Nur drei Gegenstimmen gab es in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Foto: Schwarzwälder Bote

Pläne des Kombi-Terminal Horb überzeugen.Altheims Ortsvorsteherin fürchtet um Infrastruktur des Dorfes.

Mitten in der Debatte um die Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene platzt dem Bahn-Vorkämpfer Dieter Rominger-Seyrich (SPD) der Kragen: Mit drastischen Worten greift er die Altheimer an, die gegen das geplante Güterverkehrsterminal kämpfen.

Horb - Der Gemeinderat war fast vollständig – bis auf Jürgen Poppitz (FD/FW). Die zweite Abstimmung über das geplante Güterverkehrsterminal nach dem Einwohnerantrag der Bürgerinitiative Heiligenfeld. Die Gegner sagen: Wir haben ohnehin schon viel zu viel Schwerlastverkehr. Und der Lärm wird uns auch in Altheim über Gebühr belasten.

Dieter Rominger-Seyrich (SPD), Vorkämpfer für die Hochbrücke und Gegner des geplanten (und inzwischen abgelehnten) Gewerbegebiets in Ahldorf: "Wenn ich das als Nordstetter betrachte: Was jetzt durch den Baulärm und den Lkw-Mehrverkehr durch die Hochbrücken-Baustelle entsteht und das, was Nordstetten an zusätzlichem Verkehr durch die Brückenanbindung schlucken muss – dann ist das, was Altheim an Mehrbelastung durch das KTH haben wird, ein Nasenwasser!"

Das war deutlich.

Auch SPD-Fraktionschef Thomas Mattes gab den Gegnern einen deutlichen Konter: "Die Bürgerinitiative und der Ortschaftsrat widersprechen sich, wenn sie drohende Sonntagsarbeit im KTH kritisieren, aber die dafür vorgesehenen Flächen im Industriegebiet für wertvoll halten – weil dort rund um die Uhr an 24 Stunden sowie an Sonn- und Feiertagen gearbeitet werden kann!" Am Beginn der Sitzung hatten zunächst die BI Heiligenfeld und Altheims Ortsvorsteherin Silvia Becht ihre Argumente gegen das KTH vorgebracht.

BI-Specherin Ursula Becht zieht aus der Info-Veranstaltung gut eine Woche vorher folgende Schlüsse: "Die Gutachter im Auftrag der Investoren nennen Zahlen, Daten, Fakten, die das KTH als harmlos darstellen. Wir würden dem gerne eigene Gutachten entgegensetzen wie in Eutingen, leider fehlen uns dazu die finanziellen Mittel. Dass bei der Verkehrsuntersuchungen bis zuletzt sich der Schwerlastverkehr nicht erhöht hat – wie kann das sein? Es gibt neue Nutzer wie das P3 im Heiligenfeld."

Die BI-Sprecherin kritisiert auch die Zusicherungen von Steffen Nestler, Investorenvertreter, dass die Betriebszeiten nur tagsüber sein werden. Becht: "Die Realität ist: Im Heiligenfeld als Industriegebiet darf 24 Stunden gearbeitet werden. Das diese Szenarien beim KTH nicht vorkommen werden, sind Lippenbekenntnisse der Vorhabenträger!" Die BI hatte auch argumentiert, dass man die wertvolle Industriefläche mit potenziell hochwertigen Arbeitsplätzen jetzt für Logistiker hergibt.

Die versprochene CO2-Einsparung bezweifelt die BI: "Es heißt: Die Lkw können Container bereits in Horb verladen, müssen nicht mehr nach Kornwestheim. Andererseits lohnen sich der Transport und das Umladen in Horb bereits aus Sindelfingen. Der Verkehr wird nur verlagert! Wir sehen deshalb keinen Mehrwert für Horb!" Applaus auf der Tribüne.

OB Peter Rosenberger kontert und weist den Vorwurf der Lippenbekenntnissse und gegen die Gutachter zurück: "Die Fachleute sind so ausgewählt worden, dass ihre Expertise im Planfeststellungsverfahren bestehen kann. Das sind keine Gefälligkeitsgutachten." Die Verkehrsgutachten würden die aktuelle Situation widerspiegeln.

Altheims Ortsvorsteherin Silvia Becht erläutert dann die einstimmige Ablehnung des KTH durch den Ortschaftsrat: "Das Güterverkehrsterminal bringt Altheim nur Nachteile: Verkehr, Fläche, Lärm. Schon jetzt ist die Ortsdurchfahrt überbelastet. Dadurch wird die gut entwickelte Nahversorgung mit zehn Geschäften gefährdet. Jedes weitere Fahrzeug kann diese Struktur gefährden! Durchgängig ist kein sicherer Verkehr möglich – die Lkw müssen regelmäßig auf den Fußweg ausweichen. Vor zwei Jahren wurden die Salzstetter und die Böblinger Straße neu asphaltiert. Jetzt sind sie schon wieder beschädigt: Die Bordsteine sind abgebrochen. Unter anderem durch dei Kieslaster vom Steinbruch Talheim, der inzwischen seinen Betrieb aufgenommen hat."

