Mit besinnlichen Stimmungen kann der Horber Wald aufwarten – doch bis zu einem Friedwald ist es noch ein weiter Weg. Foto: Hopp

Jeder fünfte Horber will im Wald begraben werden – doch für konkrete Planungen sind das angeblich zu wenige.

Horb - Morgen ist Allerheiligen. Das heißt auch in Horb für viele: Spätestens heute steht die Grabpflege an, und frische rote Kerzen müssen platziert werden. Doch der Trend geht dahin, sich diese Arbeit zu sparen. Julia Friedrichsson, Junior-Chefin des Bestatters in Horb: "Die Anfragen nach pflegeleichteren Bestattungsformen nimmt zu. Inzwischen fragen 20 Prozent – gerade bei den Vorsorgeverträgen – nach einer Friedwald-Bestattung. Viele machen sich Sorgen, dass nach ihrem Tod kein Verwandter in der Nähe ist, der die Grabpflege übernehmen wird."

Dazu kommt, dass die Gebühren für einen Friedwald günstiger sind. Lässt man sich an einem Gemeinschaftsbaum begraben, sind dafür (in einer Vergleichsgemeinde) 770 Euro Gebühr und 275 Euro Bestattungskosten fällig. Friedrichsson: "Das sind die Gesamtkosten zuzüglich der Tafel. Sie gelten für eine Laufzeit von 99 Jahren ab der Inbetriebnahme des Friedwalds." Zum Vergleich rechnet die Bestatterin vor, was ein Wahlgrab in Horb über eine Laufzeit von 20 Jahren kostet: 2000 Euro. Dazu kommen noch die Kosten für den Grabstein oder die Grabtafel. Und die Pflicht, sich um die Grabpflege zu kümmern.
Der Trend, so Friedrichsson, geht ohnehin zur Urnenbestattung – "aus praktischen Gründen. Die religiösen Gründe dafür oder dagegen werden immer seltener genannt." Und: Die Urne ist im Friedwald aus biologisch abbaubarem Material.

Das Thema Friedwald hatte auch Kreis- und Gemeinderat Michael Laschinger (CDU) bewogen, im Gemeinderat nachzufragen, ob es in Horb einen Friedwald geben könnte. Weil die bisherigen Friedhöfe trotz einer Anhebung der Gebühren nicht kostendeckend seien, kann Laschinger eine gewisse Konkurrenz-Erwägung zum Friedwald verstehen. Laschinger: "Ich habe selbst zwei Töchter, die derzeit im Ausland leben. Angesichts der immer größer werdenden internationalen Mobilität kann ich nachvollziehen, wenn man überlegt, sich ein Grab im Friedwald auszusuchen. Das hat Charme und entspricht dem Wandel unseres heutigen Lebens. Ich denke, es entbrennt inzwischen ein Wettbewerb um das Thema Friedwald. Deshalb denke ich, dass es für die Stadt Horb mittelfristig eine Perspektive wäre, einen Friedwald anzubieten."

Wie OB Peter Rosenberger in der vergangenen Sitzung des Gemeinderates auf die Anfrage von Laschinger geantwortet hatte, gab es immer wieder Anfragen eines möglichen Betreibers. Das sei in den Ortschaften diskutiert worden, doch die Gremien dort seien "eher konservativ unterwegs." Die Stadt ist aber offen für neue Gespräche.

"Je größer die Ortschaft, desto mehr Rasengräber"

Bernhard Asprion von den Technischen Betrieben ist auch verantwortlich für die Friedhöfe. Er sagt: "In der Raumschaft gibt es 18 städtische und einen kirchlichen Friedhof für 25.000 Einwohner. Wenn da nicht ein sehr großes Interesse an einem Friedwald da ist, reicht das eigentlich aus. Unabhängig einmal von der Frage, wer das finanziert." Insgesamt spürt auch er den Trend zu "Pflegeleicht-Gräbern". Asprion: "Je größer die Ortschaft, desto mehr Rasengräber werden genommen. Viele nehmen auch ein Familiengrab, wo die Särge übereinander platziert werden, damit die Pflegefläche so groß wie ein Einzelgrab ist. Das liegt sicherlich an der Grabpflege, bei der es durch immer weniger Kinder und die Mobilität eher Probleme als früher gibt."

Beim Friedwald passiert nicht viel. Dafür nimmt aber das Angebot an Rasengräbern zu. Laschinger weiß aus seiner Zeit als Ortsvorsteher in Bildechingen: "Dabei ist aber damit zu rechnen, dass bei einer Sargbestattung der Boden nachrutscht und man Erde nachschütten und das Grab neu einebnen muss." Zuletzt wurde diese Grabform in diesem Frühjahr in Mühringen eingeführt. Ortsvorsteherin Monika Fuhl: "Das haben wir aufgrund von Bürgerwünschen gemacht. Bisher wurde aber noch keines in Anspruch genommen."