Ein ungenutztes Schmuckstück, ein Trauerspiel, ein gescheiterter Gastro-Plan: Das einstige Belle Arti hätte durchaus eine Chance gehabt, ein von bekannten einheimischen Gastronomen geführtes griechisches Restaurant "El Greco" zu werden. Foto: Hopp

Wirte vom Grünen Baum Ihlingen: "Wir sind die Griechen, die ins Lotzer-Haus wollten".

Horb-Ihlingen - Es war also doch kein Märchen. Jetzt gesteht Laura Skolis vom Restaurant Grüner Baum in Ihlingen: "Ja, wir wollten im Sebastian-Lotzer-Haus ein Restaurant aufmachen!"

Seit einer gefühlten Ewigkeit nervt das Sebastian-Lotzer-Haus mitten in der Stadt. Immer noch hängen Plakate an der Fassade, die Baurechtsamtsleiter Wolfgang Kronenbitter wegen des dreijährigen Baustopps anprangern.

Gastronomin Laura Skolis vom "Grünen Baum" in Ihlingen: "Mir tut das weh, wenn ich das sehe. Ich habe mich nie damit genau beschäftigt, worum sich der Streit dreht. Mein Mann Nikolaus und ich jedenfalls wollten dort ein Restaurant aufmachen. Vor knapp drei Jahren saßen wir mit Mayk Herzog, der Brauerei und anderen am Tisch und haben alles besprochen. Doch durch den Baustopp mussten wir unsere Pläne auf Eis legen!"

Schlecht für Horb – die Skolis’ haben inzwischen ein anderes Objekt gefunden: Den Sindlinger Hof bei Jettingen. Skolis: "Ich habe im Februar eine kleine Anzeige gelesen. Ich habe gleich angerufen. Es gab 25 Bewerber, und wir haben den Zuschlag bekommen!"

Jetzt haben die Skolis zwei Gastronomien – und während der "Grüne Baum" in Ihlingen mittags und abends offen hat, ist der Sindlinger Hof bis September nur ab 17.30 Uhr geöffnet. Skolis: "Nikolaus hat zwei Söhne, ich habe zwei Töchter. Da bekommen wir das in der Familie gut hin, dass wir zwei Gastronomien betreiben können."

Und diese Aussage klärt so einiges auf.

Denn: Der Zoff rund um das Sebastian-Lotzer-Haus startete vor knapp drei Jahren. Mayk Herzog hatte damals sowohl das Belle Arti als auch die Haifischbar als Pächter aus den Räumlichkeiten herausbekommen.

Nadine Wäschle als Belle-Arti-Pächterin war nach dem Streit um Mietkosten – bisher ist unklar, ob es um die Kaltmiete oder Nebenkosten ging – zum 1. Oktober 2015 ausgezogen. Haifischbar-Pächter Köksal Durmaz musste im April 2016 gehen – Räumungsklage! Wegen 25.000 Euro Mietschulden.

Herzog hatte damals immer erklärt, dass er neue Pächter hätte. Im April 2016 hingen Schilder in den Schaufenstern: "Neueröffnung Griechisches Restaurant El Greco. Demnächst." Mit Foto. Das stammte allerdings vom "Poseidon" in München. Ein Mitarbeiter sagte damals: "Wir bleiben hier in München."

Doch Herzog hatte damals nicht gelogen, wie sich jetzt herausstellt. Denn: Vor dem Sindelfinger Hof steht jetzt ein großes Transparent: "Eröffnung am 20. Juli um 19.30 Uhr. El Greco – Der Grieche."

Laura Skolis: "In den Verhandlungen mit Mayk Herzog war uns wichtig, sowohl die Räumlichkeiten des Belle Arti als auch die der Haifischbar zu bekommen. Unser Plan war es, in der ehemaligen Haifischbar einen Raucherbereich zu machen. Außerde, wollten im Lotzer-Haus eine Gastro aufzumachen für Leute in unserem Alter. Ü 30. In den beispielsweise auch Frauen gehen können, die sich dort wohlfühlen und ein Gläschen Wein trinken. Mit feinem Fingerfood."

Und Skolis trauert dem Standort im Belle Arti nach: "Herzog hatte das Lokal mit seinen Kunstfiguren wirklich geschmackvoll eingerichtet. Es ist mitten in der Stadt. Und ich hoffe, dass sich vielleicht eine Lösung in dem Streit ergibt – damit das Lotzer-Haus wieder ein Schmuckstück werden kann."

Fakt ist: Der Streit um das Lotzer-Haus ist eskaliert. Erst legte das Rathaus die Baustelle still. Dann sollten die Herzogs gezwungen werden, ihre Mieter zwangszuräumen. Wegen Verstoßes gegen die Brandschutz-Auflagen. Dann bot Herzog das Haus zum Kauf an – das Rathaus wollte verhandeln. Bis heute gibt es kein Ergebnis. Im März dieses Jahres wurde das Lotzer-Haus von den Gremien und dem Rathaus mit konkreten Sanierungszielen belegt. Zitat: "Der Leerstand im Erdgeschoss soll behoben werden. Es soll nachhaltig nutzbarer Wohnraum in den Obergeschossen entstehen. Das Erdgeschoss soll durch eine attraktive Einzelhandelsnutzung oder Gastronomie genutzt werden. Die Funktionsmängel am Gebäude sollen durch eine umfangreiche bauliche und energetische Sanierung behoben werden."

Mit diesen Sanierungszielen hätte der Hauseigentümer beim Abschluss einer Sanierungsvereinbarung mit dem Rathaus die Möglichkeit, Zuschüsse und erhöhte Steuerabschreibungen in Anspruch zu nehmen.

Gibt es jetzt eine Lösung im Streit zwischen dem Rathaus und Mayk Herzog? Beim Pressegespräch letzten Mittwoch mit Wolfgang Kronenbitter und seinem designierten Nachfolger Thomas Staubitzer war davon nicht die Rede. Herzog will zum Thema nichts sagen.