Die Ortsvorsteherin weiter: "Die Erweiterung der Fläche für das KTH bringt den Lärm näher an das Wohnviertel Hochberg heran. Eisenbeiß und Steinäcker als zukünftige Baugebiete sind dann nicht mehr attraktiv."

Auch hier kontert Dieter Rominger-Seyrich (SPD): "Die Gegner sagen, man soll Fläche sparen. Die Altheimer haben aber schon zwei Baugebiete wieder im Hinterkopf. Dabei kommt es beim Flächenverbrauch auch auf die Versiegelung durch Neubaugebiete an!"

Neben den drei Gegnern des geplanten Güterverkehrszentrums gab es eine "große Koalition" der Befürworter. CDU-Fraktionschef Michael Keßler: "Die Info-Veranstaltung vor gut einer Woche hat zwar neue Details gebracht, aber keine wesentlich neuen Aspekte für die Abwägung in der Fraktion. Wir hier in der Region sind stolz auf unsere Hidden Champions, die vom weltweiten Handel profitieren. Durch das KTH werden die Lkw nicht mehr zum Hafen oder Kornwestheim fahren, sondern nur noch nach Horb. Durch den nachhaltigen Anschluss unserer Firmen an die Weltmärkte garantieren wir die Grundlagen unseres Wohlstands!"

Er betont, dass die CDU beantragen wird, ein Verkehrskonzept für Altheim anzugehen und den Einstieg in die Planung der Ortsumfahrung endlich anzugehen.

FD/FW-Fraktionschefin Margarethe Rebholz betonte auch die wirtschaftlichen Chancen: "Es ist ein großes, neues Projekt! Es eröffnet in unseren Augen große Chancen, sicher auch mit manchen Risiken verbunden. Aber lassen Sie es uns miteinander angehen. Lassen Sie es uns optimistisch angehen. Lasst uns ausnahmsweise in Horb auch einmal „groß denken“ und nicht nur klein-klein!“

OGL-Fraktionschef Wolf Hoffmann: "Viele Bedenken betroffener Bürger konnten unserer Meinung nach ausgeräumt werden. Die Lösungssuche für Geschwindigkeitsbeschränkungen und Umgehungsstraßen muss auf allen Ebenen unterstützt werden. Dies gilt nicht nur für Altheim sondern auch für den Hohenberg, wo nur die Troglösung Lärmschutzmaßnahmen garantieren wird. Wir müssen das Misstrauen der Bevölkerung ernst nehmen und Versprechen einhalten, damit Politik glaubwürdig bleibt."

BiM-Fraktionschefin Christina Nuss: "Güter auf die Schiene zu bringen, ist nicht nur ein Segen, weil wir 10 000 Tonnen pro Jahr CO2 einsparen können, sondern als betroffener Autofahrer, der nahezu 30 Jahre auf der A 81 sehr oft im Stau gefahren ist, ist das nahezu die Erfüllung eines Traumes, auch wenn man an die Unfallrisiken und die Geräuschemissionen denkt." Sie stimmt dem Güterverkehrsterminal zu. Nuss: "Da sich wieder einmal herausgestellt hat, dass auch in diesem Jahr kein Land seine gesteckten Klimaziele erreichen wird und dass alle Anstrengungen der Länder zur Erreichung dieser Ziele nicht ausreichend sind, werde ich das Projekt KTH als ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz unterstützen."

Hermann Walz (ULH) hob auf die – auch von ihm immer wieder eingeforderte – Beseitigung des Bahnübergangs Talheim zugunsten einer Brücke ab. Der Gemeinderat: "Mit dem Umbau der Weiche, dem Gleisumbau in Hochdorf und der planfestgestellten Brücke entsteht eine Win-Win-Situation, die nicht nur dem Personen- und Güterverkehr auf der Schiene, sondern auch dem Autofahrer nutzt." Weiter argumentiert Walz: "Ob der Lkw von Horb oder von Kornwestheim zur Endadresse rollte, spielt keine Rolle. Die letzte Meile bleibt die selbe. Und neue Arbeitsplätze können ohne Logistik nicht entstehen."

Nach gut zwei Stunden ist die Debatte zu Ende. Und weil diesmal fast alle Gemeinderäte da sind, gibt es beim letzten Punkt – der Erweiterung des KTH auf dem GI Brand durch ein zusätzliches Logistik-Gebäude – diesmal neun Gegenstimmen. Trotzdem ging dieser Punkt mehrheitlich durch.

KTH-Investor Knut Plathe sagte: "Ich danke auch denen, die gegen das Vorhaben gestimmt haben." Und versprach, die Belastung für Altheim so gering wie möglich zu halten.