Den Sparkassen-Teil des Einkaufszentrums findet der Rexinger Architekt Vandeven relativ gelungen - dem Rest kann er nicht viel abgewinnen. Foto: SEPA-ACTIV nps tchoban voss

Karl A. Vandeven nennt Fassae "architektonische Fehlleistung". "Wer will da noch in die Unterstadt?"

Horb - "Für mich ist das, was hier am Bahnhofareal geplant wird nach wie vor ein Desaster." Karl A. Vandeven, Landschaftsarchitekt, Stadtplaner und Mitinitiator des Neckarblühens, nimmt zur geplanten "Neckargalerie" kein Blatt vor den Mund.

Diese Art der Planung, so Vandeven weiter, habe    in Horb "System". Er nennt als Beispiele das Park- & Ride-Parkhaus, Aldi und Kaufland. Vandeven: "Dieser Tradition sind die Horber Verwaltungs-spitze und große Teile des Gemeinderates verhaftet, da sie ja auch schon für diese bereits bestehenden Gebäude verantwortlich zeichnen. Die Fassade der 'Neckargalerie‹ ist und bleibt für mich eine städtebauliche und architektonischer Fehlleistung und dies von fast allen Seiten."

Auf der Stadtseite, so Vandeven, springe einem die farbige Fassade der Kreissparkasse geradezu ins Gesicht, "wobei dieser Teil noch zu der am besten und ehrlichsten ausgeformten Architektur gehört." Der Architekt aus Rexingen spricht hier von  einem "Verwaltungsgebäude, das in der Fassadengestaltung von den drei Sichtseiten noch relativ ehrlich ausgebildet ist und lediglich in der vorgestellten Farbgebung überzieht."Die restliche Bebauung entlang der Hornauerstraße ist, so rügt Vandeven, eine "Applikation von Baukörpern, die keinerlei Ausstrahlung und keinerlei Bezug zu irgendetwas haben." Die in verschiedenen Richtungen angezogenen Attika (Aufkantungen) auf den Dächern der Obergeschosse sollen die Aufsicht von der Altstadt stören, so sein Argument. Sie seien jedoch nur "Attrappen und Fassade, die etwas von der Horber Richtungslosigkeit vermittelt". Die ganze Fassade wirke "ein bisschen wie willkürlich zusammengefügte Gebäudebruchstücke". Sich an Hand der vorgestellten Animation einen interessanten Fußgängerweg an der Hornaustraße vorzustellen fällt sehr schwer.

Vor allem aber die Seite zur Bahn, mit den Auf- und Abfahrten sei als Stadteingang für Bahnbenutzer "eine Katastrophe". Vandeven: "Hier streckt einem Horb wirklich den Hintern entgegen."Was bleibt, ist nach Meinung Vandevens "ein Gebäude, von dem nachher viele sagen, ja so haben wir uns das nicht vorgestellt." Verwaltung und Gemeinderat, so glaubt er, werden auf die Notwendigkeit, den Investor nicht verprellen zu wollen hinweisen, "und die Bevölkerung hat ein Thema, das von anderen Horber Problemen, der Verkehrssituation und dem desolaten Restzustand der unteren Kernstadt, vorerst ablenkt.""In der Neckarstraße stehen schon jetzt vier bis fünf Geschäfte leer", mahnt Vandeven, "weitere werden in die neue Neckargalerie ziehen. Zudem weiß man immer noch nicht, wie die Leute vom neuen Einkaufszentrum über die Dammstraße in die Stadt kommen sollen, außer über eine Ampel mit langer Wartezeit wie jetzt. Dabei wird der Verkehr durch das Einkaufszentrum hier noch zunehmen. Die Verkehrsproblematik bleibt also auf noch nicht absehbare Zeit bestehen."

Vandeven sieht die Folgen des Projekts auf die Entwicklung der Innenstadt: "Wer will da noch in die Unterstadt, wenn er im Kaufland und der neuen Neckargalerie mit dem Auto zu- und abfahren kann, ein Café oder gar Gastronomie vorfindet und im Trockenen ist? Die Horber Unterstadt wird aber ohne neues Geschäftleben und Publikumsverkehr noch weiter veröden."