Fahrradfahren ist im Winter nicht immer kein Vergnügen. Die Radweg-Initiative forderte deswegen in einem Gespräch mit OB Rosenberger neben dem Radweg auf der geplanten Hochbrücke auch das Räumen der Wege. Foto: Archiv Quelle: Unbekannt

Horb - Insgesamt haben rund 650 Menschen für einen Rad- und Fußgängerweg auf der Hochbrücke unterschrieben. Nun hat OB Peter Rosenberger die Liste in den Händen. Doch er sieht wenig Chancen für die Verwirklichung

Horb - Leute aus Horb, aber auch aus Sulz, Starzach oder Berlin – insgesamt haben rund 650 Menschen für einen Rad- und Fußgängerweg auf der Hochbrücke unterschrieben. Seit Mittwoch hat OB Peter Rosenberger die Liste in den Händen. Doch er sieht wenig Chancen für die Verwirklichung des Anliegens.

Es war ein angeregtes und manchmal auch ein aufgeregtes Gespräch, das OB Rosenberger mit den Vertretern der Radweginitiative, Kristina Sauter und Karl Hagen, führte. Die Fahrradfreunde nutzten die Gelegenheit, um ihre Unzufriedenheit mit den bisherigen Entscheidungen mitzuteilen und den ihrer Meinung nach mangelnden Einsatz der Stadt und des Gemeinderates zu kritisieren.

Vor allem die Formulierung "nicht prioritär", die der Gemeinderat für den Antrag an das Regierungspräsidium festgelegt hatte, stößt auf keine Gegenliebe bei Kristina Sauter und ihren Mitstreitern. Sie forderte eine klare Formulierung, die den Einsatz der Stadt deutlich mache. "Es ist eine Chance damit verbunden", so die ehemalige Stadträtin. In den vergangenen Jahren seien viele dieser Chancen nicht genutzt worden, die man heute bedauern würde.

Radfahren sei auch Berufsverkehr

Auch den Gedanken, die einige Gastronomen und Einzelhändler hätten, die Fahrradfahrer in der Innenstadt halten zu wollen, könne man nicht folgen. "Zwang ist nicht das richtige Mittel. Die Menschen müssen überzeugt werden." Karl Hagen war es wichtig, den Stellenwert des Radfahrens hervorzuheben. "Hier handelt es nicht nur um ein reines Hobby, es gibt in Sachen Radfahren auch einen Berufsverkehr. Fahrradfahren ist so wichtig wie ein Zebrastreifen, es ist eine Lebensader." Die Stadt würde mit einem Radweg auf lange Sicht Kosten sparen. Sowohl das Gutachten der Stadt als auch des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) würden gute Argumente für einen Radweg geben, so Sauter.

OB Rosenberger, der selbst Radfahren sein Hobby nennt, versuchte schnell, den Gedanken aus der Welt zu räumen, dass er ein Radweggegner sei. "Ich habe dem Regierungspräsidium deutlich gemacht, dass eine Interessenlage unsererseits besteht", erklärte Rosenberger. Mehr ist nach seiner Meinung und nach der des Gemeinderates nicht drin. "Massive Änderungen können das ganze Brückenprojekt zum Kippen bringen, da haben wir große Sorge." Man müsse sich sputen, um nicht in Konkurrenz mit anderen Projekten im Kreis zu geraten und eventuell aus dem neuen Investitionsrahmenplan herauszufallen. Er könne der Initiative wenig Hoffnung machen, da das Regierungspräsidium die schlechten Aussichten bereits angedeutet habe.

Ein Radweg auf der Brücke benötige auch die nötigen Anschlüsse auf beiden Seiten. "Ich sehe nicht, wie wir diese Anschlüsse finanzieren können. Wir können in den kommenden Jahren nicht einmal unsere Straßen sanieren." Kritik übte Rosenberger an Thomas Baur vom ADFC, der dazu aufgefordert habe, notfalls die Brücke zu verhindern. Sauter kritisierte, dass die für dieses Thema zuständige Sprecherin bei der Bürgerbeteiligung nicht objektiv gewesen sei, und den Bürgern nicht die Chance gegeben worden sei, im Gemeinderat zu sprechen. Gleichzeitig betonte sie, dass die Initiative den Brückenbau nicht verhindern wolle.

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Vereiste Radwege und schlechte Anbindung

Auch andere Radfahr-Themen abseits der Hochbrücke wurden gestern angesprochen. Karl Hagen machte darauf aufmerksam, dass insgesamt in Horb eine schlechte Anbindung für Radfahrer bestehe, unter anderem auch an die Schulen. Als Beispiel nannte er die Strecke von Bildechingen in Richtung Hohenberg, die mitten im Industriegebiet ihr Ende finde. Oberbürgermeister Peter Rosenberger bekannte, dass die Radwege-Infrastruktur in Horb Defizite habe.

Bernhard Asprion, Fachbereichsleiter Technische Betriebe, wies jedoch darauf hin, dass in den vergangenen Jahren trotz knapper Mittel einiges entstanden sei. Hagen erwiderte, dass dies vor allem für den touristischen Bereich gelte. Ein weiteres Thema war das Schneeräumen auf Fahrradwegen. Hagen nannte hier erneut die Strecke Bildechingen-Hohenberg als Beispiel, die nie geräumt sei. Auch andere Strecken sollten eisfrei sein.

Rosenberger erklärte, dass dies die Möglichkeiten der Stadt übersteige. Hagen fügte hinzu, dass die Strecke durch das Neckartal geräumt werden müsse, da die B14 für Radfahrer gesperrt sei. Asprion widersprach und will dies nun überprüfen lassen. Kristina Sauter kritisierte, dass die normalen Straßen, zum Beispiel in Bildechingen, viel zu oft gestreut würden. Dafür könne man eher einmal die Radwege streuen und räumen lassen.

Von Florian Ganswind