Jubel, Trubel, Heiterkeit: Der lustige Wanderauslug in den Wald wird für viele Wildtiere zum Stresstest. Besonders schlimm wird es für das Wild vor allem während des Frühlings - auch, wenn neugierige Hunde durch den Wald stöbern. Foto: Seeger/dpa

Spaziergänger, Sportler und Hundehalter setzen besonders im Frühling Wild unter Stress.

Horb/Stuttgart - Die Jäger des Hegerings Horb-Ost klagen: Im Wald tummeln sich zu viele Menschen. Da sind Hundehalter, die ihren Vierbeiner nicht anleinen, Jogger, die im Dunkeln laufen, Mountainbiker und Geocacher, die keine Wege kennen.  Das haben sie bei ihrer jüngsten Hauptversammlung unumwunden durchblicken lassen – und mit ihrer Kritik sind sie nicht alleine. Der Wildtierbiologe Klaus Lachenmaier beim Landesjagdverband (LJV) spricht gar von einem "flächendeckenden Problem".

Ein "flächendeckendes Problem"

"Gerade im Winter, wenn die Wildtiere Energie sparen müssen, sollten diese so wenig wie möglich gestört werden. Jäger wissen das. Viele andere Waldbesucher haben das aber nicht auf dem Schirm", gibt Verena Menauer, Sprecherin des LJV, weiter zu bedenken. Auch im Hinblick auf die Brut- und Aufzuchtzeit im Frühling appelliert Wildtierbiologe Lachenmaier, besondere Rücksicht auf das Wild zu nehmen.

Menauer: "Viele vergessen eben die Bedürfnisse der Wildtiere." Besucher reagierten  zuweilen erstaunt, werden sie auf ihr Verhalten angesprochen, das die Tiere »unheimlich stresst." Menauer stellt klar: Den Jägern gehe es nicht darum, die Menschen vom Wald fernzuhalten. Sie forderten jedoch "gegenseitigen Respekt" ein – auch gegenüber des Wildes.

Besucher sollen Rücksicht nehmen

Am Rande von Waldwegen könnten zwar Hinweisschilder angebracht werden, doch eine Kontrolle sei in der Praxis kaum möglich, erklärt Lachenmaier. Das erste Ziel sei deshalb zunächst, ein Bewusstsein für den Tierschutz im Wald zu schaffen.

Rücksicht fordert auch der Nationalpark Schwarzwald von den Besuchern. Wie Nationalpark-Sprecherin Anne Kobarg auf Nachfrage unserer Zeitung  berichtet, herrsche im gesamten Park-Gebiet ein "Wegegebot": Verboten sei, die ausgeschilderten Strecken zu verlassen. Zudem müssen Herrchen und Frauchen ihren Hund zu jeder Zeit an der Leine führen und Mountainbiker dürfen ihrem Hobby nur auf ausgewiesenen Pisten frönen. Eine Störung der Tiere könne im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden, wenn sie plötzlich aufgeschreckt werden und flüchten.

Interesse an Freizeit in der Natur ist gewachsen

Jürgen Wippel, Pressesprecher des Landesministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, macht in Anspielung darauf  deutlich: Wer auf den Wegen bleibe und den Wald nicht zur Unzeit betrete, "leistet einen wichtigen Beitrag zu einem guten Miteinander der einzelnen am Wald interessierten Gruppen und zum Schutz der Natur. Dabei geht es auch um eine Vermeidung der Beunruhigung von Wildtieren".

In den vergangenen Jahren sei das Interesse der Menschen an Erholung in der Natur gestiegen. Nach Angaben des Ministeriums für Ländlichen Raum besuchen täglich rund zwei Millionen Menschen den Wald. "Landesweit betrachtet, funktioniert das Miteinander im Wald recht gut. Das heißt aber nicht, dass es in Einzelfällen nicht örtlich zu Problemen kommen kann", relativiert Wippel.

40 Prozent des Südwestens mit Wald bedeckt

Nach Angaben des Landesministeriums für Ländlichen Raum sind knappe 40 Prozent der Fläche Baden-Württembergs mit Wald bedeckt. Dies sind rund 1.4 Millionen Hektar. Am meisten Anteil haben daran die Baumarten Fichte (34 Prozent), Buche (21,8 Prozent), Tanne (acht Prozent) und Ahorn (8,6 Prozent). Eine Rolle im Mischverhältnis spielen aber auch sonstige Laubbäume.