Top-Pianist Murad Abasov ist jetzt neuer Klavierlehrer an der Musikschule. So hat die „Nummer-Nummer“ des aserbaidschanischen Musikers Sven Gnass überzeugt: „Nächster Lehrer auf absolutem Top-Niveau!“
19.30 Uhr im hohen Giebel. 2. Stock. Der Symphonie-Sound wuchtet durch die gelben Scheiben. So gänsehaut-grandios und perfekt wie auf meiner High-End-Hifi-Anlage daheim, wenn die Nachbarn klopfen … Sven Gnass steht am Dirigentenpult, Murad Abasov sitzt am Klavier, 20 Streicher der Musikschule.
19.37 Uhr. Gnass senkt den Taktstock. Applaus. Der Musikschuldirektor kommt raus, Abasov hinterher. Der gebürtige Aserbaidschaner (24) sagt: „Zum Schluss müssen die Streicher das Crescendo noch besser rausholen!“ Gnass: „Ich bin völlig begeistert, wie gut ihr das erste Mal zusammengespielt habt!“
Denn: Murad Abasov ist die neue Perle der Musikschule Horb! Der 24-Jährige rockte schon den Jahresempfang der Stadt mit seinem Piano-Spiel. Seinen neuen Boss überzeugte er mit der „Nummer-Nummer“.
„Nenn mir einfach die Etüden-Nummer“
Was steckt dahinter? Sven Gnass: „Ich habe ihn zum ersten Mal hier vor dem Büro gesehen. Ich habe als Musiker schon gerochen, der kann was. Habe ihn gefragt: „Kannst Du mir was von Chopin vorspielen?“ Murad forderte ihn auf: „Nenn mir die Etüden-Nummer.“ Der Musikschulrektor erzählt: „Murad hat die passende Etüde sofort angespielt. Ich habe gemerkt: Ein Ausnahmekünstler. Es gibt wenige, die die Farben so herausbringen können!“
Heißt: Murad Abasov ist einer der wenige Pianisten, die es schaffen, die Lautstärke seines Spiels genau dem Werk so anzupassen, dass das Herz der Zuhörer aufgeht. Die leisen Passagen so schmelzend wie Richard Clayderman. Die lauten Passagen des Forte Fortissimo Vollgas wie Metallica.
„Er ist Horbs neue Perle. Ich denke, die ganze Stadt kann stolz darauf sein, dass es unter den 30 Lehrern der Musikschule Musiker gibt, die auf internationalem Top-Niveau mitspielen können. Und denen es eine Freude macht, unsere Kinder zu unterrichten“, schwärmt Gnass und zückt sein iPhone: „Meine Flötenlehrerin hat mir gerade geschrieben, dass sie in Dublin ist, um ein Konzert mit dem BBC-Orchester aufzuführen. Aber zum Unterricht in Horb ist sie rechtzeitig zurück!“
Schon mit zehn Jahren wurde er ausgezeichnet
Doch wer steckt hinter der neuen Perle der Musikschule Horb? Murad Abasov. In seiner Heimat Aserbaidschan holte er mit zehn Jahren die UNESCO-Friedensmedaille. Der Präsident zeichnete ihn mit 14 Jahren als besonders begabten Pianisten aus. „Meine Eltern sind auch Musiker. Meine Mutter hat mir ans Herz gelegt: Geh nach Deutschland und studiere dort Musik. Das ist der richtige Platz, um klassische Musik zu lernen“, erzählt Abasov.
2015 legte er den Bachelor an der Musikschule Trossingen ab. Legte statt dem Master gleich das Konzertexamen hin. Holte jede Menge Preise bei Klavierwettbewerben in Ungarn, Italien, China, Russland, seiner Heimat und Deutschland. Doch wie kommt so ein Ausnahmekünstler nach Horb?
Abasov schmunzelt: „Ich habe überall rumgefragt, wo ist der beste Chef? Die meisten haben gesagt: Sven. Deshalb bin ich hier.“
Ist das nicht mühsam, als Solokünstler Kinder zu unterrichten? Abasov verneint: „Im Gegenteil. Es ist eine große Herausforderung. Musik kommt von Herzen und schafft Frieden. Das ist ein Bildungsauftrag, das an die nächste Generation weiter zu geben!“