Stephanie Müller und Klaus E. Dietl freuen sich über die Premiere von Dietls Film. Foto: Hopp

Film von Künstlerhaus-Bewohner Klaus E. Dietl "Das letzte Loch ist der Mund" läuft in Münchner Kino.

Horb/München - Künstlerhausbewohner Klaus E. Dietl ist aufgeregt: Heute hat sein erster Kinofilm Premiere! Dietl: "Mein Film wird heute im Neuen Maxim Kino in München gezeigt. Ich habe die letzten Jahre schlecht geschlafen, ehe mein erster Kinofilm fertig war."

Und jetzt ist es soweit: "Das letzte Loch ist der Mund" mit seinen 90 Minuten wird heute im frisch renovierten Kino gezeigt. Ein Mammutprojekt, was der Horber Künstlerhausbewohner da auf die Beine gestellt hat. Fast ohne Budget, mit Crowdfunding (dem öffentlichen Einsammeln von Geld über das Internet) finanziert.

Im Künstlerhaus in Horb hat Dietl dem Film den letzten Feinschliff gegeben – beispielsweise die Soundbearbeitung und die letzten Schnitte. Hier bastelt Dietl auch schon an seinem nächsten Kinofilm.

Doch wie kommt man dazu, als Künstler, der sich auch mit Videoinstallationen beschäftigt, einen Kinofilm zu drehen? Inspiration und den richtigen Partner.

Dietl: "Es gibt diesen Fall aus Schweden. Dort hat Thomas Quick 33 Morde gestanden. Der Psychiatriepatient wurde dann verurteilt. Bis er dann einem Journalisten gestand, dass er falsche Geständnisse abgelegt hat, um eine wichtige Person für die Ärzte zu werden. Das ist für mich die Umkehrung der kafkaesken Situation im Roman ›Der Process‹. Einer erzählt Lügen, und das Justizsystem macht mit."

Seine Partnerin Stephanie Müller, die mit ihm im Künstlerhaus Horb lebt und arbeitet: "Als ich im Jahr 2014 in der Altkleidersammlung einen Koffer mit alten Polizeiuniformen entdeckte, war das die Steilvorlage für den Film."

Dietl schrieb dann 2014 in München das Drehbuch und fing dann ein Jahr später mit den Dreharbeiten an. Insgesamt knapp vier Jahre hat es gedauert, ehe Dietls erster Kinofilm fertig war.

Der Regisseur: "Es war zunächst eine fixe Idee. Doch mit einem Haufen Freunde muss dann etwas dabei herauskommen. Wir haben mit vielen Künstler, die wir kannten oder kennengelernt haben, die Rollen besetzt. Wir haben in einem Hochbunker gedreht und in den alten Nazi-Unterkellerungen am Königsplatz. Das war wirklich gruselig. Aber das war genau die richtige Location für die beklemmenden, klaustrophobischen Gangszenen."

Müller spielt auch mit in dem Film. Die Künstlerin: "Ich spiele die Polizeipsychologin." Klar, dass die "Nähmaschinen-Fetischistin Müller auch die Kostüme entworfen und genäht hat.

Die Künstlerin: "Wir wollten im Film die Polizei und die Justiz bewusst doppeldeutig darstellen. Als oberflächlich, weil sie den Lügen glauben, weil sie diesem System einfach passten. Deshalb habe ich beispielsweise die Polizeiuniformen entfremdet mit Orden, die aus Omadecken genäht sind."

Deshalb hat Dietl für die Gerichtsverhandlung sogar "Special Effects" eingebaut: "Wir haben das Gesicht der Richterin auf Kissen projiziert, im Nachhinein – um den Charakter der Gerichtsszene als Game-Show noch zu unterstreichen."

Der erste Kinofilm des Horber Künstlerhaus-Bewohners Klaus E. Dietl. Der Regisseur: "Er wird nächstes Jahr in einer Galerie in Wien und in einem Kino in Dublin aufgeführt. Mein größter Wunsch wäre natürlich, dass er auch hier in Horb zu sehen sein wird."

Ob das klappt? Auf jeden Fall ist Dietl schon dabei, im Künstlerhaus an seinem nächsten Kinofilm zu arbeiten. Der Regisseur: "Für mich ist der Horrorfilm schlechthin der Stummfilm "Electrocuting an Elephant". Er wurde 1903 gedreht und zeigt, wie ein Elfant mit Strom hingerichtet wird. Dabei wird extra die Wechselstromtechnik eingesetzt, weil sie effektiver als Gleichstrom ist. Das Thema Faszination für die Technik, die zu Missbrauch führt, steckt dahinter. Ein Voyeur-Thema, was mich als Filmemacher, der ja auch voyeuristisch arbeitet, inspiriert."

Zeigt auf den Tisch vor sich: "Hier habe ich auch schon die erste Requisite gebaut: Ein Elefant." Und weil Dietl und Müller inzwischen auch mit Doro Jakubowski und Karla Kreh Kontakt haben und Projekte planen, dürfte auch schon schauspielerisches Potential vorhanden sein.

Weitere Informationen: "Das letzte Loch ist der Mund". Kinofilmpremiere von Klaus Dietl. Neues Maxim Kino, Landhuter Allee 33, München. Heute 19 Uhr. Für Neugierige: Der Trailer zum Film ist auch auf Youtube oder Vimeo.