Ein Plakat mit Schmähtiraden gegen das Rathaus erregte am Gaistor aufsehen. Foto: sb

Private Kulturinitiative veröffentlicht auf Plakat Beschimpfungen. OB Rosenberger äußert "völliges Unverständnis".  

Horb - Als Autoren kritischer Leserbriefe sind die Verantwortlichen der privaten Kulturinitiative Gaistor bekannt. Die Wortwahl:  polternd bis aggressiv. Das Meiste davon dringt wohl deshalb nicht an die Öffentlichkeit, weil es   veröffentlichungsrechtlichen Prüfungen nicht standhält. Was aber nicht heißt, dass die Originaltexte ihre Adressaten nicht erreichen. Neben Mitgliedern der Stadtverwaltung sind auch einzelne Horber Gemeinderäte über den Zwist zwischen den Gaistorleuten und der Stadtverwaltung informiert – und somit wohl auch über die neue, teils grotesk anmutende "Episode".

Denn am Sonntag wandte sich das Gaistorteam mit einem Plakat direkt an die Öffentlichkeit. Es klebte auf der Denkmaltagsankündigung und erhob einen Vorwurf, wie er schwerer kaum sein konnte: Die "Würdelosigkeit im Umgang mit der Besitzerin" des Gaistors, verübt von der Stadtverwaltung. Starker Tobak, denn wer darunter eine Missachtung von Menschenwürde versteht und im Internet nachguckt, was das bedeutet, der kann zum Beispiel beim rechtslexikon.net Beispiele lesen: medizinische Menschenversuche, Zwangsverschleppung, Demütigung, Bloßstellung oder Erniedrigung.

Dagegen der sachliche Vorwurf: Die Stadt habe ohne Genehmigung der Besitzerin die Kulturveranstaltung am Tag des offenen Denkmals angekündigt. "Dass die Stadt nicht Isolde Brecht-Blendien als Veranstalterin nennt, sondern uns, hat uns sehr gekränkt", sagte Erika Neff am Sonntag auf Anfrage des Schwarzwälder Boten (wir berichteten).Deshalb gleich Würdelosigkeit? Wer nun im städtischen Mitteilungsblatt nach einem Bericht mit massiv unwürdigen Inhalten Ausschau hält, wird irritiert.

"Mitteilung widerspricht eklatant dem Datenschutz von Privatpersonen"

Denn dort steht – nichts. Nichts jedenfalls außer dem  knappen Eintrag des Namens, der Adresse und der Öffnungszeit, als Veranstaltungsinfo für den Sonntag. Tatsächlich sind als Veranstalter Martin und Erika Neff mit deren Telefonnummer angegeben. Die gute Gelegenheit, die Besucher am Tag des offenen Denkmals  über  das Wer-ist-Wer im Gaistor zu informieren, wurde aber nicht genutzt. Nicht einmal die angebliche "Falschdarstellung" wurde auf dem Plakat richtiggestellt.

Die Behauptung, die städtische "Mitteilung widerspricht eklatant dem Datenschutz von Privatpersonen", wurde   nicht   erklärt. Das Gaistor blieb stattdessen zu, ratlose Besucher lasen, dass die Stadt Horb – wie auch immer – daran Schuld sein soll.Seltsam: Auf der offiziellen Homepage der Denkmalstiftung standen Martin und Erika Neff  gestern noch als Kontaktpersonen (wenn auch nicht als Veranstalter) mit E-Mail und Telefonnummer.Bei Oberbürgermeister Peter Rosenberger stößt der Vorgang auf "völliges Unverständnis".

Die Info sei schließlich im offiziellen Programm enthalten gewesen. Rosenberger sagte aber, er habe schon mehrfach böse Post von dem fraglichen Kreis bekommen, und nicht selten werde unter die Gürtellinie gezielt.