vom Hotel Schöne Aussicht: "Unser Haus steht leider komplett leer. Als wir unsere Ferien hatten im Januar war es auch ohne Gäste, aber die Baustelle und die Handwerker sorgten immer für Umtrieb. Im Moment sind wir als Familie Duffner und immer ein bis zwei Mitarbeiter die einzigen. Wenn es abends dämmert und dass Haus ist leer… ganz schön gruslig."

Die 26 Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit gesetzt und / oder freigestellt von der Arbeit. Kündigen kommt für Familie Duffner nicht in Frage. "Hier hängen komplette Familien dran, die auch Hilfe brauchen." Duffner empfindet die Ungewissheit als schlimm.

Auch die "Schöne Aussicht" bietet für die Gerichte einen Abholservice an und verschickt sie auch vakuumiert per Post. "Es ist natürlich nichts, was uns rettet, aber alle haben wieder eine Aufgabe und fühlen sich gebraucht."

In Gutach stehen die Gastronomen vor ähnlichen Problemen. Darüber berichten wir in der kommenden Woche.