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Köstliche Sticheleien am Eröffnungsball der Narrenzunft. Was Fuchtel anziehen könnte und wofür Theurer betet.

Horb - Was ist bei der Fasnet schöner, als den Damen und Herren Politikern oder den Besserwissern, Kritikern, Alleszerreder und Leserbriefschreibern verbal eine mitzugeben? Aber auch all die Geschichten, die sich um die Gegebenheiten des Jahres ranken, zu karikieren und überzeichnet zu persiflieren?

Die Narrenzunft Horb nutzt jedes Jahr ihren Eröffnungsball, um den großen Spiegel hervorzuholen und so manche Gegebenheit im Märchenland Horb ins rechte Licht zu rücken. Doch die Narren sind irgendwie altersmild geworden. Was die Politprominenz anbetraf kamen sie auch in diesem Jahr mehr oder weniger ungeschoren davon.

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) wurde fast komplett in Ruhe gelassen, Neu-Bürgermeister Ralph Zimmermann, der sich als der verrückte Hutmacher aus dem Märchen "Alice im Wunderland" nahezu unerkannt am Promitisch breit machte, genoss noch eine Art Welpenschutz und für den "Johnny Cash aus Berlin" – gemeint ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel – stand von vorneherein fest: "Gegen mich kann man nichts haben. Und die andere ist wieder mal nicht da."

"Du bist der, der immer aus der Reihe tanz", schimpfte die Moderatorin mit Fuchtel, "etzt warst Du schon so oft Gast bei uns, da solltest Du langsam wissen, dass man sich mottogerecht ankleiden soll. Und das wäre so leicht gewesen." Für Politiker geradezu prädestiniert wären Pinocchio oder Baron Münchhausen, so ihr gut gemeinter Rat.

Während sich Fuchtel Jahr für Jahr mit einem cowboyhut-ähnlichem Teil maskiert, lag der Neu-Bundestagsabgeordnete Michael Theurer (FDP) in seiner Klamottenauswahl voll daneben. Kein Märchen, sondern Urlaub stand bei ihm auf dem Programm. Dieses Motto hatten die Narren vor zwei Jahren.

Da ist es schon ganz gut, wenn sich Alexander Guth als Horber Gott der Sache annahm. Er bemängelte, dass bei dem ganzen Brimborium weltweit die Regionalprobleme untergehen, die ihm in Stoßgebeten vorgetragen werden. "Früher habe ich Gebetsfaxe erhalten, heute geht das nur über GottsApp und Gwitter." Von vielen Horber Gemeinderäten hätte er eine GottsApp erhalten, in dem sie bitten: Lieber Gott, mach, dass die Carmina Brenner noch lange im Gemeinderat bleibt, weil sonst der Michael Laschinger nachrückt. Bitte bewahre uns vor dem Bösen, denn wir haben uns dank weniger Wortmeldungen an kurze Sitzungen gewöhnt."

Auch Rosenberger habe sich beim Guth-Gott bedankt. "Lieber Gott, vielen Dank für die letzten OB-Kandidaten. Bitte schick mir bei der nächsten Wahl wieder solche." Auch ein Gebet von Michael T. aus H. (gemeint ist Michael Theurer) trug Guth vor: "Lieber Gott, bitte gib mir eine Krawatt’, wie der Lindner eine hat. Und wenn Deutschland doch neu wählt, dann mach, dass der die Treppe runterfällt. Und das Volk wählt meinen Namen, darum bitt’ ich, Theurer, Amen."

Das aber auch im tollsten Märchenland nicht alle Wünsche problemlos erfüllt werden können, das bekamen gleich zwei Prinzen, ein Frosch und ein großartiges Publikum, das gerne noch drei weitere Stunden heitere Beiträge, die mit viel Lokalkolorit angereicht wurden, gehört und erlebt hätten, am Ende des Show-Programms mit. Aber alle Wünsche kann man nicht erfüllen – weder Hexen, Zauberer noch die Horber Narrenzunft.