Mehr als 30 Kinder der „Tanzschule im Neckar (TIN)“ brachten die Bühne zum Beben. Foto: Jürgen Lück

Zum Jahresempfang verbreitet Horbs OB Rosenberger Aufbruchstimmung. Sektempfang. Musikschule holt Top-Pianist. Stojanovic bringt einen Hauch Silicon Valley in die Halle.

Das war rund. Provokant. Kurzweilig. Erstklassig. Der Jahresempfang 2023 der Stadt Horb in der Hohenberghalle glänzt. Zweimal ausgefallen wegen Corona. Jetzt werden die Gäste gleich mit Sekt begrüßt. Um 16.05 Uhr holt OB Rosenberger noch die letzten Raucher von draußen rein.

 

„Bange machen gilt nicht“

Rosenberger zitiert Adorno: „Bange machen gilt nicht.“ Appelliert: „Machen Sie bitte keinen Unterschied zwischen den Geflüchteten. Beschädigte Leben – um in der Sprache von Adorno zu bleiben – hinterlassen Wunden, die wir als Heimat Habende gar nicht ermessen können!“ Schön gegendert, Herr OB!

Sporthalle wird frei

News: Das Containerdorf kann erst frühestens Ende Mai, Anfang Juni bezogen werden! Rosenberger: „Der Landkreis wird kommende Woche die Sporthallen räumen, so dass ab Mai wieder dort trainiert werden kann!“

Seitenhieb auf Ortschaftsräte

Seitenhieb auf die Ortschaftsräte. Rosenberger: „Regelmäßige Beschwerden aus Ortschaften, sie hätten zu wenig Informationen, will und werde ich so nicht mehr stehen lassen. Jeder Ortsvorsteher hat alle Unterlagen des Gemeinderats. Alle Sitzungen werden live im Internet übertragen!“

Perspektive. Rosenberger: „Horb ist auf Wachstumskurs, Einwohnerzahlen wachsen stetig. In den Jahren 2023 bis 26 wollen wir über 42 Millionen Euro in unsere Stadt investieren!“ Enthalten: 20 Millionen Euro für den Neubau der Sporthallen, falls Bosch-Rexroth erweitert. Zwei Millionen Euro für den Kauf des Fruchtkastens. Nicht enthalten: „City-Schleifle“ (neue Verkehrsführung) und weitere Kernstadt-Invests nach Fertigstellung der Hochbrücke.

Der neue Meister

Musikschulrektor Sven Gnass: „Ich bin stolz, unseren neuen Klavierlehrer vorzustellen: Murad Abasov. Erst 24. Jede Menge Wettbewerbe gewonnen. Sogar einen Unesco-Friedenspreis!“ Dann lässt der gebürtige Aserbaidschaner den Flügel klingen und verzaubert die Gäste wie Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, Politiker wie Klaus Mack (CDU-MdB) Timm Kern (FDP-MdL) und Uwe Hellstern (AfD-MdL)!

Power der Zukunft!

Hochhüpfen. Hände zum Rhythmus hoch. Boom-Shakalaka aus den Boxen. Mehr als 30 Kinder der „Tanzschule im Neckar (TIN)“ bringen die Bühne zum Beben. Jasmin Gayer: „Danke, dass uns die Schulen in den Corona-Jahren eingeladen haben. So konnten wir Nachwuchs gewinnen!“

Ein Hauch Silicon Valley

Der Sprecher frei auf der Bühne. Marschiert hin und her, redet, gestikuliert. Echte Keynote und ein Hauch Silicon Valley. Hashim Hashimov und Wolfgang Reichert (Klavier und Cello) setzen an den richtigen Stellen den dramatischen Jazz-Tusch, als Dejan Stojanovic (selbst ernannter „Failure-Evangelist“) über die „Kunst des Scheiterns“ predigt. Ein Ehepaar hinterher: „Nichts Neues. Wir haben auch aus unseren Fehlern lernen müssen.“

Inspiration durch Fehler

Kann in der Ü 70-Generation sein. Nicht unbedingt in der Selbst-Optimierungs-Generation der U 60. Wichtigste Botschaft von Stojanovic: „Nach dem Scheitern nicht aussteigen, sondern analysieren und den Zugewinn an Wissen nutzen! Europäer fürchten Scheitern, weil sie denken, alle zeigen mit dem Finger auf sie!“

Provokante Abschlussfrage: Stojanovic fragt den OB: „Wird in Horb Fehlerkultur gelebt?“ Der OB: „Der Vortrag hat inspiriert.“ Frage des Reporters: „Darf eine Kommune, die Steuergeld verwaltet, scheitern?“ Der Failure-Evangelist: „Die Zivilgesellschaft hat die größte Macht, etwas zu bewegen. Auch in der Fehlerkultur.“