Die Räume der ehemaligen Bären-Apotheke sind ein potenzieller Praxisstandort. Foto: Weimer

Stadt informiert über den aktuellen Stand bei Suche nach Haus- und Zahnärzten. Förderprogramme bieten Perspektive.

Hornberg - Die Ärzteversorgung ist Thema des Diskussionsabends gewesen, zu dem die Stadt Hornberg die Einwohner eingeladen hatte. Bürgermeister Siegfried Scheffold, die Allgemeinmediziner Martin Wetzel und Carmen Ramm sowie Bürger tauschten sich dabei aus.

Wie geht es in Hornberg weiter, nachdem zum Jahresende 2019 die Praxisgemeinschaft Vorgrimler-Beck/Quack ohne Nachfolger geschlossen wurde und es in der Stadt nach vormals fünf nur noch drei Hausärzte gibt? Im Sitzungssaal des Rathauses stellte Bürgermeister Scheffold den aktuellen Stand vor.

Wie sieht die Ärzteversorgung aktuell aus?

Derzeit gibt es in Hornberg drei niedergelassene Allgemeinmediziner: Carmen Ramm, Hans-Joachim Herr und Martin Wetzel, die in der Gemeinschaftspraxis "Ärzte am Bärenplatz" arbeiten. Die ehemaligen Patienten der geschlossenen Praxis in der Werderstraße sind entweder bei anderen Hausärzten (auch in den Nachbarorten) untergekommen oder sind noch auf der Suche. Die verbliebene Praxisgemeinschaft am Bärenplatz bietet seit 1. Januar verlängerte Sprechstundenzeiten an. Hinzu kommt, dass der Zahnarzt Harald Zeumer zum 1. April in den Ruhestand geht und keinen Nachfolger finden konnte. Zeumer entschied sich aus persönlichen Gründen dafür, seine Praxis in der Schloßstraße nicht weiter zu verpachten. Damit wäre in Hornberg ab kommenden April mit Roger Birk nur noch ein Zahnarzt vor Ort. Die Praxisräume in der Werderstraße entsprechen nicht mehr den heutigen medizinischen Standards und sind auch nicht barrierefrei. Die Immobilie wird von ihrem Besitzer aktuell umgebaut und steht nicht mehr für Praxisräume zur Verfügung.

Was unternimmt die Stadt?

Wie Scheffold informierte, hat es seit dem vergangenen September insgesamt 50 Termine, Gespräche und Telefonate mit Ärzten, der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) und "Gesundes Kinzigtal" gegeben. Auf Empfehlung schaltete die Stadt Anzeigen im Online-Portal "Perspektive Hausarzt" und auf der Internetseite des Hausärzteverbands. Zudem ist der freie Praxissitz bei der KV ausgeschrieben. Auch wurde auf der Internetseite des KZV eine Anzeige geschaltet.

Gibt es Allgemeinmediziner, die sich in Hornberg niederlassen wollen?

Vielleicht. Wie Scheffold informierte, hatte sich Hausärztin Andrea Rohr, die sich ab Sommer in Gutach mit einer Praxis niederlässt, die Räume der ehemaligen Bären-Apotheke am evangelischen Kirchplatz angeschaut, sich aber letztlich für den Standort Gutach entschieden. Aktuell steht der Bürgermeister mit einem Interessenten in Kontakt, der sich noch in der Facharztausbildung befindet. Scheffold zeigte ihm unter anderem die Räume am Kirchplatz und machte ihn auf ein neues Förderprogramm der KV aufmerksam.

Wie werden potenzielle Hausärzte gefördert?

Dabei handelt es sich um das KV-Programm "Ziel und Zukunft" (ZUZ), mit dem Ärzte finanziell unterstützt werden, die eine Hausarztpraxis gründen oder übernehmen möchten. Im Mittelbereich Haslach/Hausach/Wolfach ist eine Förderung von Ärzten möglich, die sich in den Gemeinden Hornberg oder Steinach niederlassen möchten. Gefördert werden, so Scheffold, die Investitionskosten für Praxisübernahmen oder -Gründungen mit bis zu 80 000 Euro. "Die Aufnahme Hornbergs in dieses Förderprogramm ist ein guter Schritt der KV", befand Scheffold. Zudem bietet das Sozialministerium Baden-Württemberg seit circa zwei Monaten ein neues Programm an, bei dem Allgemeinmediziner bei einer Niederlassung als Landarzt einen Zuschuss von 15 000 Euro erhalten könnten, informierte Scheffold.

Was ist mit der Immobilie am Kirchplatz?

Die Stadt Hornberg hat die Möglichkeit, diese zu erwerben und steht in Kontakt mit den Eigentümern. Aber: Es ist derzeit auch ein privater Investor im Gespräch, der die Räume kaufen und einem Zahnarzt zur Verfügung stellen möchte. Konkrete Namen nannte Scheffold noch nicht. "Wenn das klappen sollte, hat das private Engagement natürlich Vorrang", betonte Scheffold. Für den Fall der Niederlassung des Zahnarztes habe der Vorstand der KZV bereits die Unterstützung zugesagt.

Was sagen die Hausärzte und Bürger?

Hausarzt Martin Wetzel machte deutlich, dass die "Ärzte am Bärenplatz" derzeit deutlich an der Grenze ihrer Kapazitäten sind. Über die Reaktionen der Hausärzte und Bürger berichten wir noch ausführlich.