_Offen, freundlich, sich nicht zu wichtig nehmend, verabschiedete sich Achim Wicker nach mehr als 16 Jahren aus dem Dekant Freudenstadt-Horb.  Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Würdenträger, Weggefährten und Freunde verabschieden sich feierlich von Dekanatsreferent Achim Wicker

Das Dekanat Freudenstadt-Horb verabschiedete in festlichem Rahmen seinen langjährigen Dekanatsreferenten Achim Wicker.

Am Freitagabend verabschiedete das Dekanat Freudenstadt-Horb in festlichem Rahmen seinen langjährigen Dekanatsreferenten Achim Wicker.

Horb/Freudenstadt. Die Organisatoren dieser Feier, die streng alle coronabedingten Vorschriften beachteten, luden in die Taborkirche nach Freudenstadt ein. Um die 70 Personen fanden den Weg in die katholische Kirche in der Alfredstraße. Darunter Würdenträger aus der Kirche wie der frühere Dekan Markus Ziegler, sein evangelischer Kollege Dekan Werner Trick, die Pfarrer Noppenberger und Morein, Pater Janis und Diakon Klaus Konrad aber auch Weggefährten und Freunde, die mit Achim Wicker in vielen karitativen und sozialengagierten Projekten in den mehr als 16 Jahren, in denen er im Landkreis tätig war, zusammenarbeiteten.

Wie bereits berichtet, wird Wicker als Dekanatsreferent nach Balingen wechseln und jedem der Anwesenden war es ein besonders Anliegen, sich persönlich von dem Mann, der so viele Ideen und neue Ansätze in seiner Amtszeit umgesetzt oder zumindest auf den Weg gebracht hat, zu verabschieden.

Dazu hatten die Männer und Frauen, die zu diesem Festakt eingeladen waren, bereits ab 17 Uhr im Foyer des Gotteshauses Gelegenheit. Auf 18 Uhr war ein Vespergottesdienst als spirituelle Pause und kleine Rast am Ende einer aufreibenden Woche vorgesehen. Ein Gottesdienst, der vom neu gewählten Dekan Anton Bock, ebenfalls ein langjähriger Freund und Wegbegleiter von Achim Wicker, zelebriert wurde. Bock konzentrierte sich in diesem Vespergottesdienst auf die liturgisch wichtigen Eckpunkte, denn die Ausgangssperre ab 20 Uhr hing wie ein Damoklesschwert über der Feier. Selbst Wickers Ehefrau und die beiden Söhne konnten nicht ganz bis zum Ende der Veranstaltung bleiben, da sie eine knappe Stunde Fahrzeit in ihren Wohnort in einer Balinger Teilgemeinde hatten. "Zügig, aber net verhuddelt" nannte Bock später seinen Gottesdienst. Umrahmt wurde diese Feierstunde von Kirchenmusikdirektor Karl Echle an der Orgel, der zudem aus seiner Chor-Schola vier herausragende Stimmen ausgewählt hat, die eine wunderbar zusammengestelltes Liedrepertoire vortrugen.

Nach der Eröffnung durch Dekan Bock, dem später die Lesung, die Fürbitten, vorgetragen von Dekanatsreferentin Nicole Ude und Christina Rehberg, das Vater unser, die Oration und der Segen folgte, sang der vierstimmige Chor noch das bekannte irische Segenslied "Möge die Straße uns zusammenführen." Die Strophen dieses Liedes waren so etwas wie ein symbolisches Abschiedsgeschenk und gleichzeitig ein Wunsch für die Zukunft aller Anwesender an den scheidenden Dekanatsreferenten.

Doch das war nicht alles, was er an diesem Abend mit nach Hause nehmen durfte. In den anschließenden Grußworten würdigten Dekan Anton Bock, Landrat Klaus Michael Rückert, Dekan Werner Trick sowie die gewählten Vorsitzenden des Dekanatsrats, Michael Zörner und Knut Peter die Verdienste des 50-jährigen, menschenzugewandten Netzwerkers, der Achim Wicker immer war und auch in Zukunft sein wird.

Bock dankte seinem Mitarbeiter, der für ihn immer ein Partner auf Augenhöhe war, für die Zeit, die man gemeinsam verbringen durfte und stellte recht pragmatisch fest, dass, wenn man alle Verdienste von Achim Wicker aufzählen würde, dies den Zeitrahmen komplett sprengen würde. Attribute wie außerordentlich engagiert, fleißig, stets gut gelaunt, loyal, wohltuend strukturiert, barmherzig, bescheiden sowie ökumenisch im Denken und Tun waren nur einige Begriffe, die Bock als Charakterisierung des scheidenden Dekanatsreferenten wählte. Er hob dessen "lasst uns machen"-Mentalität hervor, würdigte sein Engagement um den Kraftort Heiligenbronn und um die Vesperkirche in Horb und hofft, dass Vieles von dem, was Wicker angestoßen und in den mehr als 16 Jahren im Dekanat Freudenstadt-Horb auf den Weg brachte, auch nach seinem Wechsel in das "zweitschönste Dekanat von Baden-Württemberg" bleibt.

"Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt und die Stadt, die auf dem Berg liegt" fasste Dekan Bock das Wirken von Achim Wicker zusammen. Vom Dekanat gab ’s als Abschiedsgeschenk einen Gutschein für eine geführte Schneewanderung im Nationalpark und den obligatorischen Blumenstrauß. Doch damit nicht genug.

Anton Bock hatte noch eine besondere Auszeichnung in Petto. Er durfte Wicker das Ehrenzeichen in Silber der verbandlichen Caritas überreichen. Mit diesem besonderen Ehrenzeichen werden Hauptamtliche nach mindestens 15-jähriger Tätigkeit, die sich durch die Qualität ihres Engagements und der Dauer ihres Dienstes sowie durch die Wirkung ihrer Arbeit für die Caritas deutlich abhebt, geehrt. "Das Engagement und die Wirkung dieses Hauptberuflichen sollten dafür deutlich über die Erfüllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten hinausgehen", steht dazu in der Satzung.

Landrat Klaus Michael Rückert gab in seinem Grußwort zu, dass er, selbst strenger Katholik, bis zu seinem Dienstantritt in Freudenstadt vor gut zehn Jahren noch nie etwas von einem Dekanatsreferenten gehört hat. Das hat sich durch Achim Wicker wirksam geändert. "Sie sind ein Mann, der für die Gesellschaft ist. Der unendlich viel Gutes für die Menschen hier getan hat. Der Initiativen ganz nahe am Menschen angestoßen und initiiert hat", hob Rückert hervor. "Für mich war der von ihnen ins Leben gerufene runde Tisch von Kirche und Politik immer ein Höhepunkt im Jahreskreis." Als sein Abschiedsgeschenk hatte der Landrat ein T-Shirt mit der Evolution des Affen zum Trompeter drucken lassen, da er einem Bericht des Schwarzwälder Boten entnommen hat, dass Wicker im evangelischen Posaunenchor seiner Heimatgemeinde Trompete spielt.

Doch vielleicht das wichtigste Geschenk des Abends war eine sehr persönliche Einladung von Rückert an Wicker zu einem Gespräch und auf ein Getränk. "Sie waren immer ein Mensch, der mich interessiert hat, der mir gutgetan hat und mit dem ich mich, nicht ganz uneigennützig, gerne auch mal abseits des Tagesgeschäftes unterhalten würde."

Dekan Werner Trick hob die außerordentlich gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem scheidenden Dekanatsreferenten hervor und wünschte, dass er auch an neuer Wirkungsstätte das Salz der Erde und das Licht der Welt sein möge.

Mit den Worten: "Liebe Trauergemeinde" begann Knut Peter seinen Redebeitrag. Er, und viele andere seien sehr traurig, dass ein guter Freund das Dekanat verlasse, doch sie gönnten ihm diesen Schritt, der, insbesondere was die tägliche Fahrstrecke betrifft, einiges an Vorteilen biete. Auch der Vorsitzende des Dekanatsrates, Michael Zörner, bedauert den Weggang von Wicker. "Ich hätte gerne noch viele Jahre mit dir zusammengearbeitet", gab er zu. Vom Dekanatsrat gab es eine spezielle Pfannkuchen-Pfanne und zudem einen ganz besonderen Musik-Gruß. Der Song "Goodbye, Jonny" in dessen Text es heißt: "Schön war’s mit uns zwei’n. Aber leider, aber leider, kann’s nicht immer so sein" klang als Saxofon-Solo durch das Gotteshaus.

Der so geehrte und gelobt trat zum Abschluss des Abends in seiner ihm eigenen Bescheidenheit ans Mikrofon und bedankte sich für eine Zeit, in der es neben den Pflichtaufgaben immer wieder Platz für neue Dinge gab. Er zeigte sich dankbar dafür, dass er immer wieder auf Menschen traf, die ihn auf seinem Weg begleiteten. "Mir war und ist wichtig, in dieser Kirche immer für die Menschen da zu sein und was bleibt, das sind wunderbare Erinnerungen an diese Zeit hier" sagte er zum Abschied.

Mit stehendem Applaus verabschiedete die kleine Zahl seiner Wegbegleiter diesen besonderen Mann, der mit unverstelltem Blick und viel Menschlichkeit in seiner Amtszeit im Kreis Freudenstadt-Horb sehr Vieles sehr richtig gemacht hat.