Ist Horb blöd und gar nicht geil? Elektro wird zum Problem, doch Investor und Stadt bleiben zuversichtlich.
Horb - Ist das geplante Einkaufszentrum am Bahnhof auf der Zielspur? Fakt ist: Der gewünschte Elektrogroßmarkt hängt am seidenen Faden. Das Rathaus will am Dienstagabend im vertraulichen Teil des Gemeinderates aber Fakten schaffen und zeigt sich optimistisch.
OB Peter Rosenberger und Bürgermeister Jan Zeitler: "Wir haben inzwischen alle Grundstücke zusammen. Mit unserer Unterschrift kommt endlich alles ins Rollen. Dann müssen alle Farbe bekennen, ob sie zum Projekt stehen."
Offenbar plant die Stadt, mit der "Sepa Activ Horb/Neckargalerie" einen Kaufvertrag abzuschließen. Rosenberger: "Mit Abschluss dieses Kaufvertrages haben wir unseren Beitrag geleistet." Für die Stadt bestehe "kein Risiko".
Bürgermeister Jan Zeitler: "Das Einkaufszentrum wird erst dann gebaut, wenn 80 Prozent der Flächen vermietet sind." Falls es nicht dazu kommen werde, gäbe es verschiedene Rückfallebenen.
Diese Ängste wurden gestern durch die Nachricht geweckt, dass die Sepa Projekt- und Entwicklungsgesellschaft Insolvenzantrag gestellt hatte.
Kann das auch mit dem Einkaufzentrum passieren? Kann die Sepa-Activ Horb/Neckargalerie GmbH, die die Grundstücke kaufen soll, pleite gehen? Sepa-Activ Geschäftsführer Jürgen Edelmann: "Für die Stadt Horb besteht kein Risiko." Alle Beteiligten machen deutlich, dass die Sepa mit der Sepa-Activ nur so viel miteinander zu tun habe, dass letztere von Sepa Dienstleistungen in Anspruch nehme. "Die Activ Group steht hinter dem Projekt", so Rosenberger im Gespräch mit unserer Zeitung. Bürgermeister Zeitler: "Im Worst-Case hätten wir die Grundstücke rund um die stehengebliebene Kreissparkasse, die wir für andere Zwecke nutzen können."
Tatsache ist aber auch: Es ist äußerst unsicher, ob ein Elektro-Fachmarkt in die Neckargalerie zieht. Denn weder Media Markt (Slogan: "Ich bin doch nicht blöd") noch Saturn (ehemaliger Slogan "Geiz ist geil"), die beide mehrheitlich der Metro Gruppe gehören, wollten nach Horb.
Die Absage bestätigt Geschäftsführer Edelmann: "Media-Saturn gehen nicht mehr in Städte wie Horb. Es gibt noch andere Anbieter, mit denen wir verhandeln. Da ist es aber dünn, und es wird sehr, sehr schwer, jemanden zu bekommen."
In Horb sei das aber für den wirtschaftlichen Erfolg der Neckargalerie nicht so relevant. Edelmann: "Dann setzen wir auf andere Sortimente – etwas mehr Textil. Die gehen weiterhin auf große Flächen."
Die sich im Insolvenzverfahren befindliche Sepa Projekt- und Entwicklungsgesellschaft soll ab Juni wieder stehen. Doch auf das Gelingen der Neckargalerie habe die mögliche zeitliche Lücke keinen Einfluss. Edelmann: "Die Mietverträge sind draußen. Die wichtigste Arbeit ist schon getan. Wir warten jetzt auf den Rücklauf."
Gemeinderat soll am Dienstag entscheiden
Mit dem Rücklauf meint er die Reaktion von Interessenten und die Konditionenverhandlung – also über Mietpreise etc. Edelmann: "Diese Konditionenverhandlungen übernimmt aber ohnehin der Investor – und das ist die Sepa Activ Horb/Neckargalerie."
Die Sepa Activ warte jetzt auf den Kaufvertrag für die Grundstücke – und damit auf die Entscheidung des Gemeinderats am Dienstag im vertraulichen Teil.
Edelmann: "Als nächstes ist dann der Kaufvertrag mit der Kreissparkasse auf der Agenda."
Hier hatte sich insbesondere Verwaltungsratschef Klaus Michael Rückert für den Abriss und den Umzug in die Neckargalerie stark gemacht. Rückert hatte im Rahmen des "Farbstreits" um das KSK-Rot eine mit dem Vorstand abgestimmte Erklärung veröffentlicht: "Die Kreissparkasse hat immer erklärt, dass sie bereit ist, beim Projekt Einkaufszentrum mitzumachen, wenn der Gemeinderat der Stadt Horb dieses umsetzen möchte. Auch wenn es für die Sparkasse wirtschaftlich sinnvoller wäre, ihr bisheriges Gebäude zu behalten und in den nächsten Jahren zu sanieren, sehen wir uns als Partner der Kommunen, und deshalb ist es auch unser Ziel, die Stadt Horb zu unterstützen. Die Sparkasse ist daher bereit, ihr Gebäude aufzugeben."
Auf die Insolvenz der Projektentwicklungs-GmbH angesprochen, ließ gestern Jochen Geiser, Sprecher der Kreissparkasse, folgendes Vorstandsstatement verbreiten: "Wir werden die Entwicklung weiter beobachten. Wir gehen davon aus, dass die Gespräche in der bisherigen Weise fortgeführt werden." Verwaltungsrats-Chef Rückert gestern: "Vorstand und Verwaltungsrat der Sparkasse Freudenstadt werden die Situation selbstverständlich beobachten. An der Position der Sparkasse zum Projekt ‘Neckar Galerie’ ändert der uns bekannte Sachstand nichts."
Bis September, so Jürgen Edelmann von Sepa-Activ, sollen die Mietverträge dann ausverhandelt sein. Der Geschäftsführer: "Einen Mietvertrag mit einem Lebensmittler haben wir unter Dach und Fach. Bei den Verhandlungen mit einem Drogeriemarkt sind wir zuversichtlich."
In diesem Zusammenhang fallen in der Stadt am häufigsten die Namen Rewe und Drogeriemarkt Müller.
Und Edelmann berichtet darüber hinaus: "Dazu haben wir die Zusage von zwei bedeutenden Bekleidungsanbietern. Wenn sich die Zusagen, die wir bisher haben, bewahrheiten, dann haben wir die 80 Prozent zusammen, um den Bau zu starten."