Siegerlächeln: Jan Zeitler freut sich am Wahlabend in Überlingen über das sehr gute Ergebnis. Foto: Lück

Horbs Bürgermeister holt 44,3 Prozent. Beste Chancen im zweiten Wahlgang.

Überlingen/Horb - Das ist schon eine Sensation: Im ersten Wahlgang konnte der Horber Bürgermeister Jan Zeitler bei den OB-Wahlen in Überlingen gleich die meisten Stimmen holen!

Bisher ging man von einem Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Amtsinhaberin Sabine Becker und Jan Zeitler aus. Doch im vollen Kursaal vor den neugierigen Bürgern wurde von ausgezählten Wahlbezirk zu ausgezähltem Wahlbezirk deutlich: Becker hat offenbar keine guten Karten bei den Wählern: Nur 17,3 Prozent der Stimmen, während Zeitler mit 44,3 Prozent den ersten Platz holt. Auch überraschend: Klaus Kirchmann mit 32,2 Prozent auf dem zweiten Platz.

Als das amtliche Endergebnis um 19.01 Uhr verkündet wurde, strahlte Jan Zeitler. Mit einem riesigen Applaus wird er gefeiert. Und er sagt: "Ich bin voll motiviert. Ich habe noch 17 Tage Jahresurlaub und werde jetzt den Wahlkampf noch intensiver machen."

Das Gesicht von Noch-Amtsinhaberin Sabine Becker ist während der Wahlergebnisse immer länger geworden. Sie sagt: "Ich habe in den acht Jahren Amtszeit alles gegeben. Das Wahlergebnis ist sehr enttäuschend für mich – ich bin geschockt. Ich habe gekämpft für die Stadt und die Bürger immer mitgenommen. Ich werde aber nicht aufgeben und hoffe auf den zweiten Wahlgang. Vielleicht sind einige nicht zur Wahl gegangen, weil sie geglaubt haben, dass die Amtsinhaberin ohnehin reinkommt."

Eine Hoffnung, die doch eher optimistisch klingt. Denn: Mit einer Wahlbeteiligung von 61,5 Prozent der Stimmen zeigten die Überlinger den Skeptikern, dass diese OB Wahl durchaus die Menschen zur Urne bringt. Was auch auffällt: Mit dem Horber Jan Zeitler und dem gebürtigen Überlinger Klaus Kirchmann sind gleich zwei Kandidaten angetreten, die sich zwei Ziele auf die Fahnen geschrieben haben: Bürgernähe und effektive Verwaltung. Und sowohl Zeitler als auch Kirchmann sind die Stimmenkönige…

Günther Hornstein, Fraktionssprecher der Rats-CDU von Überlingen, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: "Ich denke, es hat hier in Überlingen eine Sehnsucht nach einem Wechsel gegeben. Mit 61,5 Prozent Wahlbeteiligung ist das dumme Geschwätz von der niedrigen Wahlbeteiligung auch hinfällig. Ich denke, bei Jan Zeitler hat die Verwaltungserfahrung den Ausschlag gegeben."

Doch auch der zweitplatzierte Kirchmann ist kampfbereit für die Stichwahl in drei Wochen. Er sagt: "Im Vorfeld sah es schon nach einer Wechselstimmung in Überlingen aus. Die Amtsinhaberin wurde nach meinem Empfinden relativ hart abgestraft. Obwohl ich ihre Arbeit anerkennen muss."

Kirchmann will sich heute mit seinen Beratern hinsetzen und die Strategie für den Wahlkampf festsetzen: "Ich bin sehr zuversichtlich. Ich stehe für Bürgernähe. Ich denke, was in der ersten Wahl passiert ist, ist die richtige Botschaft, die Überlingen braucht, um Missstände zu korrigieren."

Und für den Horber Bürgermeister ist jetzt klar: Jetzt kann er OB von Überlingen werden! Zeitler: "Ich konzentriere mich nur auf mein Ergebnis. 44,3 Prozent sind eine klare Aussage von den Überlinger Bürgern. Von der Deutlichkeit bin ich selber überrascht. Ich werde mich heute mit meinem Team zusammensetzen, um Oberbürgermeister von Überlingen zu werden. Ich bin sehr glücklich über die Vertrauensbasis durch die Wählerinnen und Wähler. Es gibt eine Wechselstimmung in der Stadt, wie auch das Wahlergebnis bestätigt."

Die einzige, spannende Frage: Wie reagiert der vierte OB-Kandidat Georg Müller? Er war gestern nicht im Kursaal von Überlingen. Ob er bei der nächsten Wahl am 27. November wieder antritt? Dann siegt der Kandidat, der die meisten Stimmen hat. Müller hatte 6,1 Prozent der Stimmen. Der Abstand zwischen Zeitler (44,3 Prozent) und Kirchmann (32,2 Prozent) liegt bei zwölf Prozent.

Und die Amtsinhaberin? Die scheint kaum noch Aussicht auf Erfolg haben, muss aber wohl antreten. "Wenn sie nicht antritt, verliert sie den Anspruch auf die Bezüge", sagt der erfahrene Horber Kommunalpolitiker Gerhard Munding.