Mit fischerRocana holte sich Michael Jung am späten Mittwoch Abend seinen bereits siebten Sieg bei der top besetzten Indoor-Vielseitigkeit des German Masters in Stuttgart. Foto: Lück

Michael Jungs siegt souverän bei Indoor-Vielseitigkeit in der Schleyerhalle.

Die Schulter zwickt noch ein bisschen. Doch auf dem Sandboden in der Schleyer-Halle beim German Masters ist davon nichts zu merken: Mit fischerRocana legt Michael Jung im Indoor-Derby einen perfekten Ritt hin, der nächste Sieg ist perfekt.

Vater Joachim Jung: "Michi ist in Topform, und fischerRocana hat sich überplanmäßig entwickelt." Der Parcours am Mittwoch Abend war, so Jung, technisch sehr anspruchsvoll. Schmale Hindernisse, schräg zu nehmende Hürden – da müssen Pferd und Reiter zeigen, was sie draufhaben. Ein Wassergraben-Hindernis, auf dem so manches Pferd zum Rutschen kommt. Taktisch-tückisch: Das doppelte 7er-Hindernis: Links der kurze Weg, aber mit Stangen zum Abwerfen und Strafzeit, rechts ein fester Baumstamm – aber mit weiterer Strecke.

Doch fischerRocana und Michael Jung ziehen den Parcours auf der kürzesten Strecke souverän durch. Nachdem die Zieluhr 66,81 Sekunden zeigte, brandete Applaus auf. Bis dahin lag die Bestzeit bei gut 70 Sekunden. Gold-Michi reißt die Arme hoch und reitet strahlend durch das Rund.

In der Vielseitigkeit bleibt der doppelte Olympiasieger aus Horb-Altheim auch in Stuttgart das Maß aller Dinge und beweist seine Extra-Klasse. Mit knapp drei Sekunden Vorsprung verweist er Vielseitigkeitslegende Mark Todd (69,51) klar auf Distanz.

Auch seine Freundin Faye Füllgraebe schaffte es in die Platzierungen und landete mit 75,36 Sekunden auf Rang acht. Joachim Jung: "Sie ist Amateurin und war glücklich, das Ticket nach Stuttgart gelöst zu haben. Sie hat einen schönen Ritt hingelegt. Vielleicht kann sie auch mal im Wettkampf Michi die lange Nase zeigen." Gute Stimmung also bei den Jungs. Denn: Der Master-Plan für die nächste Olympiade in Rio scheint aufzugehen. Neben La Bioesthetique Sam – der nach seiner Hufverletzung erst behutsam wieder aufgebaut wird – ist fischerRocana in Topform. Joachim Jung: "Mit ihren neun Jahren ist sie in der Blüte ihrer Jahre und wird diese Top-Leistungen noch drei bis vier Jahre abrufen können, wenn keine Verletzung kommt. Mit ihr und Sam haben wir zwei absolute Championats-Pferde."

Halunke, Option Nummer drei für den Griff nach dem nächsten Olympia-Gold für den Altheimer Ausnahmereiter, ist laut Joachim Jung "auch wieder topfit. Wir gucken, dass er gesund bleibt. In der nächsten Saison werden wir genau schauen, wie er mit den Bodenbeschaffenheiten zurechtkommt und ob sich sein stabiler Gesundheitszustand hält."

Und Gold-Michi kann sich nach seinem Schlüsselbeinbruch zwar ohne Probleme bewegen, aber so Joachim Jung: "Es zwickt noch ein bisschen. Das liegt aber nicht am Bruch an sich, sondern an der Platte. In Absprache mit dem operierenden Professor werden wir die Platte noch vor Weihnachten entfernen lassen. Wenn sie ganz draußen ist, hoffen wir, dass die Störung dann behoben ist."

Mit dem Verlauf der bisherigen Springprüfungen beim German Masters zeigt sich Joachim Jung auch sehr zufrieden. In der Springprüfung Klasse S hat Michael Jung mit Der Dürer zwar der schnellste Zweit mit 59,52 Sekunden, aber ein Hindernis gerissen. Vater Jung: "Mit einem Fehler kann man leben. Je höher das Grundtempo ist, desto höher das Risiko, dass so etwas passiert."

Captain Sparrow im Jump & Run hat den Hindernisparcours gut eine Sekunde schneller als die Konkurrenz absolviert. Beim Fahren aber fiel ein Kegel und damit gab es diesmal Platz drei für den Vorjahressieger Michael Jung.

Mit seinem Sportsmann,sammelte er dagegen in einer Springprüfung nach Fehlern und Zeit 10 Strafpunkte bei einer Zeit von 88,76 Sekunden. Vater Joachim: "Das war nur eine Trainingsrunde", zumal durch die Schulterverletzung gemeinsame Vorbereitungszeit fehlte. Mit der 7-jährigen fischerTamarindo konnte er sich nach zwei Leichtsinnsfehlern zwei Ränge besser platzieren.

Insgesamt zeigt sich Vater Joachim Jung aber mit den Auftritten in Stuttgart schon vor dem abendlichen Vortrag beim Finale des BW-Hallenchampionats sehr zufrieden. Er verweist darauf, dass es Teil des Erfolgskonzeptes von Michael Jung sei, dass er sich sowohl beim Springreiten als auch in der Dressur mit den besten Reitern der Welt misst. Die Turnier-Erfahrung und die Optimierung des reiterischen Könnens mit teilweise sehr jungen Pferden ist dabei immer wichtiger als das reine Ergebnis.