Eine lustige Hochzeit fand auf dem Festival statt. Foto: Maria Hopp

Thomas und Anna lassen sich auf Campingplatz 2 von Priester Haile Solomon trauen. Planschen im Neckar.

Horb - Campingplatz 2 auf dem Sportplatz: In der Nähe des Sportheims stehen Braut und Bräutigam. Der Brautstrauß besteht aus Bierdosen. Der Zylinder - auch aus Blech. Priester Haile Solomon hat nicht nur ein Kreuz umgehängt, sondern auch sein Zertifikat (aus dem Internet) mitgebracht. Eli kniet fromm nieder, Hailes geistiger Beistand hat weiße Robe, Fliege und eine rote Schärpe. Dazu Jesus-Look mit langen Haaren und Bart. Die Menge grölt. Thomas und Anna stehen auf dem Mini-Rock Banner. Werden sie sich trauen?

Haile: "Es gibt viele schlechte Sachen auf der Welt, die muss man unbedingt vermeiden. Radler!" Und die Menge skandiert: "Radler, Radler, nein, nein, nein!" Dann hat der Mini-Rock Priester ein Gebet vorbereitet für die Zeremonie: "Bitte ummantele uns mit dem Schutz vor einem Sonnenstich und bewahre uns vor Kater. Erfülle uns mit deinem heiligen Geist in Form von Pils, Export, Wein, Schnaps aber kein Radler. Wir danken dir für die Gabe, das Böse in Form von Biermischgetränken zu erkennen und zu entsagen! Amen und Prost."

Die Braut geht ans Megafon: "Danke, dass ihr hier seid! Ich heirate Thomas auch aus Liebe!" Thomas kontert: "Ich heirate jetzt die Liebe meines Lebens - Anna!" Und die Hochzeitsgemeinde feuert an: "Anna, Anna, Anna!

Dann das Ehegelübde. Thomas: "Es ist ein Wunder, dass wir uns kennengelernt haben!" Die Menge ruft: "Küssen, küssen, küssen!" Und schon ist es soweit -endlich der erlösende lange Kuss. Doch die Kids auf den Bänken haben noch nicht genug. Sie rufen: "Trichtern, trichtern, trichtern!"

Das Brautpaar geht in die Knie und rein mit dem Bierventil. Konfetti - und ein Trauzeuge schüttet noch »Lübecker Hochzeitsuppe« über die beiden. Dann wirft sie  den Brautstrauß in die Menge.

Alle leiden unter der Hitze

Die Ehe mitten im Mini-Rock-Feier-Wahnsinn ist das nur ein Spaß? Haile: "Nein." Er holt seine Eli ran. Beide ziehen ihre Eheringe ab: "Wir haben auf dem letzten Mini-Rock geheiratet. Guck steht auch hier in der Gravur!"

Wahre Liebe und jede Menge Spaß. Erinnert an das (umstrittene) Motte des Mini-Rock 2017: "Horb macht Liebe!" Und auch die, die damals das Plakat mit den küssenden Schwulen und Lesben kritisiert haben, sind diesmal auf dem Gelände: ULH-Fraktionschef Hermann Walz und Martin Raible. Im Pressezelt plaudert Raible gleich mit Bekannten, sagt: "Die Musik da draußen ist wirklich nicht meine. Aber das letzte Mini-Rock musste ich mir mal angucken."

Versöhnlicher Abschluss. SPD-Kollegin Viviana Weschenmoser steht mit dem Team-Trash an den Mülleimern und sagt: "Das macht total Spaß. Ich bin zum ersten Mal direkt auf dem Campingplatz und habe da Kontakt. Wenn wir die Kids ansprechen, räumen wir gemeinsam auf. Klasse!" Ihr Gemeinderatskollege Uwe Klomfass (SPD) dagegen schwitzt woanders: Für Radio Freudenstadt ist er unterwegs, um Band-Fotos zu machen.

Alle leiden unter der Hitze. Lara: "Ich war schon im Neckar. Der ist schön kühl, hat aber eine wahnsinnige Strömung." Gut, dass sie Rettungsschwimmer Kitn an ihrer Seite hat. Denn: Die Mini-Rock Fans machen den Neckar zum größten Freibad in der Region. Das Schild: "Der Neckar ist kein Badegewässer. Es besteht ein generelles Badeverbot« wird da zum Kult. Gerne mal abgemacht und hochgehalten, während man im kühlen Nass trichtert oder sich einfach treiben lässt. Klar, dass bei den verschärften Sicherheitsvorschriften auch die Mini-Rocker reagiert und einen Rettungsschwimmer postiert haben: Roter Hochstuhl, Trillerpfeifen und alles bleibt cool.

Mehr zum Thema gibt's in unserem Special zum Mini-Rock-Festival

Und so gut gekühlt hält man es auch im Sahara-Zelt aus! Dr. Aleks and The Fuckers ballern heißen Balkan-Rock raus - und die Fans tanzen, was das Zeug hält.

Und als Le Fly die schwarze Fahne "St. Pauli Tanzmusik" schwenkt, geht es ab vor der Bühne. Hände hoch it’s Rave- and Hip-Hop-Time. Trotzdem lockt am Rand immer noch der Gartensprenger.