Dass Notfallpraxen geschlossen werden, stellt Ärzte vor Probleme. (Symbolbild) Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Weil Notfallpraxen im Land geschlossen werden, müssen bald auch Radiologen Notdienste übernehmen. Ärzte in Horb und an der Uniklinik in Tübingen schildern, was jetzt auf sie und die Patienten zukommt.

Nach einem Urteil des Bundessozialgerichts zur Sozialversicherung von Poolärzten bleiben in Baden-Württemberg acht von 115 Notfallpraxen geschlossen, sechs weitere werden teilweise geschlossen. Für Ärzte in der Region ein ernüchterndes Urteil, wie eine Umfrage unserer Redaktion unter Ärzten zeigt.

 

„Für mich persönlich ist es unglaublich viel mehr Arbeit“, schildert Susanne Schöller aus der Allgemein-Arztpraxis in Horb-Mühringen ihre Situation. Auch für die Patienten sei dieses neue Urteil ernüchternd. „Für die Patienten ist es noch beschissener.“ Die Hauptbefürchtung: Patienten können nicht mehr ordentlich versorgt werden.

Situation wird noch schlechter

Eine Situation, die schon die vergangenen zwei Jahre alles andere als optimal war, steht jetzt in Zukunft noch schlechter da. „Der Patient wird insgesamt noch schlechter versorgt, als das die letzten zwei Jahre der Fall war“, so Schöllers Urteil. „Es geht immer mehr den Bach runter – jetzt halt auch im Notdienst.“

Das sagt die Uniklinik

Pressesprecherin Bianca Hermle berichtet von der Situation an der Uniklinik Tübingen (UKT). Die kassenärztliche Vereinigung (KV) werde die bestehenden KV-Notfallpraxen am UKT weiter betreiben, allerdings mit etwas verringerten Öffnungszeiten. „Die Zentrale Notaufnahme des UKT ist informiert. Es wird zwangsläufig dazu kommen, dass zusätzliche Patienten die Notaufnahme aufsuchen werden“, sagt Hermle. Welchen Umfang dies habe, könne aktuell noch nicht eingeschätzt werden. „Insgesamt bedauert das UKT diese Entwicklung. Statt einer Entlastung der Notaufnahmen von Krankenhäusern werden diese weiter belastet.“

Auch Hausärztin Helga Raible aus Talheim sagt: „Es werden wahrscheinlich mehr Fälle ins Krankenhaus abgewiesen, um sich mit Diagnosen abzusichern.“ Auch Anna Tillwich berichtet ähnliches aus ihrer Praxis in Ahldorf. „Es gibt immer mehr Probleme“, schildert die junge Mutter zweier Kinder. „Das merkt man stark, wenn einem die funktionierenden Teile bei einem System, das sowieso schon schwierig ist, weggenommen werden bei einem Ärztemangel auf dem Land.“ Das könne so politisch nicht gewollt sein. „Wenn man will, dass auch Ärzte auf dem Land arbeiten, sollte man es für die Ärzte nicht noch schwerer machen und sich solche Entscheidungen besser überlegen“, meint Tillwich.

Praxen müssen schließen

Und die Entwicklung bringt noch weitere Problematiken mit sich. „Wenn wir nachts im Dienst sind für Notfälle, müssen wir am nächsten Tag unsere eigene Praxis zumachen“, sagt Helga Raible aus Talheim. Vor allem die Notfallversorgung durch Fachärzte stelle ein Problem dar. „Schon jetzt muss man lange auf Facharzttermine warten. Wir bekommen nicht schneller Facharzttermine, wenn die jetzt noch Notfallversorgung machen müssen“, so Raible.

Zudem würden mit der neuen Verordnung alle Fachärzte für Dienste eingeteilt, wie sie schildert: „Auch Kollegen, die hoch spezialisiert sind und seit 20 Jahren Radiologie machen. Bisher konnten sie die Dienste immer an erfahrene Kollegen abgeben. Ich denke, dass das die Behandlungsqualität auch nicht verbessert. Wir in den Praxen haben da fast nur Nachteile.“