Der Revisionsprozess um den Tod des Horber Immobilienkaufmanns Michael Riecher (Archivfoto) geht weiter, und ein Ende ist nicht in Sicht. Foto: Lück

Der Auftakt der Revision nach der Sommerpause endete nach gut zwei Stunden. Iyad beantwortete die restlichen über 50 Fragen von Gericht und Staatsanwaltschaft. Und alle fragen sich: Wie Mammut wird die Riecher-Revision noch?

Rottweil/Horb - 22 Termine sind bis zum 13. Dezember auf der Liste vor dem Schwurgerichtssaal 201 im Landgericht Rottweil noch gelistet. Kristian Frank, Verteidiger von Iyad B.: "Es ist nicht absehbar, wie lange diese Revision noch dauert. Bisher haben wir mehr Termine als in der ersten Hauptverhandlung, aber weniger Zeugen im Vergleich gehört."

Die Revision. Zum Auftakt nach der Sommerpause steht Iyad B. im Mittelpunkt. Der Komplize des syrischen Flüchtlings Omran B. hatte nach seiner Aussage den Immobilienunternehmer Michael Riecher in seiner Wohnung überfallen. Der staatenlose Palästinenser hatte das Opfer kurz auf den Boden gebracht, den durch seine Lungenkrankheit geschwächten Riecher ins Schlafzimmer geleitet und ein Glas Wasser geholt. Danach gingen beide ins Büro – Riecher rückte 3000 Euro aus der Geldkassette raus.

Belastende Passage weggelassen

In seiner neuen Erklärung vor der Sommerpause hatte Iyad B. eine entscheidende – für ihn belastende Passage – weggelassen: Ob ihn Riecher während des Überfalls gefragt hatte, ob er Omran kenne. Im der ersten Hauptverhandlung und im Polizeiverhör hatte der staatenlose Palästinenser das noch gesagt.

Fakt ist: Am Abend vor der Tat kamen Michael Riecher und sein damaliger Freund Omran zu Iyad, um ihn abzuholen. Iyad stieg damals hinten ein. Meinte, so seine Aussage, dass ihn das spätere Opfer am Steuer nicht erkannt habe. Wenn ihn das Opfer beim Überfall in Riechers Haus mit Omran in Verbindung bringt, würde theoretisch das Entdeckungsrisiko für Iyad steigen. Ein mögliches Mordmotiv.

Klar, dass das eine der knapp 50 Fragen waren, die Staatsanwaltschaft und Gericht noch hatten.

Weitere Zeugen

Und jetzt gab es darauf eine Antwort. Iyad: "Das ist lange her. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Falls mich Riecher gefragt hat, ob ich Omran kenne, dann muss es in der Zeit gewesen sein, als ich ein Glas Wasser für ihn geholt habe." Vorher habe Iyad das Geräusch an der Terrassentür gehört.

Klartext: Falls ihn Riecher gefragt habe, ob er ihn kennt, habe Omran das wohl gehört. Damit versucht er, seinen Komplizen weiter reinzuziehen. Schon in seinem neuen Geständnis zum Riecher-Mord vor der Sommerpause hatte Iyad Omran schwer belastet. Er sagt: "Omran war wie ein Monster", als er schilderte, wie der syrische Flüchtling und gewürgt hatte.

Am Dienstag ist Iyads ehemaliger Zimmer-Nachbar aus der Obdachlosenunterkunft in Ludwigsburg als Zeuge geladen. Er soll über den Drogenkonsum des palästinensischen Flüchtlings berichten. Der Vorsitzende Richter Thomas Geiger: "Es ist jedoch noch unsicher, ob der Zeuge erscheinen kann oder noch krank ist."