Der Bauboom erreicht auch den ländlichen Raum. Foto: © chrisberic – stock.adobe.com

 Angebot an Bauplätzen kann hoher Nachfrage nicht gerecht werden. Erschließung neuer Grundstücke in Planung.

Horb - Der Bauboom ist ungebrochen. Doch der Stadt gehen die Bauplätze aus: Aktuell gibt es nur noch drei freie Bauplätze in kommunaler Hand.

Das bestätigt Stadtsprecher Christian Volk: "Aktuell sind noch acht Bauplätze in städtischem Eigentum. Fünf hiervon sind bereits an mögliche Käufer reserviert. Hinzu kommen vier Bauplätze aus der privaten Bauplatzbörse." Das ist schon knapp.

Volker Bailer, Ausschussmitglied von Haus und Grund und selbst Immobilienmakler bei der Kreissparkasse: "Die Leute haben noch Lust zu bauen – hauptsächlich Einfamilienhäuser. Doch das Angebot an Bauplätzen in Horb – egal, ob von privat oder kommunal, kann die derzeitige Anfrage nicht bedienen!"

Tilman Stroh, Vorsitzender von Haus und Grund: "Die Menschen schauen sich die Preise in Herrenberg an – zu teuer. Dann gehen sie mit dem Finger die Autobahn runter. Und dann treffen sie auf Ergenzingen oder Horb. Umso wichtiger, wenn dann ein interessantes Potenzial an Bauplätzen für die verschiedenen Bedürfnisse der potenziellen Käufer vorhanden ist."

Der Haus und Grund-Vorsitzende kennt aus seiner Tätigkeit als Steuerberater "Leute aus Stuttgart, die in Horb Immobilien haben und umgezogen sind. Sie sagen: Hier bekomme ich tolle Immobilien für die Hälfte des Preises. Ob ich nun mit dem Auto 35 Minuten von Esslingen nach Stuttgart brauche oder von Horb nach Stuttgart-Vaihingen – das stört mich nicht."

Chance für den ländlichen Raum

Ein Trend, den auch sein Kollege Bailer beobachtet: "Die Entwicklungen im Wohnungsmarkt in der Region Stuttgart führt dazu, dass auch der ländliche Raum am Boom teilnehmen kann. Es gibt da zwei Entwicklungen: Seit fünf Jahren drängen die Menschen in die Stadt. Da tun sich die kleinen Ortschaften schwer. Doch wenn ich in der Stadt nichts bekomme oder mir die Preise zu teuer sind, dann ist das die Chance für den ländlichen Raum wie Horb."

Ausschusskollege Manfred Bok: "Um die Chance zu nutzen, braucht es auch ein aktives Marketing der Stadt. Wo beispielsweise auf die exzellente Verkehrsanbindung hingewiesen werden. Dazu gehören nicht nur die Autobahn, sondern auch die Öffentlichen Verkehrsmittel mit den schnellen Zugverbindungen mitten ins Zentrum der Landeshauptstadt. Und weil Horb vom Potenzial her Familien auch das Wohnen mitten im Grünen erlaubt, sollten neben der Kernstadtstruktur, der Autobahnnähe, der historischen Altstadt als auch die Natur stärker in den Fokus gerückt werden." Stroh: "Zu dieser Strategie sollte natürlich auch die dringend notwendige Verbesserung des ÖPNV in den Ortsteilen gehören."

Die Bauplatz-Lücke. Wann wird sie geschlossen? Stadtsprecher Volk: "Die weitere Bauflächenentwicklung wurde unter anderem in der Juli-Sitzung des Gemeinderats beraten. In der Folge werden die Möglichkeiten zur beschleunigten Entwicklung von Baugebieten wahrgenommen. Als nächste Baugebiete sind ›Allmend-Mitte‹ (rund 17 Bauplätze) in Bittelbronn, ›Schulstraße-Süd‹ in Nordstetten (rund 40 Bauplätze) und ›Am Killberg‹ (sieben Bauplätze) in Grünmettstetten angedacht. Hinzu kommen die Wohnbauflächen im Bereich der Konversion der ›Hohenberg-Kaserne Mitte‹.

Insgesamt ist für 2018 die Schaffung von 71 Wohnbauplätzen geplant, deren tatsächlich Erschließung sich aber teilweise bis ins Jahr 2019 erstreckt. Durch vom Gemeinderat bestätigte Maßnahmen sollen bis zu 150 zusätzliche Bauplätze bis Ende 2021 entstehen.

Weitere Bauplätze in der Erschließung

Das ist schon knapp, wie der Stadtsprecher bestätigt: "Der aktuelle Bestand ist aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage zwar gering, allerdings sind wie oben dargestellt weitere Bauplätze bereits in der Erschließung."

Fakt ist: Alle Bauplätze in guter Lage gehen sehr schnell weg. Beispielsweise die zehn in Dettensee (wir berichteten). Und die sogenannte Innenentwicklung, also die Vermarktung von Grundstücken innerhalb der Ortskerne, geht eher schleppend voran. Stadtsprecher Volk: "Durch konkrete Maßnahmen der Bauleitplanung wurden 2017 allerdings zwölf Bauplätze geschaffen."

Die Innenentwicklung ist jedoch ein langwieriger Prozess, so weiß Haus und Grund. Tilman Stroh: "Die Entwicklung wächst über Jahre. Das liegt teilweise daran, dass es einem Teil der Grundstückseigentümer schwer fällt, ihre Immobilien an den Markt zu bringen. Einigen fehlt der Weitblick. Oft macht es nur Sinn, wenn mehrere Gebäude und Grundstücke zusammen gelegt werden. Und das erfordert natürlich Einsicht und Fantasie. Und das Einlassen auf Modelle, dass man beispielsweise sein Eigentum hergibt und dafür im neuen Gesamtgebäude als Gegenwert eine Wohnung bekommt. Deshalb ist unsere Forderung, dass die Rathausspitze auch in die Quartierplanung einsteigt und den Eigentümern mit Visionen in der Innenentwicklung den Mund wässrig macht!"

Über diese Forderung hatte der Schwarzwälder Bote im Zusammenhang mit der Kernstadtentwicklung bereits berichtet.