Schulsanierungen kosten 1,7 Millionen Euro

Dabei soll die Roßbergschule zum Schuljahreswechsel durch sein. Die 373 000 Euro teure Sanierung soll sofort starten. Als erstes werden die Spanplatten-Verblendungen in den Klassenräumen ausgetauscht. Die Akustikdecken in den Klassenräumen sollen dann nächstes Jahr installiert werden – gemeinsam mit der Installation einer Amok- und Brandmelde-Anlage.

FDP-Kreisrat Daniel Wochner: "Verstehe ich das richtig, dass erst die niedriger belasteten Wände ausgetauscht werden und dann die höher belasteten Decken?"

Gernot Meyer, Architekt im Landratsamt für Bau und Umwelt: "Ja, organisatorisch geht das nicht anders." Landrat Rückert: "Das sehen wir auch nicht als Problem. Die Formaldehyd-Werte in den Räumen liegen alle unterhalb des Richtwertes. Wenn wir dort eine Überschreitung hätten, müssten wir Sofort-Maßnahmen ergreifen."

Zwischen Stahlstreben muss fast alles raus

Bei der Pestalozzischule ist die Lage dramatischer. Hier sind im Altbau nicht nur die Räume mit Formaldehyd belastet. Auch der Holzständer-Aufbau ist durch den feuchten Kriechkeller "verfault und brüchig", so Landkreis-Architekt Meyer.

Deshalb muss hier sozusagen fast alles raus zwischen den Stahlstreben. Kein Wunder, dass hier die Sanierungskosten auf 1,3 Millionen Euro geschätzt werden. Das ist aber noch billiger als ein Neubau, so Landkreis-Architekt Meyer. Der würde 3,4 Millionen Euro kosten.

Anhand der beiden Referenzräume – Raum 10 und Raum 12 – wurde das ausprobiert. Hier wurden die Baufugen zum feuchten Keller abgeklebt und Gipskarton-Wände neu gebaut. Damit innen nichts mehr feucht ist, muss auch eine Außendämmung auf die Außenwand angebracht werden. Damit das kalte Schwitzwasser nicht innen abläuft, sondern außen.

Die Decken werden mit einem Holz-Werkstoff gebaut, der sogar den "Blauen Engel" trägt. Weil man dieses Material schnell verlegen kann, ist es die günstigste Lösung.

Landkreisarchitekt Meyer: "Wir haben die Sanierung mit mehreren Sachverständigen durchgesprochen. Auch die Messungen weisen den Erfolg der verbauten Materialien nach." In Raum 10 sank so die Formaldehydbelastung von 0,13 mg/Kubikmeter Raumluft auf 0,076. Durch die Sanierung könne man auch die Gesamtkosten genau abschätzen. Auch die Möbel werden in beiden Schulen nach Baujahr und Bauart geprüft und bei Bedarf ausgetauscht.

Fakt ist auch: Bei der Sanierung in der Pestalozzi-Schule werden immer zwei Räume auf einmal gemacht. Die Schüler müssen dann in die Hauptschule Eutingen ausweichen. Deshalb rechnet der Landkreis mit zusätzlich 30 000 Euro Umzugskosten.

Wann wird die Pestalozzischule saniert? Das ist noch unklar. Die Mittel für die Umbauten sollen sowohl im Haushalt 2014 als auch im Jahr danach bereitgestellt werden. Der Landkreis lässt jetzt in den Weihnachtsferien unter anderem auch in der Berufsschule Horb die Formaldehydbelastung messen.

Und was kann die Stadt Horb aus den Landkreis-Erfahrungen lernen? Selbst schadstoffärmste Spanplatten scheinen nicht die Lösung zu sein. Sondern Gipskarton-Lösungen. Landkreis-Architekt Meyer: "Wir haben uns, wo es sinnvoll war, für die E1-Klassifizierung bei der Formaldehyd-Ausgasung entschieden. Bei den E0-Platten sind Iso-Cyanate im Leim. Und die können Asthma und hautallergische Reaktionen auslösen."

Kreisrat Wochner: "Zu beachten ist auch, dass diese Schadstoff-Klassifizierung nur funktioniert, wenn die Versiegelung der Spanplatte unbeschädigt ist. In der Schule ist es aber wahrscheinlich, dass mal ein Nagel reingeschlagen oder dagegengestoßen wird."

Kreisrat Ernst Wolf konnte in dem Sanierungsbeschluss wenigstens etwas Gutes finden: "Durch den neuen Vollwärmeschutz außen in der Pestalozzischule dürfte die Energierechnung in Zukunft niedriger sein."

Der Technische Ausschuss stimmte dem Beschlussvorschlag mehrheitlich zu. Nur Wochner enthielt sich der Stimme. Die Stadt Horb will in der November-Sitzung des Gemeinderates ihre weiteren Schritte bei der Formaldehydsanierung im Schulzentrum, MGG, Grundschule Nordstetten und Talheim verkünden.